Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
plötzlich auf, ein Pfeil ragte aus seiner Seite, und er kippte aus seiner hohen Stellung. Er landete ebenfalls auf den Männern und zuckte, während man immer wieder auf ihn einstach.
»Sie stehen zu eng beieinander«, sagte Birgitte aufgeregt. »Sie können keinen Bogen heben, geschweige denn ihn spannen. Ich wette, die Toten haben nicht einmal genug Platz, um fallen zu können. Das wird nicht mehr lange dauern.«
Aber das Gemetzel ging noch eine gute halbe Stunde, bevor die ersten Rufe »Gnade!« ertönten. Männer stülpten ihre Helme auf Schwertgriffe und stemmten sie empor, riskierten den Tod in der Hoffnung, leben zu können. Infanteristen nahmen die Helme ab und hielten die leeren Hände hoch. Reiter warfen Lanzen, Helme und Schwerter zu Boden und hoben die Hände. Es verbreitete sich so schnell wie ein Fieber, ein Ruf aus Tausenden von Kehlen. »Gnade!«
Elayne setzte sich wieder in den Sattel. Es war geschafft. Nun musste sie erfahren, wie gut es geschafft worden war.
Natürlich hörten die Kämpfe nicht sofort auf. Ein paar versuchten weiterzukämpfen, aber sie kämpften allein und starben oder wurden von den Männern um sie herum aus dem Sattel gezerrt, die nicht länger zu sterben bereit waren. Aber schließlich fingen selbst die stursten an, Waffen und Rüstung abzulegen, und wenn auch nicht jede Stimme nach Gnade verlangte, war es noch immer ein Ruf wie Donnerhall. Waffenlose Männer ohne Helme oder Harnische oder sonstige Rüstung taumelten mit erhobenen Händen durch die Linie der Gardisten. Hellebardiere trieben sie wie Schafe zusammen. Sie hatten auch etwas von dem benommenen Ausdruck von Schafen auf dem Schlachthof. Das Gleiche musste sich in Dutzenden von Niedercaemlyns schmalen Straßen und vor dem Tor wiederholt haben, denn die einzigen Rufe, die sie hörte, waren die nach Gnade, und die wurden auch immer weniger, als die Männer begriffen, dass sie gewährt wurde.
Der Sonne fehlte noch eine Stunde bis zu ihrem Mittagsstand, als man die Adligen aussortiert hatte. Die unbedeutenderen unter ihnen wurden in die Stadt eskortiert, wo man sie für ein Lösegeld festhalten würde. Das gezahlt werden musste, sobald der Thron sicher war. Die ersten der mächtigeren Adligen, die man zu Elayne brachte, eskortiert von einem Dutzend Gardisten und Charlz, waren Arymilla, Naean und Elenia. Charlz hatte eine blutige Schramme am linken Ärmel und eine Beule in seinem glänzenden Harnisch, die von einem Hammertreffer herrühren musste, aber die Züge hinter den Visierstangen seines Helms zeigten Gelassenheit. Sie stieß einen großer Seufzer der Erleichterung aus, als sie die drei Frauen sah. Die anderen würde man unter den Toten oder den Gefangenen finden. Sie hatte die Opposition enthauptet. Zumindest so lange, bis Luan und die anderen eintrafen. Die Gardistinnen vor ihr traten endlich zur Seite, auf dass sie den Gefangenen gegenübertreten konnte.
Die drei waren gekleidet, als hätten sie noch an diesem Tag Arymillas Krönung beiwohnen wollen. Die Brust von Arymillas rotem Seidengewand war mit Zuchtperlen bestickt, aufrecht gehende Weiße Löwen marschierten die Ärmel hinauf. Sie schwankte im Sattel und hatte den gleichen benommenen Ausdruck in den Augen wie ihre Soldaten. Naean trug Blau mit den silbernen Drei Schlüsseln von Arawn auf den Ärmeln und silbernen Schnörkeln auf der Brust, ihr glänzendes schwarzes Haar steckte in einem mit Saphiren besetzten Silbernetz; sie erschien eher gezähmt als benommen. Sie brachte sogar ein verächtliches Lächeln zustande, auch wenn es schwach ausfiel. Die honigblonde Elenia, in aufwendig mit Gold bestickter grüner Seide, ließ ihre finsteren Blicke zwischen Arymilla und Elayne hin- und herschweifen. Der Bund übermittelte zu gleichen Teilen Triumph und Abscheu. Birgittes Abneigung gegenüber diesen Frauen war so persönlich wie Elaynes.
»Ihr werdet für die nächste Zeit meine Gäste im Palast sein«, sagte Elayne zu ihnen. »Ich hoffe, eure Taschen sind tief. Euer Lösegeld wird diesen Krieg bezahlen, den ihr angefangen habt.« Das war eine bösartige Bemerkung, aber plötzlich war ihr so zumute. Ihre Taschen waren alles andere als tief. Sie hatten sich viel mehr geliehen, als sie zurückzahlen konnten, um Söldner anzuheuern. Und Söldner zu bestechen. Auch ohne Lösegeld sahen sie dem Ruin entgegen. Mit ihm waren sie am Ende.
»Ihr könnt nicht der Meinung sein, dass es auf diese Weise endet«, sagte Arymilla heiser. Sie klang, als wollte sie sich
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