Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
Kaiserin.
Allerdings sind die Streitkräfte der Corenne mehr als ausreichend, unsere Positionen hier auf dieser Seite des Ozeans zu behaupten, Altara eingeschlossen.« Sie beugte sich vor und bemühte sich, Kontrolle und Entschlossenheit auszustrahlen. Ihre Mutter hatte das zu jedem Zeitpunkt geschafft. Tuon hatte nicht die Größe ihrer Mutter, aber sie würde diese Aura brauchen. Andere mussten sich sicherer fühlen, nur weil sie in ihre Gegenwart traten.
»In solchen Zeiten«, fuhr sie fort, »können Drohungen von Rebellion nicht toleriert werden. Viele werden die Schwäche des Kaiserreiches als Gelegenheit betrachten, und ihr Unfrieden stiftender Zank würde das Ende von uns allen bedeuten, wenn man ihn einfach zulässt. Also muss ich streng sein. Sehr streng. Mit allen, die mich herausfordern.«
»Und warum lebe ich dann noch?«, wollte Beslan wissen.
»Ihr habt angefangen, Eure Rebellion zu planen, bevor die Geschehnisse im Kaiserreich bekannt gemacht wurden.«
Er runzelte verständnislos die Stirn.
»Ihr habt Eure Rebellion begonnen, als Suroth hier die Führung hatte«, sagte Tuon, »und als Eure Mutter noch Königin war. Seitdem hat sich viel verändert, Beslan. Sehr viel. Solche Zeiten bieten das Potenzial für große Erfolge.«
»Ihr müsst wissen, dass ich nicht nach Macht strebe«, sagte Beslan. »Die Freiheit meines Volkes ist alles, was ich wünsche.«
»Das weiß ich«, sagte Tuon und faltete die Hände, die Ellbogen auf die Stuhllehnen gelehnt, die lackierten Nägel gekrümmt. »Und das ist der andere Grund, aus dem Ihr noch lebt. Ihr rebelliert nicht aus Verlangen nach höheren Positionen, sondern aus reinem Unwissen. Ihr seid fehlgeleitet, und das bedeutet, dass Ihr Euch ändern könnt, solltet Ihr das nötige Wissen erhalten.«
Er starrte sie verwirrt an. Senk den Blick, du Narr. Bring mich nicht dazu, dich wegen Anmaßung auspeitschen lassen zu müssen! Und als hätte er ihre Gedanken vernommen, schaute er zur Seite, dann zu Boden. Ja, ihr Urteil war richtig, was diesen hier anging.
Wie prekär ihre Position doch war! Es stimmte, sie verfügte über große Heere – aber Suroths aggressive Vorgehensweise hatte viele von ihnen verschwendet.
Am Ende würden sich alle Königreiche auf dieser Seite des Ozeans vor dem Kristallthron verbeugen müssen. Jede Marath’Damane würde an die Leine gelegt werden, jeder König und jede Königin würde die nötigen Eide leisten. Aber Suroth hatte zu großen Druck ausgeübt, vor allem bei dem Fiasko mit Turan. Einhunderttausend Männer, verloren in einer Schlacht. Das war Wahnsinn.
Tuon brauchte Altara. Sie brauchte Ebou Dar. Beslan war bei seinem Volk sehr beliebt. Nach dem mysteriösen Tod seiner Mutter seinen Kopf auf eine Lanze zu spießen … Nun, sie würde in Ebou Dar für Stabilität sorgen, aber es wäre ihr lieber gewesen, dafür keine Männer von der Front abziehen zu müssen.
»Der Tod Eurer Mutter ist ein Verlust«, sagte sie. »Sie war eine gute Frau. Eine gute Königin.«
Beslans Mund spannte sich an.
»Ihr dürft sprechen.«
»Ihr Tod … ist unerklärt«, sagte er. Die Andeutung war offensichtlich.
»Ich weiß nicht, ob Suroth ihren Tod verursacht hat«, sagte Tuon und mäßigte ihre Stimme. »Sie behauptet, es nicht getan zu haben. Aber die Angelegenheit wird untersucht. Sollte sich herausstellen, dass Suroth hinter ihrem Tod steckt, werdet Ihr und Altara eine Entschuldigung vom Thron selbst erhalten.«
Wieder keuchte das Blut auf. Tuons Blick ließ sie verstummen, dann wandte sie sich wieder Beslan zu. »Der Verlust Eurer Mutter ist ein großer Verlust. Ihr müsst wissen, dass sie loyal zu ihren Eiden stand.«
»Ja«, sagte er bitter. »Und sie gab den Thron auf.«
»Nein«, erwiderte Tuon barsch. »Der Thron gehört Euch. Das ist das Nichtwissen, von dem ich sprach. Ihr müsst Euer Volk führen. Es muss einen König haben. Ich habe weder die Zeit noch das Verlangen, Euch diese Pflicht abzunehmen.
Ihr geht von der Annahme aus, dass die seanchanische Dominanz über Eure Heimat bedeutet, dass Euer Volk nicht frei sein kann. Das stimmt nicht. Es wird freier, beschützter und mächtiger sein, wenn es unsere Herrschaft akzeptiert.
Ich sitze über Euch. Aber ist das so wenig wünschenswert? Durch die Macht des Kaiserreiches könnt Ihr Eure Grenzen sichern und das Land außerhalb von Ebou Dar patrouillieren. Ihr sprecht von Eurem Volk? Nun, ich habe befohlen, dass man etwas für Euch vorbereitet.« Sie gab ein Zeichen, und
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