Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
Arganda hergaloppierend wiederfand. Der Schnee war nicht weniger tief, der Boden nicht gleichmäßiger und das Licht keinesfalls besser, aber Traber preschte durch die Schatten, nicht willens, dem Rotschimmel die Führung zu überlassen, und Perrin drängte ihn, noch schneller zu laufen. Der näher kommende Reiter war Elyas, sein Bart breitete sich auf seiner Brust aus, ein breitkrempiger Hut tauchte sein Gesicht in Schatten, und sein pelzverbrämter Umhang bedeckte seinen Rücken. Der Aiel an seiner Seite war eine der Töchter, die die dunkle Shoufa um den Kopf gewunden hatte und über dem Mantel und den Hosen in grauen, braunen und grünen Farbtönen einen weißen Umhang trug, der zur Tarnung im Schnee benutzt wurde. Elyas und eine Tochter, das bedeutete, dass sie Faile gefunden hatten. Es musste so sein.
Arganda trieb sein Pferd ohne Rücksicht darauf an, ob er dem Rotschimmel den Hals brach oder seinen eigenen, er sprang über Felsen und spritzte beinahe im Galopp durch den Schnee, aber Traber überholte ihn in dem Augenblick, in dem er Elyas erreichte und grob rief: »Habt Ihr die Königin gesehen? Lebt sie? Sagt es mir, Mann!« Die Tochter, Elienda, hob mit ausdruckslosem Gesicht eine Hand in Perrins Richtung. Es hätte ein Gruß sein können oder auch eine Geste des Mitgefühls, aber sie unterbrach ihren weit ausholenden Schritt nicht. Während Elyas ihm Bericht erstattete, würde sie den ihren den Weisen Frauen vortragen.
»Hast du sie gefunden?« Plötzlich war Perrins Kehle so trocken wie Sand. Er hatte so lange auf diese Nachricht gewartet. Arganda knurrte lautlos durch die Stahlstangen des Visiers, denn er wusste, dass Perrin nicht Alliandre meinte.
»Wir haben die Shaido gefunden, denen wir gefolgt sind«, sagte Elyas bedächtig und legte beide Hände auf den Sattelknauf. Selbst Elyas, der sagenhafte Langzahn, der unter Wölfen gelebt hatte, zeigte die Anstrengung von zu vielen Meilen und zu wenig Schlaf. Sein ganzes Gesicht wurde von einer Müdigkeit gezeichnet, die das gelbgoldene Glühen seiner Augen unter der Hutkrempe noch betonte. Sein dichter Bart war mit Grau durchsetzt, und sein Haar reichte bis zur Taille und war im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden, und zum ersten Mal, seit Perrin ihn kannte, sah er alt aus. »Sie lagern um eine mittelgroße Stadt, die sie eingenommen haben, in hügeligem Gelände, fast vierzig Meilen von hier entfernt. In unmittelbarer Nähe haben sie keine nennenswerten Wachen aufgestellt, und die Außenposten scheinen mehr nach Gefangenen Ausschau zu halten, die flüchten wollen, als nach sonst etwas, also konnten wir nahe genug heran, um einen eingehenden Blick auf sie werfen zu können. Perrin, es sind viel mehr, als wir dachten. Mindestens neun oder zehn Septen, sagen die Töchter. Zählt man die Gai’shain hinzu, oder alle Leute in Weiß, könnten dort so viele Menschen sein wie in Mayene oder Ebou Dar. Ich weiß nicht, wie viele Speerkämpfer es sind, aber nach dem zu urteilen, was ich gesehen habe, dürfte zehntausend eine niedrige Schätzung sein.«
Verzweiflung verknotete Perrins Eingeweide. Sein Mund war so trocken, dass er nicht hätte sprechen können, wäre Faile jetzt wunderbarerweise vor ihm aufgetaucht. Zehntausend Algai’d’siswai , und selbst Weber und Silberschmiede und alte Männer, die ihre Tage mit dem Austausch von Erinnerungen im Schatten verbrachten, würden zum Speer greifen, wenn sie angegriffen wurden. Er hatte weniger als zweitausend Lanzenreiter, und sie wären bei der gleichen Anzahl von Aiel unterlegen gewesen. Weniger als dreihundert Männer von den Zwei Flüssen, die aus der Ferne mit ihren Bögen große Vernichtung anrichten, aber keine Zehntausend aufhalten konnten. So viele Shaido würden Masemas mörderischen Abschaum zerfetzen wie ein Kater ein Mäusenest. Selbst wenn man die Asha’man und die Weisen Frauen und Aes Sedai hinzurechnete … Edarra und die anderen Weisen Frauen hatten ihm nicht gerade viel über Weise Frauen erzählt, aber er wusste, dass zehn Septen vermutlich über fünfzig Frauen verfügten, die die Macht lenken konnten, vielleicht sogar mehr. Vielleicht auch weniger – es gab keine feststehende Zahl –, aber nicht so viel weniger, dass es einen Unterschied gemacht hätte.
Mit einer großen Anstrengung erwürgte er die Verzweiflung, die in ihm aufstieg, drückte so lange, bis nur noch ein paar sich windende Fasern übrig waren, die sein Zorn verbrennen konnte. In einem Hammer war kein Platz für
Weitere Kostenlose Bücher