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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Seile; ein leichtes Ziehen, und er war frei.
Seine schmerzenden Muskeln protestierten, als er sich aufsetzte. Er rieb sich
die Handgelenke und spähte zu dem grauen Bündel hinüber, das Byar war. »Habt
Ihr …? Ist er …?«
    Â»Nein«, antwortete Lans Stimme ruhig aus
der Finsternis. »Ich töte nicht, wenn ich es nicht will. Aber er wird für eine
Weile niemanden mehr belästigen. Hört auf, Fragen zu stellen, und besorgt euch
Umhänge von denen. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Perrin kroch hinüber, wo Byar lag. Er
hatte Hemmungen, den Mann zu berühren, und als er das Heben und Senken der
Brust des Weißmantels spürte, zuckte seine Hand beinahe wieder zurück. Seine
Haut prickelte, als er sich zwang, den weißen Umhang zu lösen und wegzuziehen.
Trotz Lans Worten stellte er sich vor, der Mann mit dem Totenschädelgesicht
werde sich plötzlich aufrichten. Hastig tastete er herum, bis er seine Axt
fand, und kroch dann zu einem anderen Wächter. Zuerst kam es ihm seltsam vor,
dass er nicht zögerte, den bewusstlosen Mann zu berühren, aber der Grund wurde
ihm schnell klar. Alle Weißmäntel hassten ihn, aber das war ein menschliches
Gefühl. Byar fühlte nichts, er wollte nur seinen Tod; es lag kein Hass darin –
überhaupt kein Gefühl.
    Er legte sich die beiden Umhänge über den
Arm und drehte sich um. Panik überkam ihn. In der Dunkelheit hatte er die
Orientierung verloren und wusste nicht, in welcher Richtung er Lan und Egwene
suchen sollte. Seine Füße schienen Wurzeln zu schlagen. Er wagte nicht, sich zu
rühren. Sogar Byar war ohne seinen weißen Umhang in der Nacht verborgen. Es gab
nichts, woran er sich hätte halten können. Jeder Weg, den er wählte, konnte ihn
aus dem Lager führen.
    Â»Hier.«
    Er stolperte auf Lans Flüstern zu, bis
Hände ihn aufhielten. Egwene war ein undeutlicher Schatten und Lans Gesicht
verschwommen – der Rest des Behüters schien überhaupt nicht vorhanden zu sein.
Er konnte fühlen, wie ihre Blicke auf ihm ruhten, und er fragte sich, ob er
ihnen eine Erklärung schuldig sei.
    Â»Legt die Umhänge über«, sagte Lan leise.
»Schnell. Rollt eure eigenen zusammen. Und macht keinen Laut. Ihr seid noch
nicht in Sicherheit.«
    Hastig reichte Perrin Egwene einen der
Umhänge. Er rollte seinen eigenen Umhang zu einem Bündel zusammen, das er
leicht tragen konnte, und schwang den weißen Umhang stattdessen um seine
Schultern. Seine Haut prickelte, als er sich auf seine Schultern legte. Es gab
ihm einen Stich zwischen die Schulterblätter. War es Byars Umhang, den er erwischt
hatte? Er bildete sich fast ein, den hageren Mann daran riechen zu können.
    Lan bedeutete ihnen, sich an den Händen
zu halten, und so packte Perrin seine Axt mit einer Hand und nahm Egwenes in
die andere. Er wünschte, der Behüter werde schnell mit ihnen fliehen, damit
seine Phantasie nicht mit ihm durchginge. Aber sie standen nur herum, von den
Zelten der Kinder umgeben – zwei Gestalten in weißen Umhängen und eine, die man
fühlen, aber nicht sehen konnte.
    Â»Bald«, flüsterte Lan. »Sehr bald.«
    Ein Blitz zerriss die Nacht über dem
Lager, so nah, dass Perrin fühlte, wie sich ihm die Haare sträubten, als der
Blitzschlag die Luft auflud. Genau jenseits der Zelte explodierte der Boden
unter dem Einschlag. Die Explosion am Boden verschmolz mit jener am Himmel.
Bevor das Licht verblasste, zerrte Lan sie auch schon hinter sich her.
    Beim ersten Schritt zerschnitt ein
weiterer Blitz die Schwärze. Nun hagelte es Blitze, sodass die Nacht flackerte,
als käme die Dunkelheit nur in sekundenschnellen Intervallen. Donner rollte
wild und ging in ein fortwährendes Grollen über. Das verängstigte Wiehern der
Pferde ging im Donner unter, bis auf die Momente, wenn der Donner verhallte.
Männer taumelten aus ihren Zelten, einige in weißen Umhängen, andere nur halb
bekleidet. Einige rannten in Panik hin und her, andere standen wie betäubt da.
    Lan zerrte sie im Laufschritt mitten
durch das Durcheinander. Perrin bildete den Abschluss. Weißmäntel sahen sie mit
wild aufgerissenen Augen an, als sie vorbeikamen. Ein paar schrien ihnen etwas
zu, doch die Schreie verloren sich im Trommelschlag des Himmels. Sie hatten
ihre weißen Umhänge eng um sich gewickelt, und so versuchte niemand, sie
aufzuhalten. Sie hasteten

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