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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beruhigte sie
nicht sonderlich. Wald und Bauernhäuser, Mond und Straße waren verschleiert und
verborgen. Immer noch bellten Hunde, hohl und fern in dem grauen Dunst, wenn
sie an Bauernhöfen vorbeikamen, aber sonst war außer dem Dröhnen der Pferdehufe
kein Laut zu hören. Nichts veränderte sich in diesem formlosen, aschfahlen
Nebel. Nichts wies darauf hin, dass Zeit vergangen war – höchstens die
wachsenden Schmerzen in der Hüfte und im Rücken.
    Rand war sicher, dass Stunden vergangen
waren. Seine Hände hielten die Zügel umkrampft, bis er sie kaum noch lösen
konnte, und er fragte sich, ob er je wieder normal würde laufen können. Er sah
sich nur einmal um. Im Nebel hinter ihm bewegten sich Schatten, aber er konnte
sie nicht einmal mehr zählen. Oder sicher sein, dass es wirklich seine Freunde
waren. Kälte und Feuchtigkeit drangen durch Umhang, Mantel und Hemd und
schienen sogar in die Knochen zu sickern. Nur die Zugluft im Gesicht und die Bewegung
des Pferdekörpers unter ihm zeigten ihm, dass er sich überhaupt vorwärts
bewegte. Es mussten Stunden vergangen sein.
    Â»Langsam!«, rief Lan plötzlich. »Haltet
an!«
    Rand war so überrascht, dass Wolke sich
zwischen Lan und Moiraine drängte und ihnen im Nu ein halbes Dutzend Schritte
voraus war, bevor er den großen Grauen zügeln und sich umsehen konnte.
    Von allen Seiten ragten Häuser im Nebel
auf, die Rand seltsam hoch vorkamen. Er hatte diesen Ort noch nie zuvor
gesehen, aber er hatte öfter Beschreibungen darüber gehört. Die Höhe rührte von
den hohen Sandsteinfundamenten her, die notwendig waren, wenn der Taren während
der Frühlingsschmelze in den Verschleierten Bergen Hochwasser führte. Sie
hatten Taren-Fähre erreicht.
    Lan ließ das große Kampfross an ihm
vorbeischreiten. »Sei nicht übereifrig, Schäfer!«
    Verlegen ließ sich Rand zurückfallen,
ohne den Grund zu erklären, als die Gruppe weiter ins Dorf hineinritt. Sein
Gesicht fühlte sich heiß an, und in diesem Augenblick war ihm der Nebel
willkommen. Ein einsamer Hund, den sie im kalten Nebel nicht sehen konnten,
bellte sie wütend an und rannte weg. Hier und dort erschien Licht in einem
Fenster, wenn sich ein Frühaufsteher regte. Abgesehen von dem Hund und dem
gedämpften Klappern der Hufe störte kein Laut die Ruhe in dieser letzten
Nachtstunde.
    Rand hatte noch nicht viele Leute aus
Taren-Fähre kennen gelernt. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was er von
ihnen wusste. Sie kamen selten hinunter in die – wie sie sagten – ›unteren
Dörfer‹, und wenn, dann trugen sie die Nasen hoch, als röchen sie etwas
Schlechtes. Die wenigen, die er bisher getroffen hatte, trugen eigenartige
Namen wie Hügelspitze und Steinboot. Die Bewohner von Taren-Fähre standen in
dem Ruf, schlau und hinterhältig zu sein. Wenn man einem Mann aus Taren-Fähre
die Hand gab, so sagte man, solle man hinterher die Finger zählen. Lan und
Moiraine hielten vor einem großen dunklen Haus an. Nebel wirbelte wie Rauch um
den Behüter auf, als er aus dem Sattel sprang und die Treppen zur Vordertür
hinaufging. Sie lag in Kopfhöhe über ihnen. Oben angelangt, hämmerte Lan mit
der Faust gegen die Tür.
    Â»Ich dachte, wir sollten leise sein«,
murmelte Mat.
    Lan hielt mit dem Klopfen inne. Ein Licht
erschien im Fenster des Nachbarhauses, und jemand schrie ärgerlich, aber der
Behüter fuhr mit seiner Trommelei fort.
    Plötzlich wurde die Tür von einem Mann im
Nachthemd aufgerissen, das ihm um die nackten Beine flatterte. Eine Öllampe in
einer Hand erhellte ein schmales Gesicht mit markanten Zügen. Der Mann öffnete
zornig den Mund und erstarrte, als er den Nebel bemerkte. Seine Augen weiteten
sich. »Was ist los?«, fragte er. »Was soll das?« Kalte graue Nebelfühler
glitten durch die geöffnete Tür, und er trat hastig einen Schritt zurück.
    Â»Meister Hochturm«, sagte Lan. »Genau der
Mann, den ich brauche. Wir wollen auf Eurer Fähre übersetzen.«
    Der Mann mit den scharfen Gesichtszügen
hob die Lampe höher und blickte misstrauisch auf die Fremden herab.
    Nach kurzem Zögern sagte Meister Hochturm
schließlich mürrisch: »Die Fähre setzt nur im Tageslicht über. Nicht in der
Nacht. Niemals. Und auch nicht bei diesem Nebel. Kommt zurück, wenn die Sonne
aufgegangen und der

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