Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
Männer, die sich die Chavana-Brüder nannten, obwohl es offensichtlich war, dass sie nicht nur vier verschiedene Mütter hatten, sondern aus verschiedenen Ländern stammten, kamen aus einem grünen Wagen geschossen, brüllten einander an und gestikulierten wild. Sie warfen dem purpurnen Wagen und Mat einen Blick zu, aber für mehr waren sie zu sehr in ihren Streit vertieft und hatten es zu eilig. Gorderan lehnte an einem der purpurnen Räder, kratzte sich am Kopf und betrachtete stirnrunzelnd die beiden Frauen, die am Fuß der hölzernen Treppe des Wagens standen. Zwei Frauen, beide in dunkle Umhänge gekleidet, mit verhüllten Gesichtern, und doch war das geblümte Kopftuch, das aus der Kapuze der größeren Frau hervorlugte, unverkennbar. Nun ja. Er hätte wissen müssen, dass Tuon ihre Zofe dabeihaben wollte. Adlige machten keinen Schritt ohne ihre Zofen. Ob der Einsatz nun einen Pfennig oder eine Krone war, am Ende kam es nur darauf an, wie die Würfel fielen. Sie hatten ihre Chance gehabt, ihn zu verraten. Trotzdem setzte er jetzt das zweite Mal auf eine Frau. Auf zwei Frauen. Welcher Narr würde das tun, zweimal auf dieselbe Marke? Aber er musste die Würfel werfen. Eigentlich rollten sie schon.
Er begegnete Selucias kaltem Blick mit einem Lächeln und riss den Hut herunter, um vor Tuon einen eleganten Kratzfuß zu machen. Nichts Übertriebenes, nur mit einem kleinen Herumwirbeln des Umhangs. »Seid Ihr zum Einkaufen bereit?« Beinahe hätte er sie meine Lady genannt, aber solange sie nicht bereit war, seinen Namen …
»Ich bin schon seit einer Stunde bereit, Spielzeug«, erwiderte Tuon kühl. Sie ergriff seinen Umhang an einer Ecke, hob sie hoch und betrachtete das rote Futter und seinen Mantel, bevor sie den Umhang wieder losließ. »Spitze steht Euch. Vielleicht lasse ich Eure Gewänder mit Spitze schmücken, wenn ich Euch zu einem Pokalträger mache.«
Einen Augenblick lang ließ ihn sein Lächeln im Stich. Konnte sie ihn auch dann noch zu einem Da’covale machen, wenn sie ihn heiratete? Er würde Egeanin danach fragen müssen. Beim Licht, warum konnten es Frauen einem niemals leicht machen?
»Soll ich Euch begleiten, mein Lord?«, fragte Gorderan langsam, der sich jetzt bemühte, die Frauen nicht direkt anzuschauen. Er schob die Daumen hinter den Gürtel und bemühte sich, auch Mat nicht direkt anzusehen. »Zum Tragen vielleicht?«
Tuon sagte kein Wort. Sie stand einfach da und schaute zu Mat hoch, abwartend, mit ihren großen Augen, deren Blick mit jeder Sekunde kühler wurde. Die Würfel rollten und klapperten in seinem Kopf. Nun, er zögerte nur einen Herzschlag lang, bevor er die Rotwaffe mit einer Kopfbewegung fortschickte. Vielleicht waren es auch zwei Herzschläge. Er musste seinem Glück vertrauen. Ihrem Wort vertrauen. Vertrauen ist das Geräusch des Todes. Er trat hart auf diesen Gedanken. Das hier war kein Lied, und keine alte Erinnerung konnte ihn führen. Die Würfel in seinem Kopf rollten weiter.
Mit einer leichten Verbeugung bot er ihr den Arm, den Tuon betrachtete, als hätte sie noch nie zuvor einen Arm gesehen; sie schürzte die vollen Lippen. Dann ergriff sie ihren Umhang und ging mit Selucia im Schlepptau los, sodass er hinter ihr hereilen musste. Nein, Frauen machten es einem nie leicht.
Trotz der frühen Stunde bewachten bereits zwei stämmige Burschen mit Keulen den Eingang, ein dritter hielt einen Glaskrug für die Münzen, die dann durch den Schlitz der mit Eisen beschlagenen Truhe am Boden geworfen wurden. Sie sahen alle zu ungeschickt aus, um ein Kupferstück zu stehlen, ohne dabei aufs Gesicht zu fallen, aber Luca ging kein Risiko ein. Es warteten bereits zwanzig oder dreißig Leute innerhalb der schweren Taue, die zum Eingang führten, und unglücklicherweise war auch Latelle da; ihr Kleid war mit blutrotem Flitter verziert, ihr Umhang mit blauem. Lucas Frau dressierte Bären. Mat glaubte, dass die Bären ihre Kunststücke vorführten, weil sie Angst hatten, von ihr gebissen zu werden.
»Ich habe alles im Griff«, sagte er zu ihr. »Glaubt mir, es gibt keinen Grund zur Sorge.« Er hätte sich seinen Atem genauso gut sparen können.
Latelle ignorierte ihn und warf Tuon und Selucia besorgte Blicke zu. Sie und ihr Mann waren die Einzigen vom Wanderzirkus, die wussten, wer sie wirklich waren. Es hatte keinen Grund gegeben, sie von dem morgendlichen Ausflug in Kenntnis zu setzen. Luca wäre ausgerastet. Der Blick, den Latelle für Mat übrighatte, war nicht besorgt,
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