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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bewegten sich die Myrddraal nebeneinander vorwärts. Ihre
nachtschwarzen Pferde verloren ihren Rhythmus nicht; sie hoben jeden Huf im
Gleichschritt. Trollocs rollten um die schwarzen Reittiere auf dem Boden herum,
heulten und griffen nach der kahlen Erde, die sich unter ihnen aufbäumte, doch
die Myrddraal ritten langsam weiter.
    Moiraine hob ihren Stab, und die Erde
beruhigte sich, doch sie war nicht fertig. Sie zeigte auf den Einschnitt
zwischen den Hügeln, und Flammen schossen aus dem Boden – eine zwanzig Fuß hohe
Flammenfontäne. Sie breitete die Arme aus, und das Feuer breitete sich
ebenfalls nach rechts und links aus, so weit das Auge blicken konnte. Es wurde
zu einer Wand, die Menschen und Trollocs voneinander trennte. Die Hitze war so
stark, dass Rand selbst oben auf dem Hügelkamm die Hände vors Gesicht schlug.
Die schwarzen Reittiere der Myrddraal, welche seltsamen Kräfte sie auch immer
besitzen mochten, wieherten wild, bäumten sich auf und kämpften gegen ihre
Reiter an, obwohl die Myrddraal auf sie einschlugen und versuchten, sie durch
die Flammenwand hindurchzuzwingen. »Blut und Asche«, sagte Mat mit ersterbender
Stimme. Rand nickte betäubt.
    Plötzlich wankte Moiraine und wäre
gefallen, wäre nicht Lan von seinem Pferd gesprungen und hätte sie aufgefangen.
»Reitet weiter«, sagte er zu den anderen. Die Härte seiner Stimme stand in
merkwürdigem Gegensatz zu der Sanftheit, mit der er die Aes Sedai in ihren
Sattel hob. »Das Feuer wird nicht ewig brennen! Beeilt euch! Jede Minute zählt!«
    Die Flammenwand tobte, als wolle sie die
Ewigkeit überdauern, aber Rand widersprach nicht. Sie galoppierten nach Norden,
so schnell ihre Pferde nur konnten. Die Hörner schrillten in einiger Entfernung
ihre Enttäuschung in den Himmel, als wüssten sie bereits, was geschehen war,
und dann schwiegen sie.
    Lan und Moiraine holten die anderen
schnell ein, auch wenn Lan Aldieb am Zügel führte, während die Aes Sedai
schwankte und sich mit beiden Händen an das Sattelhorn klammerte. »Seid
unbesorgt«, sagte sie auf ihre fragenden Blicke hin. Sie klang müde, aber
selbstbewusst, und ihr Blick war so unwiderstehlich wie immer. »Ich bin nicht
so stark, wenn ich mit Erde und Feuer arbeiten muss. Eine Kleinigkeit.«
    Die beiden begaben sich in schnellem
Schritt an die Spitze. Rand glaubte nicht, dass Moiraine bei noch höherem Tempo
im Sattel hätte bleiben können. Nynaeve ritt nach vorn neben die Aes Sedai und
hielt sie mit einer Hand aufrecht. Eine Weile lang, während sie über weitere
Hügel ritten, flüsterten die beiden Frauen miteinander, dann suchte die Dorfheilerin
in den Taschen ihres Umhangs und gab Moiraine ein kleines Päckchen. Moiraine
entfaltete es und schluckte den Inhalt. Nynaeve sagte noch etwas zu ihr und
ließ sich dann zu den anderen zurückfallen, ohne auf ihre neugierigen Blicke zu
achten. Rand glaubte, bei ihr einen leichten Ausdruck von Befriedigung zu
entdecken.
    Es war ihm eigentlich gleichgültig, was
die Dorfheilerin machte. Er rieb ständig über den Griff seines Schwerts, und
wenn es ihm bewusst wurde, dann blickte er staunend darauf hinunter. So also ist eine Schlacht. Er
konnte sich kaum an etwas erinnern, jedenfalls nicht an irgendeine bestimmte
Einzelheit. Alles floss in seinem Kopf zu einem Brei zusammen, einer
geschmolzenen Masse von haarigen Gesichtern und Angst und Hitze. Während des
Kampfes war es ihm so heiß vorgekommen wie an einem Mittsommermittag. Er konnte
das nicht verstehen.
    Er sah seine beiden Freunde an. Mat
wischte sich mit einem Zipfel seines Umhangs Schweiß von der Stirn. Perrin, der
in die Ferne blickte und offensichtlich den Anblick nicht gerade schön fand,
war sich wohl nicht bewusst, dass auch auf seiner Stirn Schweißperlen
glitzerten.
    Die Hügel wurden flacher, und das Land
wandelte sich langsam zu einer Ebene, doch anstatt flott weiterzureiten, hielt
Lan an. Nynaeve wollte wieder an Moiraines Seite reiten, doch der Blick des
Behüters hielt sie davon ab. Er und die Aes Sedai ritten ein wenig voraus und
steckten die Köpfe zusammen. Aus Moiraines Gesten wurde ersichtlich, dass sie sich
stritten. Nynaeve und Thom beobachteten sie. Die Dorfheilerin zog die Stirn in
Falten. Der Gaukler führte Selbstgespräche und blickte immer wieder zurück. Die
anderen vermieden es, Lan und Moiraine anzusehen. Wer wusste schon, was

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