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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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angeht, die Dinge werden sich ändern, sobald Theodrin und Faolain auf den Eidstab schwören können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im Augenblick jemand ernsthaft darauf bestehen wird, dass sie für die Stola getestet werden. Bis dahin müssen sie eben ertragen, was auf sie zukommt.«
    »Das ist nicht gut genug, Siuan.« Egwene schaffte es, ihren Ton neutral zu halten, aber es kostete sie eine große Anstrengung. Sie hatte zumindest geahnt, was sie den beiden zumutete, als sie ihnen befahl, Romanda und Lelaine auszuspionieren. Sie hatte wissen müssen, was die Sitzenden planten, und sie musste es noch immer wissen, aber sie hatte ihnen gegenüber auch eine Pflicht zu erfüllen. Sie waren die Ersten gewesen, die ihr die Treue geschworen hatten, und das aus freiem Willen. Außerdem … »Vieles, was man über Theodrin und Faolain sagt, kann man auch über mich sagen. Wenn Aufgenommene sie respektlos behandeln können …« Nun, davor hatte sie keine Angst. Die Schwestern waren eine andere Sache. Vor allem die Sitzenden. »Siuan, es wird mir niemals gelingen, die Burg wiederzuvereinen, wenn die Aes Sedai an mir zweifeln.«
    Siuan schnaubte laut. »Mutter, mittlerweile wissen selbst Lelaine und Romanda, dass Ihr und Ihr allein der Amyrlin-Sitz seid, ob sie es nun zugeben wollen oder nicht. Mit Deane Aryman wären sie nicht auf die gleiche Linie eingeschwenkt. Ich glaube, sie fangen an, Euch als zweite Edarna Noregovna zu sehen.«
    »Das mag ja alles sein«, sagte Egwene sachlich. Deane wurde nach Bonwhins Desaster mit Artur Falkenflügel als Retterin der Burg betrachtet. Edarna hielt man für die beste Regentin, die je Stab und Stola gehalten hatte. Beide waren sehr starke Amyrlin gewesen. »Aber wie Ihr mich erinnert habt, muss ich aufpassen, dass ich nicht wie Shein Chunla ende.« Shein hatte als starke Amyrlin angefangen und die Burg und den Saal fest im Griff gehabt, und sie hatte als Marionette geendet, die das tat, was man ihr sagte.
    Siuan nickte zustimmend. Sie brachte Egwene die Geschichte der Burg bei, und sie erwähnte oft Amyrlin, die auf fatale Weise einen Fehltritt gemacht hatten. Sie selbst eingeschlossen. »Aber das hier ist eine andere Sache«, murmelte sie und tippte auf das Papier. »Wenn ich Theodrin in die Finger bekomme, wird sie sich wünschen, eine Novizin zu sein. Und Faolain! Wenn sie glauben, sie könnten sich jetzt aus dem Staub machen, dann schwöre ich, dass ich die beiden aufschlitze wie Schweine auf dem Dock!«
    »Wen wollt Ihr aufschlitzen?«, fragte Sheriam, als sie in einem kalten Luftschwall durch das Gewebe trat.
    Egwenes Stuhl wäre beinahe zusammengebrochen. Sie musste sich einen Stuhl besorgen, der nicht bei jeder Bewegung zusammenklappen wollte. Sie wäre jede Wette eingegangen, dass Edarra niemals zusammengezuckt war, als hätte ihr jemand Juckpulver ins Kleid getan.
    »Niemanden, der Euch betrifft«, sagte Siuan ruhig und hielt das Papier an eine Flamme der Tischlampe. Es verbrannte schnell, bis zu ihren Fingerspitzen, dann zerrieb sie es zwischen den Händen und klopfte die Asche ab. Nur Egwene, Siuan und Leane kannten die Wahrheit über Theodrin und Faolain. Und die beiden Schwestern natürlich. Obwohl es eine ganze Menge gab, das keine von ihnen wusste.
    Sheriam akzeptierte die Zurückweisung mit Gleichmut. Die Frau mit den feuerroten Haaren schien sich von ihrem Zusammenbruch im Saal völlig erholt zu haben. Zumindest hatte sie ihre äußere Würde zurückerlangt, jedenfalls größtenteils. Als sie zusah, wie Siuan das Blatt verbrannte, hatten sich ihre schräg stehenden grünen Augen vielleicht etwas zusammengezogen, und sie berührte die schmale blaue Stola, die von ihren Schultern herabhing, wie um sich zu versichern, dass sie da war. Sie musste Siuans Befehle nicht hinnehmen – am Ende war es Egwene unangemessen erschienen, ihre Bewahrerin in diese Position zu bringen –, aber Sheriam wusste nur zu gut, dass auch Siuan ihre Anweisungen nicht befolgen musste, was sie gewiss ärgerte, jetzt, da Siuan in der Macht so weit unter ihr stand. Das Wissen, dass es Geheimnisse gab, zu denen sie keinen Zugang hatte, musste sie ebenfalls ärgern. Aber sie würde damit leben müssen.
    Auch sie brachte ein Papier, das sie vor Egwene auf den Tisch legte. »Ich bin unterwegs Tiana begegnet, Mutter, und habe ihr gesagt, dass ich Euch das geben werde.«
    »Das« war der Tagesbericht über die Ausreißer, obwohl der nicht mehr täglich eingereicht wurde, nicht mal mehr

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