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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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würde er über jeden Verdacht erhaben sein, was die anderen Vorfälle jener Nacht betraf. Mit etwas Glück würde niemand außer Tylin einen Gedanken an ihn verschwenden. Eine Königin zu verschnüren wie ein für den Markt bestimmtes Schwein hätte für gewöhnlich mehr als nur ausgereicht, einem Mann den Tod zu bringen, aber neben dem Verschwinden der Tochter der Neun Monde war das nebensächlich, und was konnte Tylins Spielzeug damit zu tun haben? Es ärgerte ihn noch immer, dass man ihn als ein Anhängsel betrachtet hatte – schlimmer noch, als Spielzeug! –, aber es hatte auch seine Vorteile.
    Er glaubte in Sicherheit zu sein – zumindest vor den Seanchanern –, aber eine Sache ließ ihm keine Ruhe, wie ein eingetretener Dorn. Nun, eigentlich waren es mehrere Dinge, die sich größtenteils aus Tuon ergaben, aber dieser Dorn hatte eine besonders lange Spitze. Tuons Verschwinden hätte so schockierend wie das Verschwinden der Sonne am Mittag sein sollen, aber es war kein Alarm gegeben worden! Nicht einer! Keine Belohnungen und keine Angebote für Lösegeld, keine heißblütigen Soldaten, die jeden Karren und jeden Wagen innerhalb von Meilen durchsuchten oder über das Land galoppierten, um jeden Verschlag und jedes Loch aufzuspüren, in dem man eine Frau hätte verstecken können. Die alten Erinnerungen verrieten ihm etwas über die Jagd nach entführten Adligen, aber abgesehen von den Galgen und den verbrannten Schiffen im Hafen erschien Ebou Dar nach außen hin genauso wie am Tag vor der Entführung. Egeanin behauptete, die Suche würde unter absoluter Geheimhaltung stattfinden, daher wüssten sogar viele Seanchaner noch nichts von Tuons Verschwinden. Ihre Erklärung hatte mit dem Entsetzen des Kaiserreichs und bösen Omen für die Wiederkehr und dem Verlust von Sei’taer zu tun, und sie hörte sich an, als sei sie fest davon überzeugt, aber Mat glaubte kein Wort davon. Die Seanchaner waren seltsame Leute, aber keiner konnte so seltsam sein. Die Stille in Ebou Dar ließ seine Haut jucken. Er fühlte eine Falle in dieser Stille. Als sie die Große Nordstraße erreichten, war er dankbar, dass die Stadt hinter den Hügeln verborgen war.
    Die Straße war eine große Überlandstraße, eine wichtige Handelsroute, breit genug, dass fünf oder sechs Wagen ungehindert nebeneinander herfahren konnten; Hunderte von Jahren der Benutzung hatten die Oberfläche aus Erde und Lehm so hart wie die uralten Pflastersteine gemacht, die gelegentlich am Rand oder einer Ecke ein paar Fingerbreit in die Höhe ragten. Mat und Egeanin eilten zwischen einem Handelszug, der auf die Stadt zurollte und von zehn Männern mit harten Augen in mit Eisenscheiben besetzten Lederwesten bewacht wurde, und einer Anzahl von Pferden, Maultieren oder Ochsen gezogenen Siedlerwagen, die vorn und hinten auf diese seltsame Weise spitz zuliefen, auf die andere Seite; Noal blieb ihnen dicht auf den Fersen. Zwischen den Wagen trieben barfüßige Jungen mit Stöcken vierhornige Ziegen mit langem, schwarzem Fell und große weiße Kühe mit langen Hautlappen. Hinter den Wagen führte ein Mann mit blauen Pluderhosen einen gewaltigen Bullen an einem dicken Seil an seinem Nasenring. Von der Kleidung einmal abgesehen, hätte er von den Zwei Flüssen stammen können. Er warf Mat und anderen, die in dieselbe Richtung gingen, einen Blick zu, als wollte er sie ansprechen, aber dann schüttelte er den Kopf und marschierte weiter, ohne noch einmal in ihre Richtung zu schauen. Wegen Mats Hinken gingen sie nicht besonders schnell, und die Siedler bewegten sich langsam, aber stetig.
    Egeanin ging mit gekrümmten Schultern und hielt mit der freien Hand den Schal unter dem Kinn fest, dann seufzte sie und löste die Finger, die sich fast schon schmerzhaft in Mats Seite gegraben hatten. Einen Moment später richtete sie sich auf und starrte auf den Rücken des sich entfernenden Bauern, als wollte sie ihm hinterherstürmen und ihm und seinem Bullen eins auf die Ohren geben. Und als wäre das nicht schlimm genug, sobald der Bauer zwanzig Schritte entfernt war, richtete sie ihre finstere Miene auf eine Abteilung seanchanischer Soldaten, die in der Mitte der Straße in einem Tempo marschierte, das sie die Siedler bald überholen lassen würde, etwa zweihundert Mann in Viererreihe, denen von Maultieren gezogene Wagen mit festgezurrten Segeltuchplanen folgte. Die Straßenmitte war für Militärverkehr frei gehalten. An der Spitze der Marschreihe ritten ein halbes Dutzend

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