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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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saß. Die Braune war eine schmächtige Frau mit knorrigen Armen und einem kantigen Gesicht, wie eine aus Stöcken zusammengebundene Frau. In ihren Augen lag ein nachdenklicher Ausdruck, als sie ihre Gastgeberin musterte.
    »Sagt mir, Shevan«, meinte Elaida. »Beharrt Ihr noch immer auf diesen albernen Gesprächen mit den Rebellen?«
    »Man muss diesen Schwestern Gelegenheit zur Schlichtung geben.«
    »Sie hatten ihre Gelegenheit«, erwiderte Elaida. »Ehrlich, ich hätte mehr von einer Braunen erwartet. Ihr benehmt euch verbissen, ohne auch nur mit einem Hauch von Verständnis, wie die wirkliche Welt funktioniert. Selbst Meidani ist da meiner Meinung, und sie ist eine Graue! Ihr wisst, wie sie sind.«
    Shevan wandte den Kopf, anscheinend beunruhigter als zuvor. Warum hatte Elaida sie eingeladen, wenn sie sie und ihre Ajahs doch nur beleidigen wollte? Als Nächstes wandte die Rote ihre Aufmerksamkeit Ferane zu und beschwerte sich bei ihr über eine Sitzende der Weißen, die sich ebenfalls ihren Bemühungen widersetzte, die Gespräche zu beenden. Dabei hob sie den Pokal in Egwenes Richtung und klopfte mit dem Finger dagegen. Sie hatte kaum einen Schluck genommen.
    Egwene holte tief Luft und schenkte nach. Die anderen hatten sie auch schon zuvor bei der Arbeit gesehen – für Ferane hatte sie sogar Walnüsse geknackt. Das würde ihren Ruf schon nicht ruinieren, nicht, solange Elaida sie irgendwie zwang, sich zu erniedrigen.
    Aber was sollte diese Abendgesellschaft? Elaida schien nicht den geringsten Versuch zu unternehmen, die Ajahs einander näherzubringen. Wenn überhaupt, vergrößerte sie die Kluft noch, so wie sie jene heruntermachte, die nicht ihrer Meinung waren. Gelegentlich ließ sie sich von Egwene nachschenken, aber es war nie mehr Platz als für einen oder zwei Schlucke.
    Langsam dämmerte es Egwene. Bei diesem Essen ging es gar nicht darum, mit den Ajahs zusammenzuarbeiten. Elaida wollte die Sitzenden so lange unter Druck setzen, bis sie sich so verhielten, wie sie es ihrer Meinung nach sollten. Und Egwene war lediglich da, um als Trophäe vorgezeigt zu werden! Hier ging es nur darum, den anderen zu beweisen, welche Macht Elaida doch hatte – sie konnte jemanden nehmen, den andere zur Amyrlin gemacht hatten, sie in ein Novizinnengewand stecken und jeden Tag zur Buße schicken.
    Wieder fühlte Egwene Zorn in sich aufsteigen. Warum schaffte es Elaida nur immer wieder, ihre Gefühle in Aufruhr zu bringen? Suppenteller wurden entfernt und Platten voll dampfender, gebutterter Karotten gebracht; ein Hauch von Zimt lag in der Luft. Sie hatte nicht zu Abend essen können, aber ihr war sowieso viel zu übel, um Hunger zu verspüren.
    Nein, dachte sie und stählte sich. Ich werde das nicht vorzeitig beenden, nicht wie beim letzten Mal. Ich werde es aushalten. Ich bin stärker als sie. Ich bin stärker als ihr Wahnsinn.
    Die Unterhaltung wurde fortgesetzt. Elaida traktierte die anderen mit beleidigenden Bemerkungen, manchmal mit Absicht, manchmal einfach auch nur so. Die anderen lenkten das Gespräch von den Rebellen auf den so seltsam bewölkten Himmel. Schließlich erwähnte Shevan das Gerücht, dass die Seanchaner tief im Süden mit Aiel zusammenarbeiten sollten.
    »Schon wieder die Seanchaner?« Elaida seufzte. »Ihr müsst Euch um sie keine Sorgen machen.«
    »Meine Quellen besagen da anderes, Mutter«, erwiderte Shevan steif. »Ich glaube, wir müssen genau aufpassen, was sie im Schilde führen. Ich habe das Kind hier von ein paar Schwestern über ihre Erfahrungen mit ihnen ausfragen lassen, die sehr umfassend waren. Ihr solltet die Dinge hören, die sie mit Aes Sedai anstellen.«
    Elaida lachte hell und amüsiert. »Sicherlich wisst Ihr doch, wie gern das Kind übertreibt!« Sie warf Egwene einen Blick zu. »Habt Ihr für Euren Freund wieder Lügen verbreitet, diesen närrischen al’Thor? Was hat er Euch befohlen, über die Invasoren zu sagen? Sie arbeiten für ihn, oder etwa nicht?«
    Egwene gab keine Antwort.
    »Sprecht«, sagte Elaida und gestikulierte mit ihrem Pokal. »Sagt diesen Frauen, dass Ihr Lügen verbreitet habt. Gesteht, oder ich erlege Euch schon wieder eine Buße auf, Mädchen.«
    Die Buße, die sie fürs Schweigen erhalten würde, würde Elaidas Zorn über ihren Widerspruch vorzuziehen sein. Schweigen war der Pfad zum Sieg.
    Aber als Egwene den langen Mahagonitisch betrachtete, der mit weißem Meervolk-Porzellan und flackernden roten Kerzen gedeckt war, entdeckte sie fünf Augenpaare, die

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