Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
zwischen den Zelten hindurch, aus dem Lager hinaus
und in die Nacht hinein, und keiner erhob seine Hand gegen sie.
    Der Boden unter Perrins Füßen wurde
uneben, und Unterholz peitschte ihn, als er sich weiterziehen ließ. Der letzte
Blitz zuckte krampfhaft und war verblasst. Echos des Donners rollten über den
Himmel und verklangen ebenfalls. Perrin sah nach hinten. Zwischen den Zelten
brannten mehrere Feuer.
    Einige der Blitze mussten dort
eingeschlagen haben, oder vielleicht hatten Männer in ihrer Panik Lampen
umgestoßen. Immer noch schrien Männer mit dünnen Stimmen durch die Nacht,
bemühten sich, die Ordnung wiederherzustellen und herauszufinden, was geschehen
war. Der Boden stieg an, und Zelte und Feuer und Schreie lagen bald hinter
ihnen.
    Plötzlich trat er beinahe Egwene in die
Fersen, als Lan stehen blieb. Vor ihnen im Mondschein standen drei Pferde. Ein
Schatten bewegte sich, und Moiraines Stimme erklang, angespannt und ärgerlich.
»Nynaeve ist nicht zurückgekommen. Ich fürchte, diese junge Frau hat eine
Dummheit begangen.« Lan fuhr auf der Stelle herum, als wolle er zurück, woher
sie gekommen waren, aber ein Ruf Moiraines, der wie ein Peitschenknall klang,
hielt ihn zurück. »Nein!« Er stand da und sah sie von der Seite her an. Nur
sein Gesicht und seine Hände waren wirklich sichtbar, doch selbst sie nur als
schattenhafte Flecke. Sie fuhr in sanfterem Tonfall fort; sanfter, aber nicht
weniger fest. »Manche Dinge sind wichtiger als andere. Das weißt du.« Der
Behüter rührte sich nicht, und ihre Stimme wurde wieder härter. »Denk an deine
Eide, al’Lan Mandragoran, Herr der Sieben Türme! Wie steht es mit dem Eid eines
mit dem Diadem ausgezeichneten Feldherrn der Malkieri?«
    Perrin blinzelte. Das alles war Lan?
Egwene murmelte etwas, aber er konnte den Blick nicht von der Szene vor ihm
wenden. Lan stand da wie ein Wolf aus Scheckies Rudel, der von der kleinen Aes
Sedai in die Enge getrieben worden war und der vergeblich versuchte, dem
Untergang zu entrinnen.
    Die Erstarrung wurde durch das Krachen
brechender Äste im Wald unterbrochen. Mit zwei langen Schritten befand sich Lan
zwischen Moiraine und dem Geräusch. Der blasse Mondschein spielte über sein
Schwert. Unter dem Krachen und Knacken des Unterholzes brachen zwei Pferde aus
dem Wald hervor; eines mit einem Reiter darauf.
    Â»Bela!«, rief Egwene zur selben Zeit, als
Nynaeve vom Rücken der zotteligen Stute her sagte: »Ich hätte euch beinahe
nicht mehr gefunden. Egwene! Dem Licht sei Dank, dass du lebst!«
    Sie glitt von Bela herunter, aber als sie
auf die Emondsfelder zuging, packte Lan sie am Arm, und sie blieb abrupt stehen
und sah zu ihm hoch.
    Â»Wir müssen gehen, Lan«, sagte Moiraine,
die nun wieder ruhiger klang, und der Behüter ließ Nynaeves Arm los.
    Nynaeve rieb sich den Arm, während sie zu
Egwene eilte und sie umarmte, aber Perrin glaubte, ein leises Lachen von ihr
gehört zu haben. Das verblüffte ihn, denn er konnte sich nicht denken, dass es
etwas mit ihrer Wiedersehensfreude zu tun gehabt hatte.
    Â»Wo sind Rand und Mat?«, fragte er.
    Â»Woanders«, antwortete Moiraine, und
Nynaeve äußerte etwas in so scharfem Tonfall, dass Egwene vor Überraschung nach
Luft schnappte. Perrin blinzelte. Er hatte einen Teil verstanden – einen
Wagenlenkerfluch, und einen deftigen noch dazu. »Das Licht behüte sie«, fuhr
die Aes Sedai fort, als habe sie nichts bemerkt.
    Â»Keinem von uns wird es gut gehen«, sagte
Lan, »wenn uns die Weißmäntel finden. Wechselt eure Umhänge und steigt auf die
Pferde.«
    Perrin kletterte auf das Pferd, das
Nynaeve hinter Bela hergeführt hatte. Es störte ihn nicht, dass kein Sattel
vorhanden war; zu Hause war er nicht oft geritten, aber wenn, dann meistens
ohne Sattel. Er trug immer noch den weißen Umhang, jetzt aber zusammengerollt
und an seinen Gürtel gehängt. Der Behüter hatte gesagt, sie sollten so wenig
Spuren wie möglich hinterlassen. Er glaubte immer noch, Byars Geruch daran zu
spüren.
    Als sie losritten, Lan auf seinem hohen
schwarzen Hengst voraus, fühlte Perrin noch einmal Scheckies gedankliche
Berührung. Noch ein Tag. Mehr ein Gefühl als Worte, so hauchte es das Versprechen
eines vorbestimmten Zusammentreffens, Vorfreude auf das Kommende, Enttäuschung
über das, was kommen würde, alles in sich überlagernden

Weitere Kostenlose Bücher