Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
zurück. Keiner trug einen Helm oder eine Rüstung. Wie Masema kamen auch Nengar und Bartu aus Shienar, aber genau wie er hatten sie die Haarknoten abrasiert und waren jetzt kahlköpfig, was ihnen das Aussehen von Totenschädeln verlieh. Das Auftauchen des Wiedergeborenen Drachen hatte alle Bande zerstört, einschließlich der Eide dieser Männer, an der Grenze der Fäulnis gegen den Schatten zu kämpfen. Nengar und Bartu trugen jeder ein Schwert auf dem Rücken und ein zusätzliches am Sattelknauf, und Bartu, der kleinere der beiden, hatte ein Futteral mit einem Reiterbogen und einen Köcher am Sattel befestigt. Masema trug keine sichtbaren Waffen. Der Prophet des Wiedergeborenen Lord Drachen brauchte keine. Perrin war froh, dass Gallenne die von Masema zurückgelassenen Männer im Auge behielt, denn der Prophet hatte etwas an sich, das die Blicke auf sich zog. Vielleicht war es nur das Wissen, wer er war, aber das reichte schon aus.
Masema zügelte seinen schlanken Fuchs ein paar Schritte von Perrin entfernt. Der Prophet war ein Mann von durchschnittlicher Größe mit einer strengen Miene, dessen eine Wange von einer verblassten Pfeilnarbe gezeichnet wurde. Er trug einen abgetragenen braunen Wollmantel und einen dunklen Umhang mit ausgefransten Säumen. Masema kümmerte sich nicht um das äußere Erscheinungsbild, am wenigsten um das seine. Nengar und Bartu hinter ihm hatten einen fiebrigen Blick, aber Masemas tief sitzende, beinahe schwarze Augen erschienen so heiß wie die Kohlen in einem Schmiedefeuer, als würde der Wind sie gleich zum Glühen anfachen, und sein Geruch war die zerrissene Schärfe unverfälschten Wahnsinns. Er ignorierte die Weisen Frauen und Aes Sedai mit einer Verachtung, die er nicht einmal verbarg. In seinen Augen waren die Weisen Frauen noch viel schlimmer als die Aes Sedai; nicht nur, dass sie Blasphemie betrieben, indem sie die Eine Macht lenkten, sie waren außerdem auch noch wilde Aiel, also eine zweifache Sünde. Die Geflügelten Wachen unter den Bäumen hätten genauso gut Schatten sein können. »Macht ihr ein Picknick?«, fragte er mit einem Blick auf den Korb, der an Perrins Sattel hing. Normalerweise war Masemas Stimme so intensiv wie sein Blick, aber jetzt klang sie trocken, und seine Lippen verzogen sich, als er zu Berelain hinüberschaute. Natürlich hatte er die Gerüchte gehört.
Wut loderte in Perrin empor, aber er zwang sie zurück. Seine Wut hatte ein Ziel, und er würde sie nicht verschwenden, indem er nach einem anderen schlug. Traber nahm die Stimmung seines Reiters wahr und schien nach Masemas Wallach schnappen zu wollen, und Perrin musste ihn scharf zügeln. »Hier waren Schattenhunde in der Nacht«, sagte er nicht besonders elegant, aber besser brachte er es nicht zustande. »Sie sind weg, und Masuri glaubt nicht, dass sie zurückkehren, also gibt es keinen Grund zur Sorge.«
Masema roch nicht im Mindesten besorgt. Er roch nie nach etwas anderem als Wahnsinn. Der Fuchs stieß heftig mit dem Kopf nach Traber, aber Masema zog ihn mit einem brutalen Ruck zurück. Masema war ein guter Reiter, aber er behandelte seine Tiere genauso, wie er Menschen behandelte. Zum ersten Mal sah er Masuri an. Sein Blick wurde noch etwas brennender, falls das möglich war. »Man kann den Schatten überall finden«, sagte er, die hitzige Verkündigung einer unzweifelhaften Wahrheit. »Keiner, der dem Wiedergeborenen Lord Drachen folgt – möge das Licht seinen Namen leuchten lassen –, muss den Schatten fürchten. Selbst im Tode werden sie den endgültigen Sieg des Lichts finden.«
Masuris Stute scheute, als hätte sie der Blick verbrannt, aber sie zügelte das Tier und erwiderte Masemas Blick mit der Unergründlichkeit einer Aes Sedai, so ruhig wie ein zugefrorener Teich. Nichts wies darauf hin, dass sie mit dem Mann ein Geheimtreffen gehabt hatte. »Wenn sie gut kontrolliert wird, ist Furcht ein nützlicher Antrieb für das Urteilsvermögen und die Entschlossenheit. Wenn wir uns vor unseren Feinden nicht fürchten, bleibt nur Verachtung übrig, und Verachtung führt zum Sieg des Feindes.« Man hätte glauben können, sie würde mit einem einfachen Bauern sprechen, dem sie noch nie zuvor begegnet war. Annoura sah aus, als sei ihr leicht übel. Fürchtete sie, ihr Geheimnis würde ans Tageslicht kommen? Dass ihre Pläne für Masema durchkreuzt werden könnten?
Masema verzog erneut die Lippen; es konnte genauso gut ein Lächeln wie ein verächtliches Grinsen sein. Die Aes Sedai
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