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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Arbeit vertieft. Wenn ein Mann so weit war, entließ er das Schaf
in die Obhut der wartenden Jungen, die es dann forttrieben, während man ihm das
nächste brachte. Egwene ließ sich Zeit, um einen Vorwand zum bleiben zu haben.
Sie trödelte nicht herum, jedenfalls nicht richtig; sie wollte einfach nur
wissen, was los war.
    Ihr Vater musterte die Jungen einen
Augenblick lang, schürzte die Lippen und sagte dann: »Nun, Jungs, ich hoffe,
ihr habt hart gearbeitet.« Mat warf Rand einen überraschten Blick zu, und
Perrin zuckte unbehaglich mit den Schultern. Rand nickte bloß, wenn auch unsicher.
»Denn ich dachte, es wäre jetzt Zeit für die Geschichte, die ich euch
versprochen habe«, fuhr ihr Vater fort. Egwene grinste. Ihr Vater erzählte die besten Geschichten.
    Mat hob den Kopf. »Ich will etwas über
Abenteuer hören.« Der Blick, den er Rand diesmal zuwarf, war trotzig.
    Â»Ich über Aes Sedai und Behüter«, stieß
Dav eilig hervor.
    Â»Und ich über Trollocs«, fügte Mat hinzu,
»und … und … und einen falschen Drachen!«
    Dav öffnete den Mund und schloss ihn
wieder, ohne etwas zu sagen. Allerdings schaute er Mat böse an. Es war ihm
unmöglich, den falschen Drachen zu übertreffen, und das wusste er auch.
    Egwenes Vater schmunzelte. »Ich bin kein
Gaukler, Jungs. Solche Geschichten kenne ich nicht. Tam? Willst du es nicht
versuchen?«
    Egwene blinzelte. Woher sollte Rands
Vater solche Geschichten kennen, wenn sie ihrem Vater unbekannt waren? Meister
al’Thor war vom Dorfrat auserwählt worden, für die Bauern rings um Emondsfelde
zu sprechen, aber so weit sie wusste, hatte er wie alle anderen auch bloß Schafe
gezüchtet und Tabak gepflanzt.
    Meister al’Thor sah unangenehm berührt
aus, und Egwene hoffte, dass er keine solchen Geschichten kannte. Sie wollte
nicht, dass jemand ihren Vater übertraf. Natürlich mochte sie Rands Vater, also
wollte sie auch nicht, dass er sich zum Gespött machte. Er war ein stämmiger
Mann mit grauen Strähnen im Haar, ein stiller Mann, und jedermann mochte ihn
gut leiden.
    Meister al’Thor schor sein Schaf zu Ende,
und als man ihm das nächste brachte, tauschte er mit Rand ein Lächeln aus.
»Zufällig kenne ich eine ähnliche Geschichte«, sagte er. »Ich erzähle euch vom
echten Drachen, nicht von einem falschen.«
    Meister Buie richtete sich so schnell von
seinem zur Hälfte geschorenen Schaf auf, dass das Tier ihm um ein Haar
entkommen wäre. Er kniff die Augen zusammen, obwohl sie immer ziemlich schmal
waren. »Davon wollen wir nichts hören, Tam al’Thor«, knurrte er mit seiner
kratzigen Stimme. »Das ist nichts für anständige Ohren.«
    Â»Immer mit der Ruhe, Cenn«, sagte Egwenes
Vater beschwichtigend. »Es ist bloß eine Geschichte.« Aber er sah Rands Vater
dabei an, und offensichtlich war er sich nicht so sicher, wie er vorgab.
    Â»Manche Geschichten sollten nicht erzählt
werden«, beharrte Meister Buie auf seinem Standpunkt. »Manche Geschichten sollten
nicht bekannt werden! Das ist nicht richtig, sage ich! Es gefällt mir nicht.
Wenn sie etwas über Kriege hören müssen, erzählt ihnen etwas über den
Hundertjährigen Krieg oder die Trolloc-Kriege. Da haben sie ihre Aes Sedai und
Trollocs, wenn man schon über solche Dinge sprechen muss. Oder den Aiel-Krieg.«
Einen Augenblick lang hatte Egwene den Eindruck, dass sich Meister al’Thors
Gesicht veränderte. Einen Augenblick lang erschien er härter. Hart genug, um
die Wächter der Kaufleute wie Schwächlinge erscheinen zu lassen. Sie bildete
sich heute viele Dinge ein. Für gewöhnlich erlaubte sie ihrer Vorstellungskraft
nicht, mit ihr auf diese Weise durchzugehen.
    Meister Cole schlug die Augen auf. »Er
will bloß eine Geschichte erzählen, Cenn. Eine Geschichte, Mann.« Er schloss die Augen
wieder. Man wusste nie genau, wann Meister Cole wirklich schlief.
    Â»Du hast noch nie etwas gehört, gerochen
oder gesehen, das dir gefiel, Cenn«, sagte Meister al’Dai. Er war Bilis
Großvater, ein schlanker Mann mit dürrem weißem Haar und genauso alt wie
Meister Cole, wenn nicht sogar noch älter. Die meiste Zeit musste er beim Gehen
einen Stock benutzen, aber seine Augen blickten klar und scharf, und für seinen
Verstand galt das Gleiche. Er war mit der Schafschere fast so schnell

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