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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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segeln in gefährlichen Gewässern, und Ihr habt nicht die geringste Ahnung vom Befehlen.«
    »Mehr, als Ihr vielleicht glauben würdet«, sagte er trocken. Er hätte eine Liste der Schlachten hervorbeten können, in denen er das Kommando geführt hatte, aber die meisten würden nur einem Historiker etwas sagen, und vielleicht nicht einmal dem. Davon abgesehen würde es ihm ohnehin niemand glauben. Er hätte es gewiss nicht getan, hätte ein anderer etwas Vergleichbares behauptet. »Solltet Ihr und Domon euch nicht fertig machen? Ihr wollt doch nicht alles zurücklassen.« Ihr ganzer Besitz war bereits in dem Wagen verstaut, den sie und Mat sich mit Domon teilten – wahrlich kein bequemes Arrangement –, aber er beschleunigte den Schritt in der Hoffnung, dass sie den Wink verstand. Außerdem sah er sein Ziel vor sich.
    Das hellblaue Zelt, das sich zwischen einen giftgelben und einen smaragdgrünen Wagen drängte, war kaum groß genug für drei Pritschen, aber für jeden, den er aus Ebou Dar herausgeschafft hatte, eine Unterkunft zu besorgen, hatte Bestechungsgelder erfordert, die Leute umziehen ließen, und noch mehr Geld, damit andere sie einziehen ließen. Er hatte nur mieten können, was ihm die Besitzer bereitwillig überlassen hatten. Mit Preisen, die eines guten Gasthofs würdig gewesen wären. Juilin, ein dunkler stämmiger Mann mit kurzem schwarzem Haar, saß mit untergeschlagenen Beinen zusammen mit Olver, dem dünnen kleinen Jungen, der für seine zehn Jahre – zumindest behauptete er, so alt zu sein – recht klein geraten und nicht mehr ganz so dünn war wie zu der Zeit, als Mat ihn kennengelernt hatte, vor dem Zelt auf dem Boden. Beide trugen trotz des Winds keine Mäntel und spielten eine Partie Schlangen und Füchse auf dem Spielbrett, das der verstorbene Vater des Jungen für ihn auf ein rotes Stück Tuch gemalt hatte. Olver warf die Würfel, zählte sorgfältig die Augen und überlegte seinen Zug auf dem Spinnennetz aus schwarzen Linien und Pfeilen. Der tairenische Diebefänger schenkte dem Spiel weniger Aufmerksamkeit. Bei Mats Anblick richtete er sich auf.
    Plötzlich kam Noal um das Zelt herumgeschossen und atmete so schwer, als wäre er gerannt. Juilin schaute überrascht zu dem Alten hoch, und Mat runzelte die Stirn. Er hatte Noal befohlen, sich unverzüglich hierher zu begeben. Wo war er stattdessen gewesen? Noal blickte ihn erwartungsvoll an, ohne jedes schlechte Gewissen oder Verlegenheit, begierig zu hören, was Mat zu sagen hatte.
    »Weißt du über die Seanchaner Bescheid?«, fragte Juilin und richtete ebenfalls die Aufmerksamkeit auf Mat.
    Im Zelteingang bewegte sich ein Schatten, und eine dunkelhaarige Frau, die in einen alten grauen Umhang gewickelt auf dem Ende einer der Pritschen saß, beugte sich vor, um Juilin die Hand auf den Arm zu legen. Und Mat einen misstrauischen Blick zuzuwerfen. Thera war hübsch, wenn einem ein Mund gefiel, der ständig zu schmollen schien, was bei Juilin wohl der Fall war, wenn man sah, wie er sie beruhigend anschaute und ihre Hand tätschelte. Sie war außerdem Amathera Aelfdene Casmir Lounault, Panarchin von Tarabon und so etwas Ähnliches wie eine Königin. Zumindest war sie das einst gewesen. Juilin hatte das gewusst, Thom auch, aber keiner von ihnen hatte daran gedacht, Mat davon in Kenntnis zu setzen, jedenfalls nicht, bevor sie den Zirkus erreicht hatten. Bedachte man alles andere, so spielte das wohl kaum noch eine Rolle. Sie reagierte schneller auf Thera als auf Amathera, stellte abgesehen von Juilins Zeit keine Ansprüche, und es erschien unwahrscheinlich, dass jemand sie hier erkennen würde. Auf jeden Fall hoffte Mat, dass sie für ihre Rettung mehr als nur Dankbarkeit empfand, denn Juilin empfand mehr für sie. Wer konnte schon ausschließen, dass eine entthronte Panarchin sich in einen Diebfänger verlieben konnte? Seltsamere Dinge waren geschehen. Auch wenn sich Mat nicht sicher war, aus dem Stegreif eins benennen zu können.
    »Sie wollten bloß die Freistellungsurkunde für Lucas Pferde sehen«, sagte er, und Juilin nickte und entspannte sich sichtlich.
    »Gut, dass sie nicht die Pferdeseile gezählt haben.« Die Urkunde listete die genaue Zahl an Pferden auf, die Luca besitzen durfte. Die Seanchaner konnten großzügig mit ihren Belohnungen sein, aber bei ihrem Bedarf an Reittieren und Gespannen würden sie niemandem eine Lizenz zum Pferdehandel überlassen. »Bestenfalls hätten sie die Überzähligen mitgenommen.

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