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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Perrin quälte er offensichtlich
mit Absicht. Obwohl Perrin sich nicht daran erinnern konnte, vergaß Byar nicht,
dass er zwei der Kinder getötet hatte.
    Â»Warum sollten Schattenfreunde denn
schlafen«, fragte Byar leidenschaftslos, »wenn anständige Männer aufbleiben
müssen, um sie zu bewachen?«
    Â»Zum hundertsten Mal«, sagte Egwene müde,
»wir sind keine Schattenfreunde.«
    Perrin verkrampfte sich. Manchmal brachte
eine solche Erwiderung eine beinahe monoton heruntergerasselte Predigt ein –
über Geständnisse und Reue –, die mit einer Beschreibung dessen endete, mit
welchen Methoden die Folterknechte dies erreichten. Manchmal wurde die Predigt
von einem Tritt unterstützt. Zu seiner Überraschung ging Byar diesmal nicht auf
die Bemerkung ein.
    Stattdessen kauerte sich der Mann vor sie
hin – überall kantig und eingefallen –, und legte die Axt auf seine Knie. Die
goldene Sonne auf der linken Brustseite seines Umhangs und die beiden goldenen
Sterne darunter glitzerten im Laternenschein. Er nahm den Helm ab und legte ihn
neben die Laterne. Zur Abwechslung stand etwas anderes in seinem Gesicht
geschrieben außer Verachtung und Hass: etwas Eindringliches und nicht klar
Erkennbares. Er stützte die Arme auf den Schaft der Axt und betrachtete Perrin
schweigend. Perrin bemühte sich, unter diesem hohläugigen Blick nicht hin und
her zu rutschen.
    Â»Ihr haltet uns auf, Schattenfreund, du
und deine Wölfe. Der Rat der Gesalbten hat Berichte über solche Dinge
vorliegen, und sie wollen mehr darüber wissen, also müsst ihr nach Amador
gebracht und den Folterknechten übergeben werden, aber ihr haltet uns auf. Ich
hatte gehofft, wir könnten auch ohne die Reservepferde schnell genug vorwärts
kommen, aber ich habe mich geirrt.« Er schwieg und blickte sie finster an. Perrin
wartete. Byar würde weitersprechen, wenn er so weit war.
    Â»Der Lordhauptmann steckt in einer
Zwickmühle«, sagte Byar schließlich. »Der Wölfe wegen müssen wir euch zum Rat
bringen, doch er muss auch nach Caemlyn. Wir haben keine Pferde für euch zur
Verfügung, aber wenn wir euch weiterhin laufen lassen, werden wir Caemlyn nicht
zum vereinbarten Zeitpunkt erreichen. Der Lordhauptmann kennt seine Pflicht,
und er beabsichtigt, euch vor den Rat zu bringen.«
    Egwene gab einen Laut von sich. Byar sah
Perrin unverwandt an, und er erwiderte den Blick. Er wagte dabei kaum zu
zwinkern. »Ich verstehe nicht«, sagte er bedächtig.
    Â»Es gibt nichts zu verstehen«, antwortete
Byar. »Nichts als Gedankenspiele. Würdet ihr entkommen, dann hätten wir keine
Zeit, euch zu suchen. Wir können keine einzige Stunde verschwenden, wenn wir
Caemlyn rechtzeitig erreichen wollen. Wenn ihr, sagen wir, eure Fesseln an
einem scharfkantigen Stein aufscheuern und in der Nacht verschwinden würdet,
wäre der Lordhauptmann seiner Sorgen ledig.« Er wandte den Blick nicht von
Perrin, griff unter seinen Umhang und warf etwas auf den Boden.
    Automatisch sah Perrin hin. Als er
erkannte, was es war, keuchte er. Ein Stein. Ein gespaltener Stein mit einer
scharfen Kante.
    Â»Einfach nur Gedankenspiele«, sagte Byar.
»Eure Wachen heute Nacht spekulieren auch.«
    Perrins Mund war plötzlich ganz trocken. Denk darüber nach! Licht, hilf mir, aber denk genau darüber nach,
und mache keinen Fehler!
    Konnte es wahr sein? Konnte die
Notwendigkeit, schnell nach Caemlyn zu kommen, für die Weißmäntel so wichtig
sein, dass sie als Schattenfreunde Verdächtigte laufen ließen? Es hatte keinen
Zweck, darüber nachzudenken – er wusste zu wenig. Byar war der einzige
Weißmantel, der mit ihnen sprach, außer natürlich Lordhauptmann Bornhald, und
keiner von beiden war geneigt, ihr Wissen großzügig mit ihnen zu teilen. Also
andersherum. Wenn Byar wollte, dass sie entkamen, warum zerschnitt er nicht
einfach ihre Fesseln? Falls Byar wirklich wollte, dass sie entkamen. Byar, der
bis aufs Mark überzeugt war, sie seien Schattenfreunde? Byar, der
Schattenfreunde mehr hasste als den Dunklen König selbst? Byar, der jeden Grund
suchte, um ihm Schmerzen zuzufügen, weil er zwei Weißmäntel getötet hatte? Byar wollte sie entkommen
lassen?
    Wenn er vorher geglaubt hatte, sein
Verstand arbeite schnell, dann überschlugen sich jetzt seine Gedanken. Trotz
der Kälte rann ihm der Schweiß in Rinnsalen

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