Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
erfüllt. Etwas anderes ist unmöglich.«
»Also sagt Ihr, dass Euer Versuch, ihm Fesseln anzulegen, scheitern musste.«
»Nein, nicht im Mindesten«, erwiderte Elaida schon wieder knallrot. »Wir sollten uns nicht länger mit diesem … Das habt nicht Ihr zu entscheiden. Nein, wir sollten über Eure Rebellen sprechen, und was sie der Weißen Burg angetan haben!«
Ein guter Themenwechsel, ein Versuch, sie in die Defensive zu treiben. Elaida war nicht völlig inkompetent. Bloß arrogant.
»Ich sehe, dass sie sich bemühen, die Kluft zwischen uns zu heilen«, sagte Egwene. »Wir können das Geschehene nicht ungeschehen machen. Wir können nicht ändern, was Ihr mit Siuan gemacht habt, selbst wenn die, die auf meiner Seite sind, eine Methode entdeckt haben, sie von ihrer Dämpfung zu Heilen. Wir können nur nach vorn blicken und unser Bestes versuchen, die Narben zu glätten. Was tut Ihr, Elaida? Gespräche verweigern, die Sitzenden unter Druck setzen, damit sie sich zurückziehen? Ajahs beleidigen, die nicht die Euren sind?«
Doesine von den Gelben stimmte leise murmelnd zu. Das ließ Elaidas Kopf herumfahren, und einen Augenblick lang war sie still, als würde sie erkennen, dass sie die Kontrolle über die Debatte verloren hatte. »Es reicht.«
»Feigling«, sagte Egwene.
Elaida riss die Augen weit auf. »Wie könnt Ihr es wagen! «
»Ich sage die Wahrheit, Elaida«, erwiderte Egwene leise. »Ihr seid ein Feigling und ein Tyrann. Ich würde Euch auch als Schattenfreundin bezeichnen, aber vermutlich wäre es dem Dunklen König peinlich, mit jemandem wie Euch in Verbindung gebracht zu werden.«
Elaida stieß einen schrillen Schrei aus, webte blitzartig die Macht und rammte Egwene gegen die Wand, schlug ihr die Karaffe aus der Hand. Sie zerbrach direkt neben dem Teppich auf dem Holzboden und spritzte einen Schwall blutähnlicher Flüssigkeit quer über den Tisch und die Hälfte der dort Sitzenden, beschmutzte das weiße Tischtuch mit einem roten Flecken.
»Du nennst mich Schattenfreundin?«, brüllte Elaida. »Du bist hier die Schattenfreundin. Du und die Rebellen da draußen, die mich von dem abhalten wollen, was getan werden muss.«
Gewebte Luft stieß Egwene erneut gegen die Wand, und sie fiel zu Boden, landete in Scherben der zerbrochenen Karaffe und schnitt sich die Arme auf. Ein Dutzend peitschender Schläge trafen sie und zerschnitten ihre Kleidung. Blut rann ihre Arme hinunter und spritzte dann durch die Luft, um an der Wand zu landen, während Elaida weiter auf sie einprügelte.
»Elaida, hört auf!«, sagte Rubinde und stand mit raschelndem grünen Kleid auf. »Habt Ihr den Verstand verloren?«
Keuchend fuhr Elaida herum. »Führt mich nicht in Versuchung, Grüne!«
Die Peitschenschläge regneten weiter auf Egwene herab. Stumm ertrug sie sie. Mühsam stand sie auf. Sie konnte fühlen, wie ihre Arme und ihr Gesicht bereits anschwollen. Aber sie sah Elaida ganz ruhig an.
»Elaida!«, brüllte Ferane und stand auf. »Ihr verletzt das Burggesetz! Ihr könnt die Macht nicht benutzen, um eine Novizin zu bestrafen!«
» Ich bin das Burggesetz!«, wütete Elaida. Sie zeigte auf die Schwestern. »Ihr macht Euch über mich lustig. Ich weiß, dass Ihr das tut. Hinter meinem Rücken. Wenn Ihr mich seht, erweist Ihr mir Respekt, aber ich weiß genau, was Ihr sagt, was Ihr flüstert. Ihr undankbaren Närrinnen! Nach allem, was ich für Euch getan habe! Glaubt Ihr, ich würde Euch ewig ertragen? Nehmt Euch die hier zum Beispiel!«
Sie drehte sich wieder um und zeigte auf Egwene, stolperte dann aber fassungslos zurück. Egwene stand da und sah sie weiterhin nur ganz ruhig an. Elaida keuchte leise auf und hob eine Hand zur Brust, während die Peitschenschläge weitergingen. Alle konnten die Gewebe sehen, und alle konnten sehen, dass Egwene nicht schrie, obwohl sie nicht mit Luft geknebelt war. Blut tropfte von ihren Armen, die Schläge ließen ihren Körper zucken, und doch fand sie keinen Grund zum Schreien. Stattdessen segnete sie stumm die Weisen Frauen der Aiel für ihre Weisheit.
»Und wofür werde ich als Beispiel dienen, Elaida?«, fragte sie mit ruhiger Stimme.
Die Schläge trafen sie weiter. Oh, wie es schmerzte! In ihren Augenwinkeln formten sich Tränen, aber sie hatte sich schon schlechter gefühlt. Viel schlechter. Sie fühlte es jedes Mal, wenn sie daran dachte, was diese Frau der Institution antat, die sie liebte. Der wahre Schmerz kam nicht von den Wunden, sondern durch die Weise, wie sich
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