Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
erwiderte seinen Blick ruhig und hielt den Mund. Algarins überlebende Kinder waren verheiratet. Vielleicht war er bereit, sein Stück Land an seine Nachkommen abzugeben. Und ein Mann mehr oder weniger, der die Macht lenken konnte, machte zu diesem Zeitpunkt kaum einen Unterschied. Abgesehen von dem Jungen, der sie anstarrte.
Nach einem Moment bewegte sich ihr Kinn, die Andeutung eines Nickens. Hatte er sie auf die Probe stellen wollen? »Ihr braucht nicht zu befürchten, dass ich Euch nicht sage, wenn Ihr Euch wie ein Narr benehmt, Junge.« Die meisten Leute erinnerten sich nach einer Begegnung mit ihr, dass sie eine scharfe Zunge hatte. Dieser junge Mann musste gelegentlich daran erinnert werden. Er grunzte. Es hätte ein Lachen sein können. Es hätte bedauernd sein können. Sie rief sich ins Gedächtnis zurück, dass er gewollt hatte, dass sie ihm etwas beibrachte, auch wenn er nicht zu wissen schien, was es war. Egal. Sie hatte eine Liste, von der sie auswählen konnte, und sie war noch ganz oben.
Sein Gesicht hätte aus Stein gemeißelt sein können, so viel Gefühlsregungen zeigte er, aber er sprang auf die Füße und begann, zwischen Kamin und Tür auf und ab zu gehen, die Fäuste hinter dem Rücken verschränkt. »Ich habe mich mit Alivia unterhalten, über die Seanchaner«, fuhr er fort. »Sie nennen ihre Armee aus gutem Grund das Immer Siegreiche Heer. Es hat noch nie einen Krieg verloren. Schlachten ja, aber nie einen Krieg. Wenn sie eine Schlacht verlieren, setzen sie sich hin und finden heraus, welche Fehler sie begangen haben oder was der Feind richtig gemacht hat. Dann ändern sie das, was geändert werden muss, damit sie gewinnen.«
»Eine vernünftige Methode«, sagte sie, als der Wortstrom versiegte. Offenbar erwartete er einen Kommentar. »Ich kenne Männer, die das Gleiche tun. Zum Beispiel Davram Bashere. Gareth Bryne. Rodel Ituralde. Agelmar Jagad. Selbst Pedron Niall hat es getan, als er noch am Leben war. Sie alle werden als Große Hauptmänner angesehen.«
»Ja«, sagte er und ging noch immer auf und ab. Er sah sie nicht an, vielleicht sah er sie auch gar nicht, aber er lauschte ihren Worten. Man konnte nur hoffen, dass er auch zuhörte. »Fünf Männer, alles Große Hauptmänner. Aber die Seanchaner tun es alle . Und zwar seit eintausend Jahren. Sie ändern, was sie ändern müssen, aber sie geben nicht auf.«
»Zieht Ihr etwa die Möglichkeit in Betracht, dass sie nicht besiegt werden können? «, fragte sie ruhig. Ruhe war immer gut, bis man die Fakten kannte, und für gewöhnlich auch danach.
Der Junge wandte sich ihr abrupt zu; sein ganzer Körper war angespannt, und seine Augen waren wie Eis. »Ich kann sie am Ende besiegen«, sagte er und kämpfte darum, höflich zu bleiben. Das war gut so. Je weniger sie beweisen musste, dass sie Verstöße gegen ihre Regeln bestrafen konnte und würde, desto besser. »Aber …« Mit einem Knurren hielt er inne, als lauter Streit auf dem Korridor durch die Tür drang.
Einen Augenblick später schwang die Tür auf, und Elza kam rückwärts hinein, während sie noch immer mit lauter Stimme protestierte und mit ausgestreckten Armen versuchte, zwei andere Schwestern zurückzuhalten. Erian, deren blasses Gesicht gerötet war, stieß die andere Grüne vor sich her. Sarene, eine Frau, die so schön war, dass sie Erian fast unscheinbar aussehen ließ, trug eine kühlere Miene zur Schau, wie man es von einer Weißen auch erwarten konnte, aber sie schüttelte den Kopf aufgebracht und heftig genug, um die bunten Perlen in ihren Zöpfen aneinanderschlagen zu lassen. Sarene hatte Temperament, auch wenn sie es für gewöhnlich fest unter Kontrolle hielt.
»Bartol und Rashan kommen«, verkündete Erian laut, und die Anspannung verstärkte ihren illianischen Akzent. Das waren ihre beiden Behüter, die sie in Cairhien zurückgelassen hatte. »Ich habe nicht nach ihnen geschickt, aber jemand ist mit ihnen Gereist. Vor einer Stunde spürte ich sie plötzlich näher kommen, und eben schon wieder. Sie kommen auf uns zu.«
»Mein Vitalien kommt ebenfalls näher«, sagte Sarene. »Ich vermute, er wird in ein paar Stunden hier sein.«
Elza ließ die Arme sinken, auch wenn sie der Steifheit ihres Nackens nach zu urteilen die beiden Schwestern noch immer böse anstarrte. »Mein Fearil wird auch bald hier sein«, murmelte sie. Er war ihr einziger Behüter; es wurde behauptet, dass sie verheiratet waren, und Grüne, die heirateten, nahmen nur selten zur gleichen Zeit
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