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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nachzudenken spuckte er in seine Hand und bot sie an, so als wollte er einen Pferdekauf besiegeln.
    »Eure Bräuche sind sehr … rustikal«, sagte Tuon trocken, aber sie spuckte in die Hand und ergriff seine. »›Somit ist der Vertrag festgelegt und die Vereinbarung geschlossen.‹ Was bedeutet diese Aufschrift auf Eurem Speer, Spielzeug?«
    Diesmal war es ein Wimmern, und das nicht, weil sie die Inschrift in der Alten Sprache auf seinem Ashandarei gelesen hatte. Ein verdammter Stein hätte gewimmert. Die Würfel waren in dem Moment verstummt, als er ihre Hand berührt hatte. Beim Licht, was war geschehen?
    Knöchel pochten an die Tür, und er stand so unter Anspannung, dass er ohne nachzudenken handelte; er fuhr herum, in jeder Hand ein Messer, dazu bereit, sie auf alles zu schleudern, was auch immer hereinkam. »Bleibt hinter mir«, fauchte er.
    Die Tür öffnete sich, und Thom steckte den Kopf herein. Die Kapuze seines Umhangs war hochgeschlagen, und Mat erkannte, dass es draußen regnete. Mit Tuon und den Würfeln waren ihm die Laute des prasselnden Regens überhaupt nicht aufgefallen. »Ich störe doch nicht, oder?«, sagte Thom und strich mit den Knöcheln über seinen langen weißen Schnurrbart.
    Mats Gesicht wurde heiß. Setalle war mit der Nadel ihrer Stickarbeit in der Hand erstarrt, und ihre Brauen schienen unter ihren Haaransatz kriechen zu wollen. Selucia hockte angespannt auf der anderen Bettkante und verfolgte mit beträchtlichem Interesse, wie er die Messer wieder in den Ärmeln verschwinden ließ. Er hätte sie nicht für die Art Frau gehalten, die gefährliche Männer mochte. Diese Art Frau mied man besser; sie neigten dazu zu sorgen, dass ein Mann gefährlich sein musste. Er sah Tuon nicht an. Vermutlich starrte sie ihn an, als hätte er sich benommen wie Luca. Nur weil er nicht heiraten wollte, hieß das noch lange nicht, dass seine zukünftige Frau ihn für einen Narren halten sollte.
    »Was hast du herausgefunden, Thom?«, fragte er kurz angebunden. Etwas war geschehen, oder die Würfel wären nicht verstummt. Ihm kam ein Gedanke, bei dem sich seine Haare sträuben wollten. Das war das zweite Mal, dass sie in Tuons Gegenwart verstummt waren. Das dritte Mal, wenn er das Stadttor in Ebou Dar mitzählte. Drei verdammte Male, und immer hatten sie mit ihr zu tun.
    Der weißhaarige Mann kam mit einem leichten Hinken herein, schob die Kapuze zurück und zog die Tür hinter sich zu. Sein Hinken kam von einer alten Verletzung, nicht von Ärger in der Stadt. Hochgewachsen und schlank, mit scharfen blauen Augen und einem schneeweißen Schnurrbart, dessen Spitzen bis unters Kinn gingen, schien er überall sofort Aufmerksamkeit zu erregen, aber er hatte Übung darin, nirgendwo aufzufallen, und sein dunkler Mantel und der braune Wollumhang passten zu einem Mann, der über etwas Geld verfügte, wenn auch nicht viel. »Auf den Straßen wimmelt es nur so von Gerüchten über sie«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf Tuon, »aber nichts über ihr Verschwinden. Ich habe ein paar seanchanischen Offizieren einen Becher Wein ausgegeben, und sie scheinen zu glauben, dass sie gemütlich im Palast sitzt oder auf einer Inspektionsreise ist. Ich habe keine Heuchelei gespürt, Mat. Sie haben keine Ahnung.«
    »Habt Ihr öffentliche Verlautbarungen erwartet, Spielzeug?«, sagte Tuon ungläubig. »Möglicherweise denkt Suroth darüber nach, sich wegen der Schande das Leben zu nehmen. Erwartet Ihr, dass sie ein so schlechtes Omen für die Wiederkehr verbreitet?«
    Also hatte Egeanin recht gehabt. Es erschien trotzdem unmöglich. Und verglichen mit den verstummten Würfeln erschien es auch nicht im Mindesten wichtig. Was war passiert? Er hatte Tuon die Hand geschüttelt, das war alles. Die Hände geschüttelt und ein Abkommen besiegelt. Er hatte vor, sich daran zu halten, aber was hatten die Würfel ihm gesagt? Dass sie sich ebenfalls daran halten würde? Oder doch nicht? Soweit er wusste, heirateten seanchanische Adlige für gewöhnlich – zu was hatte sie ihn noch mal machen wollen, ach ja, zu einem Pokalträger –, vielleicht verheirateten sie sich ja ständig mit Pokalträgern.
    »Da ist noch mehr, Mat«, sagte Thom und musterte Tuon nachdenklich und mit einer gewissen Überraschung. Mat wurde klar, dass der Gedanke, Suroth könnte sich umbringen, sie nicht besonders zu belasten schien. Vielleicht war sie ja so hart, wie Domon glaubte. Was hatten die verdammten Würfel ihm bloß sagen wollen? Das war es, was hier

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