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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erfreut, dass Ihr Loyalität zu Tylin zeigt, Spielzeug«, sagte sie streng, »aber ich werde Euch keinen abergläubischen Unsinn durchgehen lassen. Das lasse ich nicht zu. Es erweist Tylin keine Ehre.« Sollte er doch zu Asche verbrennen, Tylins Tod schien sie genauso wenig zu berühren wie die Frage, ob sich Suroth umbrachte oder nicht. Was für eine Frau würde er da bloß heiraten?
    Als eine Faust an die Tür klopfte, machte er sich gar nicht erst die Mühe aufzustehen. Er fühlte sich taub bis ins Mark. Blaeric platzte ohne zu fragen in den Wagen, von seinem dunkelbraunen Umhang tropfte der Regen. Es war ein alter Umhang, an einigen Stellen durchgescheuert, aber es schien ihm egal zu sein, dass er den Regen nicht abhielt. Der Behüter ignorierte jeden außer Mat – oder fast jeden. Der Mann nahm sich doch tatsächlich einen Augenblick Zeit, Selucias Busen zu bewundern! »Joline will Euch sprechen, Cauthon«, sagte er und betrachtete sie immer noch. Beim Licht! Das war alles, was Mat noch zu einem perfekten Tag fehlte.
    »Wer ist Joline?«, wollte Tuon wissen.
    Mat beachtete sie nicht. »Bestellt Joline, dass ich sie besuche, wenn wir unterwegs sind, Blaeric.« Sich noch mehr Beschwerden der Aes Sedai anzuhören war das Letzte, was er jetzt wollte.
    »Sie will Euch jetzt sprechen, Cauthon.«
    Seufzend stand Mat auf und hob seine Mütze vom Boden auf. Blaeric sah aus, als würde er ihn notfalls auch mitzerren. Bei seiner derzeitigen Stimmung würde er dem Mann vielleicht einen Dolch in den Leib rammen, falls er es versuchen sollte. Und er selbst würde ein gebrochenes Genick davontragen; ein Behüter ließ sich nicht so ohne Weiteres einen Dolch zwischen die Rippen jagen. Mat war ziemlich davon überzeugt, das eine Mal gestorben zu sein, das ihm zustand, und das nicht in alten Erinnerungen. Jedenfalls überzeugt genug, keine Risiken einzugehen, die sich umgehen ließen.
    »Wer ist Joline, Spielzeug?« Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dass Tuon eifersüchtig klang.
    »Eine verdammte Aes Sedai«, murmelte er, setzte die Mütze auf und erhielt eine kleine Freude an diesem Tag. Tuon blieb entsetzt der Mund offen stehen. Er schloss hinter sich die Tür, bevor sie ihre Sprache wiederfand. Eine sehr kleine Freude. Ein Schmetterling auf einem Misthaufen. Tylin war tot, und man würde die Windsucherinnen dafür verantwortlich machen, ganz egal, was Thom sagte. Und dann waren da noch Tuon und die verfluchten Würfel. Ein sehr kleiner Schmetterling auf dem Misthaufen.
    Der Himmel war jetzt voller dunkler Wolken, und der Regen fiel stetig. Trotz der Mütze klebte er ihm das Haar an den Schädel und sickerte durch den Mantel, sobald er draußen war. Blaeric schien ihn nicht weiter wahrzunehmen. Mat blieb nichts anderes übrig, als die Schultern einzuziehen und durch die immer größer werdenden Pfützen zu stapfen. Bis er an seinem Wagen gewesen wäre, um einen Umhang zu holen, wäre er sowieso bis auf die Haut durchnässt gewesen. Außerdem passte das Wetter gut zu seiner Stimmung.
    Zu seiner Überraschung war trotz des Regens in der kurzen Zeit seiner Abwesenheit im Wagen viel Arbeit erledigt worden. Soweit er sehen konnte, war die Zeltwand in beiden Richtungen verschwunden, und die Hälfte der Frachtwagen, die um Tuons Wagen gestanden hatten, fehlten ebenfalls. So wie die meisten der Tiere, die an den Pferdeleinen angezurrt gewesen waren. Ein großer Eisenkäfig mit einem schwarzmähnigen Löwen rollte von einem mühsam stampfenden Gespann gezogen der Straße entgegen, die Pferde störten sich anscheinend genauso wenig an dem scheinbar schlafenden Löwen hinter ihnen wie an dem Regenguss. Auch Artisten befanden sich bereits auf der Straße, wie sie die Reihenfolge ihres Aufbruchs festgelegt hatten, blieb ein Geheimnis. Die meisten Zelte waren verschwunden; an einer Stelle schienen drei hellbunt bemalte Wagen zu fehlen, an einer anderen jeder zweite Wagen, während anderswo die abgestellten Wagen noch immer eine solide Masse bildeten. Luca stolzierte in seinem hellroten Umhang die Straße entlang und blieb gelegentlich stehen, um einem Mann auf die Schulter zu schlagen oder einer Frau etwas zuzumurmeln, das sie lachen ließ. Wäre der Zirkus auseinandergebrochen, hätte Luca jene, die weg wollten, zu erwischen versucht. Er hielt den Zirkus nicht zuletzt mit Überredungskunst zusammen, und er würde niemals jemanden ziehen lassen, ohne sich vorher heiser zu reden bei dem Versuch, ihn davon abzubringen. Mat

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