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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bevor …
    Plötzlich zerriss ein Blitz die Nacht
über ihr und verdrängte einen Augenblick lang die Dunkelheit. Donner betäubte
ihr Gehör so sehr, dass sie glaubte, ihre Knie müssten nachgeben, und ein Stück
hinter den Pferden krachte ein zerrissener Dreizack in die Erde. Erdbrocken und
Steine flogen herum. Das Bersten der zerfetzten Erde kämpfte gegen den
Donnerhall an. Die Pferde drehten durch, wieherten wild und bäumten sich auf.
Die Halteseile zerrissen wie dünne Fäden an den Schnittstellen. Ein weiterer
Blitz zuckte herunter, bevor noch das Licht des ersten verblasst war.
    Nynaeve hatte alle Hände voll zu tun und
keine Zeit, sich zu freuen. Beim ersten Donnerschlag zog Bela in die eine
Richtung und das andere Pferd in die entgegengesetzte. Sie glaubte, ihre Arme
würden aus den Schultergelenken gerissen. Eine endlose Minute lang hing sie
zwischen den Pferden, die Füße über dem Boden. Ihr Schrei wurde von dem zweiten
Donnerschlag übertönt. Wieder schlug ein Blitz zu und dann wieder und wieder –
ein andauernder Aufschrei der Wut aus dem Himmel. Der Weg, den die Pferde
nehmen wollten, war blockiert, also gingen sie rückwärts und brachten sie zu
Fall. Sie hätte sich gern am Boden zusammengekauert und die schmerzenden
Schultern gerieben, aber dazu war keine Zeit. Bela und das andere Pferd
kämpften gegen sie an. Die Pferde rollten wild mit den Augen, bis nur noch das
Weiße zu sehen war. Beinahe hätten sie sie niedergetrampelt. Irgendwie hob sie
die Arme, packte mit den Händen Belas Mähne und zog sich auf den Rücken der
sich aufbäumenden Stute. Der andere Zügel war immer noch um ihr Handgelenk
gewickelt. Er schnitt ihr tief ins Fleisch.
    Ihr Mund klappte auf, als ein grauer
Schatten vorbeifauchte, anscheinend sie und ihre beiden Pferde ignorierte, aber
nach den durchdrehenden Tieren schnappte, die jetzt in alle Richtungen
davongaloppierten. Ein zweiter tödlicher Schatten folgte gleich dahinter.
Nynaeve wollte wieder schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Wölfe! Das Licht helfe uns! Was macht Moiraine denn?
    Es wäre gar nicht nötig gewesen, Bela die
Fersen zu geben. Die Stute rannte, und das andere Pferd war mehr als froh
darüber, folgen zu können. Gleich wohin, Hauptsache, sie konnten dem Feuer aus
dem Himmel entkommen, das die Nacht tötete.

KAPITEL 38

    Rettung
    P errin wälzte sich herum, so gut
es eben mit hinter dem Rücken gefesselten Armen ging, aber schließlich gab er
es seufzend auf. Jeder Stein, den er auf diese Art mied, brachte ihm zwei neue
ein. Ungeschickt bemühte er sich, seinen Umhang wieder über sich zu ziehen. Die
Nacht war kalt, und der Boden schien alle Wärme aus seinem Körper zu saugen, so
wie jede Nacht, seit die Weißmäntel sie gefangen hatten. Die Kinder hielten
nichts davon, dass Gefangene Decken oder einen warmen Unterschlupf benötigten.
Besonders keine gefährlichen Schattenfreunde.
    Egwene hatte sich der Wärme wegen an
seinen Rücken gekuschelt und schlief den tiefen Schlaf der Erschöpfung. Sie
murmelte noch nicht einmal etwas, als er sich umdrehte. Die Sonne war schon vor
vielen Stunden untergegangen, und sein ganzer Körper schmerzte, nachdem er den
Tag über mit einem Ring um den Hals hinter einem Pferd hermarschiert war. Doch
nun konnte er nicht schlafen.
    Die Kolonne bewegte sich nicht so
schnell. Da sie die meisten Reservepferde an die Wölfe im Stedding verloren hatten,
konnten die Weißmäntel nicht so schnell nach Süden reiten, wie sie vorgehabt
hatten. Auch diese Verzögerung lasteten sie den Emondsfeldern an. Die doppelte
Schlangenlinie bewegte sich gleichmäßig vorwärts – Lord Bornhald wollte Caemlyn
aus irgendeinem Grund rechtzeitig erreichen –, und Perrin saß immer die Angst
im Nacken, dass der Weißmantel, der seine Leine hielt, nicht anhalten werde,
falls er stürzte, obwohl Lordhauptmann Bornhalds Befehl gelautet hatte, ihr
Leben für die Folterknechte in Amador zu bewahren. Er wusste, dass er sich in
diesem Fall nicht selbst retten konnte. Seine Hände wurden nur befreit, wenn
man ihm zu essen gab oder wenn er die Latrinengrube aufsuchen durfte. Der
Halsring machte ihm jeden Schritt zur Qual. Jeder lose Stein unter seinen Füßen
konnte zur Todesfalle werden. Er marschierte mit angespannten Muskeln und
beobachtete mit ängstlichen Blicken den Boden. Immer wenn er sich

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