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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sondern nur so hart wie ein Stein. »Vergesst nicht«, sagte sie leise, »wenn Ihr uns zum Galgen schickt, dann geht Ihr mit.« Dann schnaubte sie und musterte wieder die Leute, die auf den Einlass warteten. Latelle war sogar noch besser als Luca darin, das Gewicht eines Geldbeutels zu schätzen, bevor die Schnüre geöffnet wurden. Außerdem war sie zehnmal so hart wie ihr Mann. Die Würfel rollten weiter. Was auch immer sie in Bewegung gesetzt hatte, Mat hatte noch nicht den schicksalhaften Augenblick erreicht. Den entscheidenden Augenblick.
    »Sie ist eine gute Frau für Meister Luca«, murmelte Tuon, als sie sich ein Stück weit entfernt hatten.
    Mat sah sie von der Seite an und rückte den Hut auf seinem Kopf zurecht. In ihrem Tonfall hatte kein Spott gelegen. Hasste sie Luca denn so sehr? Oder verkündete sie, welche Art von Ehefrau sie sein würde? Oder … Sollte man ihn doch zu Asche verbrennen, wenn er versuchte, diese Frau zu enträtseln, würde er noch genauso verrückt werden, wie Domon ihn schon hielt. Sie musste der Grund für die Würfel in seinem Kopf sein. Was würde sie tun?
    Es war ein kurzer Weg im Licht der aufgehenden Sonne bis zur Stadt, auf einer ungepflasterten Straße, die über baumlose Hügel führte, aber auf ihr wimmelte es von Leuten, so wie es auf den Hügeln von Windmühlen und Salzteichen wimmelte. Sie starrten stur geradeaus und bewegten sich so zielgerichtet, dass sie niemanden vor sich wahrzunehmen schienen. Mat ging um einen Mann mit einem Mondgesicht herum, der beinahe in ihn hineingelaufen wäre, was wiederum dazu führte, dass er einem weißhaarigen alten Burschen aus dem Weg springen musste, der auf dürren Beinen ein beachtliches Tempo vorlegte. Das brachte ihn direkt vor ein fettes Mädchen, das mit ihm zusammengestoßen wäre, wäre er nicht erneut zur Seite gesprungen.
    »Übt Ihr einen Tanz, Spielzeug?«, sagte Tuon und schaute über eine schlanke Schulter zu ihm hoch. Ihr Atem gefror vor der Kapuze zu einem unscheinbaren weißen Wölkchen. »Er ist nicht sehr anmutig.«
    Er öffnete den Mund, um sie darauf hinzuweisen, wie belebt die Straße war, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass da nur noch sie und Selucia waren. Die Leute, die gerade noch dort gegangen waren, waren verschwunden, die vor ihnen liegende Straße lag bis zur nächsten Biegung verlassen da. Langsam drehte er den Kopf. Zwischen ihm und dem Wanderzirkus war auch keiner, nur die Leute, die in der Schlange warteten, und die sah auch nicht länger als zuvor aus. Jenseits des Zirkus schlängelte sich die Straße in die Hügel und führte in Richtung eines in der Ferne liegenden Waldes, und sie war leer. Es war nicht eine Menschenseele in Sicht. Er drückte die Finger gegen die Brust und tastete durch den Mantel nach dem Fuchskopf-Medaillon. Bloß ein Stück Silber an einer Lederschnur. Er wünschte sich, es wäre so kalt wie Eis gewesen. Tuon hob eine Braue. Selucias starrer Blick schalt ihn als einen Narren.
    »Wenn wir hier herumstehen, kann ich Euch kein Kleid kaufen«, sagte er. Das war der Sinn dieser Expedition, sein Versprechen, für Tuon etwas Besseres zu finden als Kleider, die unförmig an ihr herunterhingen und sie wie ein Kind in einem Erwachsenenkleid aussehen ließen. Jedenfalls war er sich ziemlich sicher, dass er etwas dergleichen versprochen hatte, und sie war fest davon überzeugt. Die Nadelkunst der Zirkusnäherin fand Tuons Zustimmung, aber nicht der zur Verfügung stehende Stoff. Artistenkostüme glitzerten mit Flitter und Perlen und hellen Farben, aber der Stoff war für gewöhnlich der billigste, den sie finden konnten. Die Leute, die besseren hatten, verwahrten ihn und benutzten ihn, bis er verschlissen war. Jurador machte sein Geld mit Salz, und mit Salz ließ sich viel Geld verdienen. Die Geschäfte der Stadt sollten jeden Stoff führen, den sich eine Frau nur wünschen konnte.
    Diesmal gab es kein Fingergewackel. Tuon wechselte einen Blick mit Selucia. Die größere Frau schüttelte den Kopf und verzog kurz und bedauernd den Mund. Tuon schüttelte ihren Kopf. Und sie hoben die Umhänge ein Stück an und gingen auf die eisenbeschlagenen Stadttore zu. Frauen! Er beeilte sich, zu ihnen aufzuschließen. Immerhin waren sie seine Gefangenen. Das waren sie, jawohl. Sie warfen lange Schatten voraus. Hatten diese anderen Leute Schatten geworfen, bevor sie verschwunden waren? Mat konnte sich auch nicht daran erinnern, dass einer von ihnen Nebelwölkchen ausgestoßen hatte. Es schien keine

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