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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schichten.
    Er wollte fragen, wann und warum, und
stammelte vor Eile und plötzlich aufkommender Angst. Die Spur der Wölfe wurde
schwächer und verflog. Seine angsterfüllten Fragen brachten nur die gleiche
schwerfällige Antwort: Noch ein Tag. Sie verfolgte ihn noch, lange nachdem das Bewusstsein der
Nähe der Wölfe aus seinem Verstand verschwunden war.
    Lan führte sie langsam, aber gleichmäßig
nach Süden. Die in tiefe Nacht gehüllte Wildnis ließ sowieso keine schnellere
Gangart zu. Zweimal verließ der Behüter sie und ritt zurück in Richtung auf die
Mondsichel. Er und Mandarb verschmolzen mit der Nacht hinter ihnen. Beide Male
kehrte er zurück und hatte nichts von einer Verfolgung bemerkt.
    Egwene hielt sich nahe bei Nynaeve. Leise
Bruchstücke einer erregten Unterhaltung drangen an Perrins Ohren. Die beiden
waren so froh, als hätten sie die Heimat schon wieder erreicht. Er hielt sich
am Ende der kleinen Kolonne. Manchmal drehte sich die Dorfheilerin im Sattel um
und sah ihn an, und jedes Mal winkte er ihr zu, als wolle er sagen, es ginge
ihm gut, aber er blieb, wo er war. Er musste über vieles nachdenken, auch wenn
in seinem Kopf noch immer ein großes Durcheinander herrschte. Was würde kommen? Was würde kommen?
    Perrin glaubte, es könne nicht mehr lange
bis zur Morgendämmerung sein, als Moiraine sie endlich anhalten ließ. Lan fand
ein ausgetrocknetes Bachbett, wo er in einer Aushöhlung in einer Uferböschung
ein Feuer entzündete.
    Schließlich konnten sie ihre weißen
Umhänge loswerden. Sie vergruben sie in einem Loch nahe dem Feuer. Als er
gerade dabei war, seinen Umhang hineinzuwerfen, fiel ihm die auf die Brust
aufgestickte goldene Sonne auf und die beiden goldenen Sterne darunter. Er ließ
den Umhang fallen, als sei er brennend heiß, und ging zur Seite, wobei er sich
die Hände an seinem Mantel abwischte. Er setzte sich abseits von den anderen
hin.
    Â»Aber jetzt«, sagte Egwene, während Lan
Erde in das Loch schaufelte, »könnte mir doch jemand sagen, wo Rand und Mat
sind!«
    Â»Ich glaube, sie sind in Caemlyn«, sagte
Moiraine vorsichtig, »oder auf dem Weg dorthin.« Nynaeve schnaubte vernehmlich,
aber die Aes Sedai fuhr fort, als habe es keine Unterbrechung gegeben: »Wenn
nicht, werde ich sie trotzdem finden. Das verspreche ich.«
    Sie aßen schweigend Brot und Käse und
tranken heißen Tee. Selbst Egwenes Begeisterung wich langsam der Erschöpfung.
Die Dorfheilerin holte eine Tinktur aus ihrer Tasche, die sie auf die Spuren
der Fesseln an Egwenes Handgelenken auftrug, und eine andere für die übrigen
Abschürfungen. Als sie dorthin kam, wo Perrin am Rande des Feuerscheins saß,
blickte er nicht auf.
    Sie stand eine Weile schweigend da und
blickte auf ihn hinunter. Dann kauerte sie sich nieder und sagte knapp: »Zieh
deinen Mantel und dein Hemd aus, Perrin. Ich habe gehört, dass einer der
Weißmäntel dich offensichtlich nicht leiden konnte.«
    Er zog sich langsam aus, immer noch in
Gedanken an Scheckie und ihre Botschaft versunken, bis Nynaeve erschreckt nach
Luft schnappte. Überrascht sah er erst sie an und dann seinen nackten
Oberkörper. Er wirkte wie eine verfärbte Masse. Die neueren blauen Flecken
überlagerten ältere, die schon zu Braun- und Gelbschattierungen verblasst waren.
Nur dicke Muskelpakete, die er sich in den Stunden in Meister Luhhans Schmiede
erworben hatte, hatten ihn vor Rippenbrüchen bewahrt. Da er sich innerlich mit
den Wölfen beschäftigt hatte, hatte er den Schmerz vergessen können, doch jetzt
wurde er daran erinnert, und der Schmerz kehrte unvermindert zurück.
Unwillkürlich holte er tief Luft und biss die Zähne zusammen, um nicht zu
stöhnen.
    Â»Wieso hasste er dich denn so sehr?«,
fragte Nynaeve erstaunt.
    Ich habe zwei
Menschen getötet. Laut sagte er: »Ich weiß
nicht.«
    Sie kramte in ihrer Tasche herum, und er
zuckte zusammen, als sie ihm eine schmierige Paste auf die Schwellungen
auftrug. »Jungfernrebe, roter Fingerhut und Rosettenwurzel«, zählte sie auf.
    Es war gleichzeitig heiß und kalt und
ließ ihn erschauern, während ihm zugleich der Schweiß ausbrach, aber er
protestierte nicht. Er hatte mit Nynaeves Tinkturen und Packungen schon früher
Erfahrungen gesammelt. Während ihre Finger die Mixtur sanft einmassierten,
verschwanden Hitze und Kälte und nahmen

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