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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schritt
hinter ihm. Der Schein ihrer Fackeln verschwand schnell flussaufwärts.
    Â»Es gibt hier nichts mehr, das uns halten
könnte«, sagte die Aes Sedai, als sei nichts Ungewöhnliches geschehen. Sie
führte ihre weiße Stute weg vom Landesteg und die Uferböschung hinauf.
    Rand stand da und starrte auf den
verborgenen Fluss. Es könnte ein Zufall gewesen sein.
Er sagte wohl: Keine Strudel … Aber es … Plötzlich
wurde ihm klar, dass alle anderen weg waren. Hastig stieg auch er die sanft
ansteigende Böschung hinauf.
    Drei Schritte später verflog der dichte
Nebel, und nichts blieb davon übrig. Er blickte zurück. Entlang der Uferlinie
hing auf einer Seite dichtes Grau, während sich auf der anderen ein klarer
Nachthimmel zeigte, obwohl die scharfen Umrisse des Mondes darauf hinwiesen,
dass die Dämmerung nicht mehr fern war.
    Der Behüter und die Aes Sedai standen neben
ihren Pferden und berieten. Die anderen drückten sich ein Stück entfernt
aneinander; sogar im Mondlicht war ihr Unbehagen greifbar zu spüren. Alle sahen
Lan und Moiraine an, und alle außer Egwene hatten sich zurückgelehnt, innerlich
unentschlossen, denn sie wollten das Paar nicht aus den Augen verlieren und ihm
andererseits nicht zu nahe kommen. Rand lief an Egwenes Seite, Wolke im
Schlepptau, und sie lächelte ihn an. Er glaubte nicht, dass das Leuchten in
ihren Augen nur vom Mondschein herrührte.
    Â»Er verläuft so gerade am Flussufer
entlang, als sei er mit der Feder gezogen«, sagte Moiraine befriedigt. »Es gibt
keine zehn Frauen in Tar Valon, die das ohne Hilfe fertig gebracht hätten. Ganz
zu schweigen davon, dass es vom Rücken eines galoppierenden Pferdes aus
geschah.«
    Â»Ich will mich ja nicht beklagen,
Moiraine Sedai«, sagte Thom mit ungewohnter Schüchternheit, »aber wäre es nicht
besser gewesen, uns weiterhin Deckung zu gewähren? Vielleicht bis Baerlon? Wenn
der Draghkar auf diese Seite des Flusses schaut, dann verlieren wir alles, was
wir gewonnen haben.«
    Â»Die Draghkar sind nicht besonders
schlau, Meister Merrilin«, sagte die Aes Sedai trocken. »Furcht erregend und
von tödlicher Gefahr und mit guten Augen ausgestattet, doch mit wenig
Intelligenz. Er wird dem Myrddraal berichten, dass es auf dieser Seite des
Flusses klar sei, doch der Fluss selbst sei meilenweit in beiden Richtungen in
Nebel gehüllt. Der Myrddraal wird wissen, welche Anstrengung das für mich
bedeutete. Er wird in Betracht ziehen, dass wir vielleicht den Fluss hinunter
zu entkommen versuchen, und das wird ihn aufhalten. Er muss seine Bemühungen
verdoppeln. Der Nebel sollte sich lange genug halten, damit er nie sicher ist,
ob wir nicht doch zumindest ein Stück mit einem Boot gefahren sind. Ich hätte
den Nebel stattdessen auch mehr in Richtung Baerlon ausdehnen können, doch dann
könnte der Draghkar den Fluss innerhalb weniger Stunden absuchen, und der
Myrddraal wüsste genau, in welche Richtung wir reisen.«
    Thom nickte bedächtig. »Ich entschuldige
mich, Aes Sedai. Ich hoffe, Ihr seid mir nicht böse.«
    Â»Ah, Moi … ach ja, Aes Sedai.« Mat
stockte und schluckte hörbar. »Die Fähre … äh … habt Ihr … ich meine … ich
verstehe nicht, wieso …« Er verstummte schüchtern, und die nachfolgende Stille
war so tief, dass Rand nur den eigenen Atem vernahm. Schließlich sprach
Moiraine, und ihre Stimme erfüllte die leere Stille mit Schärfe. »Ihr sucht
alle nach Erklärungen, aber wenn ich jede meiner Handlungen erst erklären
wollte, dann hätte ich keine Zeit mehr für anderes.« Im Mondlicht erschien
ihnen die Aes Sedai größer, sie ragte beinahe über ihnen auf. »Ich
beabsichtige, euch sicher nach Tar Valon zu bringen. Das ist das Einzige, was
ihr wissen müsst.«
    Â»Wenn wir weiter hier herumstehen«, warf
Lan ein, »muss der Draghkar den Fluss nicht erst absuchen. Falls mich mein
Gedächtnis nicht täuscht …« Er führte sein Pferd weiter die Böschung hoch.
    Als habe die Bewegung des Behüters etwas
in seiner Brust befreit, holte Rand tief Luft. Er hörte die anderen dasselbe
tun, sogar Thom, und erinnerte sich an eine alte Redensart: Besser dem Wolf auf
die Nase spucken als eine Aes Sedai erzürnen. Aber die Anspannung war gewichen.
Moiraine ragte über niemanden auf; sie reichte ihm kaum bis zur

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