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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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behutsam
rückwärts und zog den Grauen mit sich. Er hatte gehört, wie der Landesteg der
Taren-Fähre aussah: eine Brücke ins Nichts, an deren Ende nur die Fähre lag.
Der Taren war angeblich breit und tief und hatte eine trügerische Strömung, die
auch den stärksten Schwimmer unter Wasser ziehen konnte. Viel breiter als der
Weinquellenbach, dachte er bei sich. Dazu noch der Nebel … Er war erleichtert,
als er wieder Erdboden unter den Füßen fühlte.
    Ein zorniges ›Hsst!‹ von Lan, beißend wie
der Nebel. Der Behüter gestikulierte und eilte an Perrins Seite. Er zog den
Umhang des kräftigen Burschen weg, bis die große Axt zu sehen war. Gehorsam,
auch wenn er nicht verstand, warum, warf Rand seinen Umhang über die Schulter
zurück, um sein Schwert zu zeigen. Als Lan schnell zu seinem Pferd zurücklief,
erschienen im Nebel schwankende Lichter, und gedämpfte Schritte näherten sich.
    Sechs Männer in grober Kleidung folgten
Meister Hochturm mit unbewegten Gesichtern. Die Fackeln, die sie trugen,
vertrieben den Nebel in einem engen Umkreis. Als sie stehen blieben, konnten
sie die ganze Gesellschaft aus Emondsfelde deutlich erkennen. Sie waren von
einer grauen Mauer umgeben, die durch den reflektierten Fackelschein noch
undurchdringlicher wirkte. Der Fährmann betrachtete sie. Den schmalen Kopf hielt
er schief, und seine Nase zuckte wie bei einem Wiesel, das die Luft prüft, ob
eine Falle droht.
    Lan lehnte sich scheinbar unbeteiligt an
seinen Sattel, doch eine Hand ruhte drohend auf dem langen Knauf seines
Schwertes. Rand ahmte rasch die Haltung des Behüters nach, indem er eine Hand
auf sein Schwert legte. Doch er glaubte nicht, dass er diesen bedrohlichen
Eindruck erwecken konnte. Vielleicht lachen sie, wenn
ich es versuche.
    Perrin lockerte seine Axt in der
Lederschlaufe und stellte sich absichtlich breitbeinig hin. Mat legte eine Hand
auf den Köcher. Rand fragte sich, in welchem Zustand sich Mats Bogensehne
befand, nachdem sie dieser Feuchtigkeit ausgesetzt gewesen war. Thom Merrilin
trat großspurig vor und hielt eine leere Hand hoch, die er langsam drehte.
Plötzlich machte er eine schwungvolle Bewegung, und ein Dolch wirbelte zwischen
seinen Fingern hindurch. Der Griff landete in seiner Handfläche, und er
reinigte sich lässig die Fingernägel damit. Ein leises Lachen trieb von
Moiraine herüber. Egwene klatschte, als beobachte sie eine Vorführung beim
Fest, hielt dann inne und blickte beschämt drein. Ihr Mund zuckte trotzdem im
Anflug eines Lächelns.
    Hochturm wirkte überhaupt nicht
erheitert. Er starrte Thom an und räusperte sich laut. »Es war von mehr Gold
für die Überfahrt die Rede.« Er sah wieder mit einem mürrischen und
gleichzeitig verschlagenen Blick einen nach dem anderen an. »Was Ihr mir zuvor
gegeben habt, ist jetzt an einem sicheren Ort verwahrt, klar? Da kommt Ihr
nicht mehr dran.«
    Â»Der Rest des Goldes«, sagte Lan zu ihm,
»ist in Eurer Hand, wenn wir am anderen Ufer sind.« Der Lederbeutel an seinem
Gürtel klimperte, als er ihn ein wenig schüttelte.
    Einen Augenblick lang huschte der Blick
des Fährmanns zu dem Beutel hinüber, doch schließlich nickte er. »Fangen wir
also an«, murmelte er und schritt hinaus auf den Steg, von seinen sechs Helfern
gefolgt. Der Nebel wich vor den Fackeln zurück. Hinter ihnen schlossen sich
graue Fühler und füllten den Raum, in dem sie sich befunden hatten. Rand eilte
hinterher.
    Die Fähre war eine breite Holzbarke mit
hochgezogenen Seiten. Man erreichte sie über eine Rampe, die hochgezogen werden
konnte und so das eine Ende abschloss. Auf beiden Seiten verliefen Seile, stark
wie das Handgelenk eines Mannes. Die Seile waren an massiven Pfosten am Ende
des Stegs befestigt und verschwanden auf der anderen Seite in der Nacht über
dem Fluss. Die Helfer des Fährmanns steckten ihre Fackeln in Eisenklammern an
den Bordwänden der Fähre, warteten, bis alle ihre Pferde an Bord geführt
hatten, und zogen dann die Rampe hoch. Das Deck knarrte unter Hufen und
scharrenden Füßen, und die Fähre schwankte unter ihrem Gewicht.
    Hochturm fluchte vor sich hin und knurrte
sie an, sie sollten ihre Pferde festhalten und in der Mitte bleiben, damit sie
den Helfern nicht im Weg standen. Er schrie seine Helfer an und hetzte sie
herum, als sie die Fähre auf die Überquerung vorbereiteten, aber was er

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