Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
Wagen, wie sie konnte. Ihre Beine waren so steif wie ihre Arme. Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, aber sie sehnte sich nach einem heißen Bad. Und einer Haarbürste. Birgittes roter Mantel mit dem weißen Kragen sah irgendwie zerknittert aus, aber Elayne vermutete, dass ihre Behüterin im Gegensatz zu ihr wie frisch aus dem Ankleidezimmer erschien.
Als ihre Füße den Boden berührten, jubelten die berittenen Gardisten laut auf, die den Wagen in einem breiten Ring umgaben, und schwenkten die Lanzen. Auch die Gardistinnen schrien, und anscheinend war jede Einzelne von ihnen anwesend. Zwei der Männer trugen Andors Weißen Löwen und ihre Goldene Lilie. Das ließ sie lächeln. Die Königliche Garde leistete den Schwur, Andor zu verteidigen, genau wie die Königin und die Tochter-Erbin, aber es musste Charlz Guybons Entscheidung gewesen sein, ihr persönliches Banner zu tragen. Er saß auf einem großen Braunen und hatte den Helm über den Sattelknauf gestülpt, und er verneigte sich vor ihr, ein breites Lächeln auf den Lippen. Der Mann war erfreulich anzusehen. Vielleicht würde er einen guten dritten Behüter abgeben. Jenseits der Gardisten erhoben sich Hausbanner und die Banner der Söldnerkompanien, eines nach dem anderen. Beim Licht, wie viele Männer hatte Birgitte mitgebracht? Aber die Frage konnte später beantwortet werden. Zuerst wollte Elayne ihre Gefangenen sehen.
Asne lag mit ausgebreiteten Gliedmaßen auf der Straße und starrte mit leerem Blick in den Himmel; die Abschirmung bei ihr war unnötig. Die anderen lagen genauso still da, mit Strömen aus Luft gefesselt, die ihre Arme an die Seiten banden und die abgenähten Reitröcke gegen die Beine pressten. Eine viel bequemere Position, als ihre es gewesen war. Die meisten erschienen erstaunlich beherrscht, wenn man ihre Situation bedachte, obwohl Temaile sie böse anstarrte und Falion kurz davorstand, sich zu übergeben. Shiaines schlammverschmiertes Gesicht hätte jede Aes Sedai stolz gemacht. Die drei mit Luft gefesselten Männer waren alles andere als beherrscht. Sie wanden sich und kämpften, starrten die sie umgebenden Reiter an, als hätten sie sie am liebsten alle angegriffen. Das reichte, um sie als Asnes Behüter zu identifizieren, wenn auch nicht unbedingt als Schattenfreunde. Ob sie das nun waren oder nicht, man würde sie trotzdem einsperren müssen, um andere vor der Todesraserei zu beschützen, in die Asnes Tod sie gestürzt hatte. Sie würden alles tun, um die ihrer Ansicht nach Verantwortlichen töten zu können.
»Wie haben sie uns gefunden?«, verlangte Chesmal zu wissen. Hätte sie nicht mit dreckigem Gesicht auf der Straße gelegen, hätte sie niemand für eine Gefangene gehalten.
»Meine Behüterin«, sagte Elayne und lächelte Birgitte an. »Sie ist eine von ihnen.«
»Eine Frau als Behüter?«, sagte Chesmal verächtlich.
Marillin erbebte kurz vor lautlosem Gelächter in ihren Fesseln. »Ich hatte es gehört«, sagte sie, als sie sich wieder beruhigt hatte, »aber es erschien zu unglaublich, um wahr zu sein.«
»Ihr habt es gehört und nie erwähnt?«, sagte Temaile und verrenkte sich, um jetzt Marillin böse anzustarren. »Blöde Närrin!«
»Ihr vergesst Euch«, sagte Marillin scharf, und im nächsten Augenblick stritten sie sich darum, ob Temaile sich ihr zu unterwerfen hatte oder nicht! Eigentlich hätte Temaile es tun müssen – Elayne konnte jeweils ihre Stärke in der Macht spüren –, aber es schien kaum das Thema zu sein, über das sie jetzt diskutieren mussten!
»Jemand soll diese Frauen knebeln«, befahl Elayne. Caseille stieg vom Pferd, überreichte ihre Zügel einer anderen Gardistin, kam heran und fing an, mit dem Dolch Stoffstreifen aus Temailes Röcken zu schneiden. »Schafft sie in den Wagen, und schneidet das tote Pferd ab. Ich will wieder hinter den Stadtmauern sein, bevor Arymillas Leute jenseits des Hügels in Versuchung geraten.« Eine Schlacht war jetzt das Letzte, was sie gebrauchen konnte. Wie auch immer sie ausgehen würde, Arymilla konnte es sich leisten, mehr Männer als sie zu verlieren. »Wo sind die Windsucherinnen?«
»Noch immer auf dem Hügel. Meiner Meinung nach glauben sie, abstreiten zu können, an der Sache teilgenommen zu haben, wenn sie sich von dem Gemetzel fernhalten. Aber du musst dir keine Sorgen machen, hier angegriffen zu werden. Die Lager hinter dem Hügel sind verlassen.« Caseille warf sich Temaile über die Schulter und stolperte zum Wagen, um sie dort wie einen
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