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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nachsichtig als vorbeigehende Aes Sedai, die immerhin in Betracht ziehen konnten, warum eine Novizin an ihnen vorbeieilte.
    Die weiß gekleideten Frauen sprangen beim Anblick der gestreiften Stola, die aus Egwenes Kapuze hing, natürlich noch immer aus dem Weg, aber sie weigerte sich, sich von auf der Straße knicksenden Novizinnen, die auf dem vereisten Boden herumrutschten und manchmal beinahe sogar aufs Gesicht fielen, bevor ihre Nichten sie packen konnten, die Laune verderben zu lassen, jedenfalls mehr, als das ohnehin schon geschehen war. »Nichten«, so nannten die Mitglieder derselben Familie einander, und irgendwie schien sie das enger zusammenzuschweißen, als wären sie wirklich miteinander verwandt. Was Egwenes Laune allerdings trübte waren die paar Aes Sedai, die sie sah und die durch ein wogendes Meer aus Knicksen die Gehsteige entlangrauschten. Es waren kaum mehr als ein Dutzend zwischen ihrem Zelt und dem Studierzimmer der Amyrlin, aber drei von vieren waren nicht nur in ihre Umhänge gehüllt, sondern auch in das Licht der Macht. Sie gingen öfters zu zweit als allein, gefolgt von allen Behütern, die sie hatten. Sie erschienen auch wachsam, ob sie nun von Saidar eingehüllt wurden oder nicht, und die Kapuzen waren in ständiger Bewegung, als sie jeden in Sichtweite musterten.
    Es erinnerte Egwene an die Zeit, als Emondsfelde vom Fleckfieber heimgesucht worden war und jeder mit in Branntwein getauchten, vor die Nase gedrückten Tüchern herumlief – Doral Barran, die damalige Dorfheilerin, hatte behauptet, das würde schützen –, mit umklammerten Tüchern und misstrauischen Blicken, um zu sehen, wer als Nächstes Flecken bekam und umkippte. Elf Menschen starben, ehe das Fieber verschwand, aber es dauerte noch einen weiteren Monat, bevor alle bereit waren, diese Tücher wegzustecken. Noch lange Zeit danach hatte sie beim Geruch von Branntwein Furcht verspürt. Zwei Schwestern waren in ihrer Mitte ermordet worden, von einem Mann, der die Macht lenken konnte und der anscheinend dazu fähig war, nach Belieben ungesehen zu kommen und wieder zu verschwinden. Furcht erfasste die Aes Sedai schneller, als es das Fleckfieber jemals geschafft hätte.
    Das Zelt, das ihr als Studierzimmer diente, war bei ihrem Eintreffen bereits warm, die Kohlenpfanne verbreitete den Duft von Rosen. Alle Lampen waren entzündet. Ihr Tagesablauf war allgemein bekannt. Sie hängte den Umhang auf den Ständer in der Ecke, nahm ihren Platz hinter dem Schreibtisch ein und packte mechanisch das wackelige Stuhlbein, das stets zusammenklappen wollte. Alles, was sie tun musste, war, sich an ihre Routine zu halten. Morgen konnte sie dann verkünden, was getan worden war.
    Ihre erste Besucherin war eine echte Überraschung, vermutlich die letzte Frau, von der sie erwartet hatte, dass sie ihr Zelt betrat. Theodrin war eine schlanke Braune mit apfelroten Wangen, eine kupferfarbene Domani mit einem störrischen Zug um den Mund. Einst hatte sie immer zum Lächeln bereit ausgesehen. Sie rauschte über die abgetretenen Teppiche und kam nahe genug, dass die Fransen ihrer Stola den Schreibtisch berührten. Nachdem sie einen sehr formellen Knicks gemacht hatte, streckte Egwene die linke Hand aus, damit die Frau den Großen Schlangenring küssen konnte. Förmlichkeit musste mit Förmlichkeit begegnet werden.
    »Romanda möchte wissen, ob sie Euch heute sprechen kann, Mutter«, sagte die schlanke Braune. Mit leiser Stimme, aber in ihrem Tonfall lag Sturheit verborgen.
    »Wann immer sie möchte, Tochter«, erwiderte Egwene vorsichtig. Theodrin machte wieder einen Knicks, ohne eine Miene zu verziehen.
    Die Braune war im Begriff zu gehen, als eine der Aufgenommenen ins Zelt hereinplatzte und die mit einem Streifen versehene Kapuze zurückschlug. Emara war eine dünne Frau und genauso klein wie Nisao. Sie sah aus, als könnte ein starker Windstoß sie wegblasen, aber sie hatte die ihr unterstellten Novizinnen fest im Griff, fester als so manche andere Schwester. Aber sie war auch hart zu sich selbst, und das Leben einer Novizin sollte hart sein. Emaras Blick huschte zu den Fransen an Theodrins Stola, und ihr Mund verzog sich zu einem verächtlichen Grinsen, bevor sie ihre Züge straffte und ihre schneeweißen, mit einem Streifen versehenen Röcke zu einem Knicks ausbreitete. Auf Theodrins Wangen kamen blutrote Flecken zum Vorschein.
    Egwene schlug hart genug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass das Tintenfässchen und die Streubüchse in die Höhe

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