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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Lächeln verblasste, und sie hob eine Hand, um die seine zu berühren. Sie vertrauten Lucas Urteilsvermögen, aber sie kannten auch das Risiko, das sie eingingen. Oder glaubten es zu kennen. Das Risiko, an das sie glaubten, war schon schlimm genug.
    »Was wollen sie?«, verlangte Egeanin zu wissen und löste sich von Mat, bevor er etwas sagen konnte.
    »Haltet das für mich«, sagte Noal und drückte dem Einäugigen, der ungläubig zu ihm hochschaute, Korb und Angel in die Hand. Er richtete sich wieder auf und schob eine knotige Hand unter den Mantel, wo er zwei Messer mit langen Klingen versteckte. »Können wir es zu den Pferden schaffen?«, fragte er Petra. Der Kraftprotz musterte ihn zweifelnd. Mat war nicht der Einzige, der sich nicht ganz sicher war, ob Noal noch immer alle Sinne beisammenhatte.
    »Sie scheinen nicht an einer Durchsuchung interessiert zu sein«, sagte Clarine hastig und deutete vor Egeanin einen Knicks an. Jeder sollte so tun, als gehörten Mat und die anderen zum Zirkus, aber nur wenigen gelang das bei Egeanin. »Die Offiziere sind seit einer guten halben Stunde in Lucas Wagen, aber die Soldaten waren die ganze Zeit bei ihren Pferden.«
    »Ich glaube nicht, dass sie wegen Euch gekommen sind«, fügte Petra respektvoll hinzu. Ebenfalls an Egeanin gemünzt. Warum sollte er auch anders sein? Vermutlich übte er, Adlige in dem Gasthof willkommen zu heißen. »Wir wollten bloß nicht, dass Ihr überrascht seid oder Euch Sorgen macht, wenn Ihr sie seht. Ich bin sicher, dass Luca sie bald wieder los wird.« Trotz seines Tonfalls blieben die Sorgenfalten auf seiner Stirn. Die meisten Männer wurden wütend, wenn ihre Frauen wegliefen, und Adlige konnten andere die Macht ihres Zorns spüren lassen. Ein durchreisender Wanderzirkus bot da ein besonders leichtes Ziel ohne Komplikationen. »Ihr müsst Euch keine Sorgen machen, dass jemand etwas Falsches sagt, meine Lady.« Petra warf dem Pferdeknecht einen Blick zu. »Oder, Col?« Hakennase schüttelte den Kopf, den Blick auf die Würfel in seiner Hand gerichtet. Er war ein großer Mann, aber nicht so kräftig wie Petra, und der Kraftprotz konnte mit bloßen Händen Hufeisen verbiegen.
    »Jedem gefällt dann und wann die Gelegenheit, einem Adligen auf die Stiefel zu spucken«, murmelte der Einäugige und schaute in den Korb mit den Fischen. Er war fast so groß und breitschultrig wie Col, aber sein Gesicht bestand fast nur aus Falten, und er verfügte über noch weniger Zähne als Noal. Mit einem Seitenblick auf Egeanin zog er den Kopf ein und fügte hinzu: »Entschuldigt, Lady. Außerdem kommen wir auf diese Weise alle an ein paar Münzen, und von denen hat es in letzter Zeit nicht viel gegeben. Stimmt’s, Col? Wenn jemand den Mund aufmacht, dann nehmen uns die Seanchaner alle mit, hängen uns vielleicht auf wie diese Leute vom Meervolk. Oder sie lassen uns die Kanäle auf der anderen Hafenseite säubern.« Pferdeknechte erledigten im Zirkus alle anfallenden Arbeiten, vom Säubern der Tierkäfige bis zum Auf- und Abbau der Segeltuchwand, aber er erschauderte, als wäre die Vorstellung, im Rahad versandete Kanäle frei zu graben, viel schlimmer, als gehängt zu werden.
    »Hab ich was davon gesagt, dass einer redet?«, protestierte Col und breitete die Hände aus. »Ich hab bloß gefragt, wie lange wir hier noch rumsitzen, das ist alles. Ich hab bloß gefragt, wann wir etwas von dem Geld zu sehen bekommen.«
    »Wir bleiben so lange hier, wie ich es sage.« Es war schon erstaunlich, wie hart Egeanin diesen breiten Akzent klingen lassen konnte, ohne die Stimme zu heben, es klang wie eine Klinge, die aus der Scheide glitt. »Ihr seht euer Geld, wenn wir unser Ziel erreichen. Für die, die mir treu gedient haben, wird es etwas extra geben. Und ein kaltes Grab für jeden, der an Verrat denkt.« Col zog seinen flickenübersäten Umhang enger und weitete die Augen gerade genug, um erstaunt oder vielleicht auch unschuldig auszusehen, aber das war nur gespielt, als würde er hoffen, dass sie so nahe an ihn herankam, dass er ihren Geldbeutel stehlen konnte.
    Mat knirschte mit den Zähnen. Zum einen war es sein Gold, das sie hier so großzügig verteilte. Sie hatte selbst welches, aber bei Weitem nicht genug für das hier. Aber viel wichtiger war, dass sie erneut versuchte, die Zügel in die Hand zu nehmen. Beim Licht, ohne ihn würde sie noch immer in Ebou Dar hocken und Pläne schmieden, wie sie den Suchern entwischen konnte, oder bereits der Befragung unterzogen

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