Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
Vorstellung, einem Feind hilflos gegenüberzustehen, aber viele von ihnen hatten in den frühen Tagen an der Seite von Ituralde und Shimron gekämpft, um zu wissen, wie dieser Feind war.
»Sie können besiegt werden, Lord Shimron«, erwiderte Ituralde, »selbst mit ihren … kleinen Überraschungen.« Schon seltsam, es so zu bezeichnen, wenn der Boden unter den Füßen in die Höhe geschleudert wurde und Kundschafter etwas ritten, das wie Schattengezücht aussah, aber er musste so sicher klingen, wie er aussah. Davon abgesehen passte man sich an, wenn man wusste, wozu der Feind imstande war. Das war eine Faustregel des Kriegshandwerks, und zwar schon lange, bevor die Seanchaner aufgetaucht waren. Dunkelheit verschaffte den Seanchanern Vorteile, genau wie Stürme, und ein Wetterdeuter konnte einem immer sagen, wann ein Sturm heraufzog. »Ein kluger Mann hört auf zu kauen, wenn er auf den Knochen stößt«, fuhr er fort, »aber bis jetzt haben die Seanchaner ihr Fleisch in dünnen Scheiben abgeschnitten, bevor sie danach griffen. Ich habe vor, ihnen einen knorrigen Unterschenkel zu geben, an dem sie herumkauen können. Mehr noch, ich habe einen Plan, der sie so schnell zuschnappen lassen wird, dass sie sich die Zähne an dem Knochen ausbeißen werden, bevor sie überhaupt einen Bissen Fleisch bekommen. Nun, ich habe meinen Schwur geleistet. Was ist mit Euch?«
Es fiel schwer, nicht die Luft anzuhalten. Jeder Mann schien nach innen zu schauen. Er konnte förmlich sehen, wie sie darüber nachdachten. Der Wolf hatte einen Plan. Die Seanchaner hatten angekettete Aes Sedai und fliegende Bestien und das Licht allein wusste was noch. Aber der Wolf hatte einen Plan. Die Seanchaner. Der Wolf.
»Wenn ein Mann sie besiegen kann«, sagte Shimron schließlich, »dann seid Ihr es, Lord Ituralde. Ich schwöre.«
» Ich schwöre auch!«, rief Rajabi. »Wir jagen sie über den Ozean dorthin zurück, wo sie hergekommen sind!« Er hatte das passende Temperament zu seinem Stiernacken.
Überraschenderweise gab Wakeda seine Zustimmung mit dem gleichen Enthusiasmus kund, und dann erscholl ein Sturm aus Stimmen, sie riefen, dass auch sie den Schwur des Königs leisteten, dass sie die Seanchaner zerschmettern würden, manche sogar, dass sie dem Wolf in die Grube der Hölle selbst folgen würden. Das war alles sehr zufriedenstellend, aber es war nicht alles, weswegen Ituralde hergekommen war.
»Wenn Ihr uns bittet, für Arad Doman zu kämpfen«, übertönte eine Stimme den Rest, »dann fragt uns! « Die Männer, die ihre Schwüre verkündet hatten, verfielen in wütendes Gemurmel oder leise Flüche.
Ituralde verbarg sein Vergnügen hinter seinem ausdruckslosen Gesicht und drehte sich dem Sprecher zu, der auf der anderen Seite des Raums stand. Der Taraboner war ein schlanker Mann mit einer spitzen Nase, die seinen Schleier hervorstehen ließ. Aber seine Augen blickten scharf und hart. Einige der Taraboner runzelten die Stirn, als würde ihnen nicht gefallen, dass er das Wort ergriffen hatte; allem Anschein nach hatten sie genau wie die Domani keinen Anführer mehr, aber er hatte nun einmal das Wort ergriffen. Ituralde hatte gehofft, die Eide zu erhalten, aber sie waren für seinen Plan nicht notwendig. Die Taraboner schon. Zumindest würden sie die Chance hundertfach verstärken, dass er funktionierte. Er begrüßte den Mann mit einer höflichen Verbeugung.
»Ich biete Euch die Gelegenheit, für Tarabon zu kämpfen, mein guter Mann. Die Aiel stiften auf der Ebene einige Verwirrung, das berichten die Flüchtlinge. Sagt, könnte eine kleine Kompanie Eurer Leute – hundert, oder vielleicht auch zweihundert – in diesem Aufruhr die Ebene überqueren und Tarabon betreten, vorausgesetzt, ihre Rüstungen wären mit den Streifen jener markiert, die für die Seanchaner reiten?«
Es erschien unvorstellbar, dass das Gesicht des Taraboners noch verkniffener wurde, aber so war es, und jetzt waren die Männer rings um ihn mit ärgerlichem Murmeln und Flüchen dran. Aus dem Norden waren genügend Neuigkeiten bis zu ihnen gedrungen, um zu wissen, dass die Seanchaner einen König und eine Panarchin auf die Throne gesetzt hatten, die einer Kaiserin auf der anderen Seite des Aryth-Meers die Treue geschworen hatten. Sie würden es nicht schätzen, daran erinnert zu werden, wie viele ihrer Landsleute jetzt für diese Kaiserin ritten. Die meisten der »Seanchaner« auf der Ebene von Almoth waren Taraboner.
»Was könnte eine kleine Kompanie schon
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