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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nach Nynaeves Ansicht keine
Beziehung zu einer Welt aufwiesen, in der es Blasse, Trollocs und Aes Sedai
gab. Sie waren der Straße nach Caemlyn gefolgt, bis sich Moiraine schließlich
in Aldiebs Sattel vorgebeugt und nach Osten ausgeschaut hatte, als könne sie
die ganze Länge der großen Straße – all die vielen Meilen bis Caemlyn – auf
einmal sehen sowie auch das, was dort auf sie wartete.
    Schließlich atmete die Aes Sedai lang
gezogen aus und richtete sich wieder auf. »Das Rad webt, wie das Rad es will«,
murmelte sie, »aber ich kann nicht glauben, dass es ein Ende der Hoffnung webt.
Ich muss mich zuerst um das kümmern, dessen ich sicher bin. Es wird geschehen,
wie das Rad webt.« Und sie richtete ihre Stute nach Norden, von der Straße weg
in den Wald hinein. Einer der Jungen befand sich in jener Richtung, und zwar
mit der Münze, die Moiraine ihm gegeben hatte. Lan folgte ihr.
    Nynaeve warf einen langen letzten Blick
auf die Straße nach Caemlyn. Nur wenige Menschen teilten die Straße mit ihnen –
ein paar hochrädrige Karren und in der Entfernung ein leerer Wagen, dazu ein
paar Leute zu Fuß, die ihre Besitztümer auf den Rücken geschnallt oder in
Handwagen gepackt hatten. Einige davon waren bereit zuzugeben, dass sie sich
auf dem Weg nach Caemlyn befanden, um den falschen Drachen zu sehen, aber die
meisten stritten das ganz entschieden ab, besonders diejenigen, die von
Weißbrücke gekommen waren. In Weißbrücke hatte sie begonnen, Moiraine wirklich
Glauben zu schenken, jedenfalls mehr als vorher. Und darin lag gar nichts
Beruhigendes.
    Der Behüter und die Aes Sedai waren
zwischen den Bäumen beinahe schon außer Sicht, als sie ihnen endlich nachritt.
Sie beeilte sich aufzuholen. Lan sah sich gelegentlich nach ihr um und winkte
ihr zu, aber er hielt sich an Moiraines Seite, und die Aes Sedai hatte den
Blick nach vorn gerichtet.
    Eines Abends, nachdem sie die Straße
verlassen hatten, verschwand die unsichtbare Spur, der sie gefolgt waren.
Moiraine, die sonst nichts aus der Fassung bringen konnte, erhob sich plötzlich
neben dem kleinen Feuer mit dem kochenden Teewasser, die Augen weit
aufgerissen. »Es ist weg«, flüsterte sie in die Nacht hinein.
    Â»Ist er …?« Nynaeve konnte ihre Frage
nicht aussprechen. Licht, und ich weiß nicht einmal,
welcher von ihnen es ist!
    Â»Er ist nicht gestorben«, sagte die Aes
Sedai langsam, »aber er hat die Münze nicht mehr.« Sie setzte sich. Ihre Stimme
klang beherrscht, und ihre Hände zitterten nicht, als sie den Kessel von den
Flammen hob und einige Teeblätter hineinwarf. »Am Morgen reiten wir in dieselbe
Richtung weiter, so wie bisher. Wenn ich nahe genug herankomme, finde ich ihn
auch ohne die Münze.«
    Als das Feuer bis auf verkohlte Reste
heruntergebrannt war, rollte sich Lan in seinen Umhang und schlief ein. Nynaeve
konnte nicht schlafen. Sie beobachtete die Aes Sedai. Moiraine hatte die Augen
geschlossen, saß aber aufgerichtet da, und Nynaeve wusste, dass sie wach war.
    Lange nachdem die letzte Glut erloschen
war, öffnete Moiraine die Augen und blickte sie an. Sie konnte das Lächeln der
Aes Sedai sogar im Dunkeln fühlen. »Er hat die Münze wieder, Dorfheilerin.
Alles wird gut.« Sie legte sich mit einem Seufzer auf ihre Decken und schlief
fast augenblicklich tief atmend ein.
    Es fiel Nynaeve schwer, es ihr
gleichzutun, obwohl sie so müde war. Ihr Verstand beschwor immer wieder die
schlimmsten Visionen herauf, ganz gleich, wie sehr sie sich dagegen sträubte. Alles wird gut. Nach dem, was
in Weißbrücke geschehen war, konnte sie daran nicht mehr so leicht glauben.
    Plötzlich wurde Nynaeve aus ihren
Erinnerungen gerissen und in die Nacht zurückgeholt: Auf ihrem Arm lag nun
wirklich eine Hand. Sie unterdrückte den Aufschrei, der ihre Kehle weitete, und
griff ungeschickt nach dem Messer an ihrem Gürtel. Ihre Hand schloss sich um
dessen Griff, bevor sie noch erkannte, dass es Lans Hand war.
    Die Kapuze des Behüters hing auf seinem
Rücken, aber der Umhang passte sich der Nacht so perfekt an, dass der trübhelle
Fleck seines Gesichts in der Dunkelheit zu schweben schien. Die Hand auf ihrem
Arm schien direkt aus der Luft zu kommen.
    Sie holte bebend Luft. Sie erwartete von
ihm einen Kommentar darüber, wie leicht er sie hatte überraschen können, aber
stattdessen drehte er sich um und kramte in

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