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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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seiner Satteltasche. »Ihr werdet
gebraucht«, sagte er und kniete nieder, um den Pferden Fußfesseln anzulegen.
    Sobald die Pferde festgemacht waren,
richtete er sich auf, ergriff ihre Hand und zog sie mit sich in die Nacht
hinein. Sein dunkles Haar verschwand in der Nacht beinahe genauso wie sein
Umhang, und er machte sogar noch weniger Geräusche als sie. Zähneknirschend
musste sie sich eingestehen, dass sie ihm ohne seine führende Hand niemals
durch die Dunkelheit hätte folgen können. Sie war sich nicht sicher, ob sie
sich hätte losreißen können, solange er sie nicht loslassen wollte; seine Hände
waren sehr kräftig.
    Als sie auf eine kleine Erhebung kamen,
kaum hoch genug, um die Bezeichnung Hügel zu verdienen, sank er auf ein Knie
und zog sie mit herunter. Sie brauchte einen Augenblick, bis sie bemerkte, dass
auch Moiraine hier war. Sie bewegte sich nicht, und so hätte man die Aes Sedai
in ihrem dunklen Umhang auch für einen Schatten halten können. Lan deutete den
Abhang hinunter auf eine große Lichtung im Wald.
    Nynaeve blickte angestrengt durch den
trüben Mondschein und lächelte dann plötzlich, als sie verstand. Jene blassen
Flecken waren Zelte in regelmäßigen Reihen: ein verdunkeltes Lager.
    Â»Weißmäntel«, flüsterte Lan,
»zweihundert, vielleicht mehr. Es gibt gutes Wasser dort unten. Und den
Burschen, den wir suchen.«
    Â»In dem Lager dort?« Sie fühlte Lans
Nicken eher, als dass sie es sah.
    Â»Mitten drin. Moiraine kann genau auf ihn
zeigen. Ich bin nahe genug herangeschlichen, um zu sehen, dass er bewacht
wird.«
    Â»Als Gefangener?«, fragte Nynaeve. »Warum?«
    Â»Ich weiß es nicht. Die Kinder sollten
sich eigentlich nicht für einen Dorfjungen interessieren, es sei denn,
irgendetwas hat sie misstrauisch gemacht. Das Licht weiß, wie wenig dazu
notwendig ist, das Misstrauen der Weißmäntel zu erwecken, aber es macht mir
schon Sorgen.«
    Â»Wie werdet Ihr ihn befreien?« Erst als
sie seinen Blick bemerkte, wurde ihr klar, wie sicher sie angenommen hatte,
dass er mitten unter zweihundert Männer marschieren und mit den Jungen
zurückkommen könne. Na ja, er ist schließlich
Behüter. Ein paar der Geschichten müssen ja wohl wahr sein.
    Sie fragte sich, ob er sie nun auslachen
werde, aber seine Stimme klang ausdruckslos. »Ich kann sie herausholen, aber
sie werden kaum in der Lage sein, dass ich das heimlich bewerkstelligen kann.
Wenn wir bemerkt werden, haben wir zweihundert Weißmäntel auf den Fersen, und
wir reiten zu zweit auf unseren Pferden. Es sei denn, sie sind zu beschäftigt,
um uns zu jagen. Würdet Ihr ein Risiko eingehen?«
    Â»Um jemandem aus Emondsfelde zu helfen?
Natürlich! Was für ein Risiko?«
    Er deutete wieder in die Dunkelheit
hinter den Zelten. Diesmal konnte sie nur Schatten erkennen. »Ihre Pferde. Wenn
die Halteseile angeschnitten sind – nicht ganz durch, aber genug, um sie reißen
zu lassen, wenn Moiraine etwas zur Ablenkung anstellt –, dann werden die
Weißmäntel zu sehr damit beschäftigt sein, ihre Pferde einzufangen, als uns zu
verfolgen. Auf dieser Seite ihres Lagers befinden sich zwei Wachtposten
jenseits der eigentlichen Postenkette, aber wenn Ihr auch nur halb so gut seid,
wie ich glaube, dann werden sie Euch niemals bemerken.«
    Sie schluckte schwer daran. Kaninchen
auflauern war eine Sache, aber Wachtposten mit Speeren und Schwertern … Also hält er mich für gut, ja? »Ich versuche es.«
    Lan nickte wieder, als habe er nichts
anderes erwartet. »Noch etwas. Heute Abend sind auch Wölfe in der Gegend
gewesen. Ich habe zwei gesehen, und wenn ich so viele bemerkte, sind es
wahrscheinlich noch mehr.« Er schwieg einen Moment lang, und obwohl sich der
Klang seiner Stimme nicht änderte, hatte sie das Gefühl, er sei verblüfft. »Es
sah beinahe so aus, als wollten sie von mir gesehen werden. Jedenfalls sollten
sie Euch nicht weiter belästigen. Wölfe meiden normalerweise die Menschen.«
    Â»Das habe ich gar nicht gewusst«,
bemerkte sie mit süßlicher Stimme. »Ich bin ja nur bei Schäfern aufgewachsen.«
Er knurrte, und sie lächelte in die Dunkelheit hinein.
    Â»Also fangen wir an«, sagte er.
    Das Lächeln verging ihr, als sie hinunter
in das Lager voller bewaffneter Männer blickte. Zweihundert Männer mit Speeren
und Schwertern und

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