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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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darüber nachgedacht.
    Auf der anderen Seite des Eldar, halb verdeckt von einer der sumpfigen Inseln, von denen der Fluss nur so wimmelte, wurden in einem breiten Ruderboot die Ruder hochgehoben, dann stand ein Mann auf und fischte mit einem langen Bootshaken im Schilf herum. Ein anderer Ruderer half ihm, das, was er gefunden hatte, ins Boot zu hieven. Auf diese Entfernung sah es wie ein großer Sack aus. Mat zuckte zusammen und wandte den Blick flussabwärts. Sie fanden noch immer Leichen, und er war verantwortlich. Die Unschuldigen starben an der Seite der Schuldigen. Und wenn man nichts unternahm, dann starben nur die Unschuldigen oder erlitten ein Schicksal, das fast so schlimm wie der Tod war. Oder vielleicht auch schlimmer, je nachdem, wie man es betrachtete.
    Er runzelte gereizt die Stirn. Blut und Asche, er verwandelte sich in einen verfluchten Philosophen! Die Verantwortung presste sämtliche Freude aus dem Leben und ließ einen Mann zu Staub vertrocknen. In diesem Augenblick wünschte er sich einen ordentlichen Krug Wein in einer gemütlichen Schenke voller Musik und eine üppige, hübsche Dienstmagd auf dem Schoß, irgendwo weit weg von Ebou Dar. Sehr weit weg. Doch er hatte nur Verpflichtungen, vor denen er nicht weglaufen konnte, und eine Zukunft, die ihm nicht zusagte. Es schien nicht zu helfen, wenn man ein Ta’veren war, nicht, wenn sich das Muster auf diese Weise formte. Wenigstens hatte er noch immer sein Glück. Er lebte und war nicht in einer Zelle angekettet. Unter diesen Umständen durfte er sich glücklich schätzen.
    Von seinem Sitz aus hatte er einen ziemlich freien Blick vorbei an den niedrigen sumpfigen Flussinseln. Vom Wind erfasste Gischt trieb Nebelbänken gleich vom Hafen heran, aber sie reichte nicht aus, um das zu verstecken, was er sehen musste. Er versuchte alles im Kopf auszurechnen, zählte die verankerten Schiffe, versuchte die Wracks zu zählen. Aber er verlor den Überblick, glaubte, manche Schiffe doppelt erfasst zu haben, und fing von vorn an. Die Leute vom Meervolk, die man wieder eingefangen hatte, schlichen sich ebenfalls in seine Gedanken. Er hatte gehört, dass an den Galgen im Rahad mehr als hundert Leichen zur Schau gestellt wurden, ihre Verbrechen auf den dazugehörigen Schildern wurden als »Mord« und »Rebellion« bezeichnet. Für gewöhnlich benutzten die Seanchaner Henkersbeil und Pfahl, während der Adel, das Blut, das Privileg der Würgeschnur erhielt, aber Besitztum musste sich damit zufriedengeben, aufgehängt zu werden.
    Soll man mich doch zu Asche verbrennen, ich habe getan, was ich konnte, dachte er mürrisch. Es war sinnlos, sich Vorwürfe zu machen, nicht mehr getan zu haben. Sinnlos! Völlig sinnlos! Er musste an die Menschen denken, die entkommen waren.
    Die Atha’an Miere, die entkommen waren, hatten Schiffe aus dem Hafen für ihre Flucht benutzt, und obwohl sie kleinere Fahrzeuge hätten nehmen können – alles, was sie in der Nacht betreten und erobern konnten –, hatten sie so viele ihrer Leute mitnehmen wollen wie nur möglich. Da Tausende von ihnen als Gefangene im Rahad schufteten, mussten große Schiffe her, also seanchanische Großschiffe. Sicher wären viele der Schiffe des Meervolks groß genug gewesen, aber sie alle waren von ihren Segeln und der Takelage befreit worden, um nach seanchanischer Art ausgerüstet zu werden. Wenn er herausfinden konnte, wie viele Großschiffe noch da waren, konnte er sich möglicherweise eine ungefähre Vorstellung davon machen, wie viele Atha’an Miere es in die Freiheit geschafft hatten. Es war richtig gewesen, die Windsucherinnen des Meervolks zu befreien, es war das Einzige gewesen, was er hatte tun können, aber von den Gehängten abgesehen, hatte man in den vergangenen fünf Tagen Hunderte von Toten aus dem Hafen gefischt, und allein das Licht wusste, wie viele mit den Gezeiten hinaus aufs offene Meer getragen worden waren. Die Totengräber arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, und die Friedhöfe waren gefüllt mit weinenden Frauen und Kindern. Auch mit Männern. Mehr als nur ein paar dieser Toten waren Atha’an Miere gewesen, um die niemand weinte, während sie in Massengräber geworfen wurden, und Mat wollte eine Vorstellung von der Zahl haben, die er gerettet hatte, um damit seine düsteren Vermutungen über die Zahl auszugleichen, die er umgebracht hatte.
    Aber es war schwer, auch nur zu schätzen, wie viele Schiffe es hinaus aufs Meer der Stürme geschafft hatten, selbst wenn er

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