Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
Verhandlungsposition stärkt.«
Tuon nickte nachdenklich. Zweifellos war das die schwierige Entscheidung, die das Omen gemeint hatte. Aber ihre Wahl schien sehr offensichtlich. Eigentlich war es gar keine schwierige Entscheidung. Alle Marath’Damane in Tar Valon mussten an die Leine gelegt werden, und es war eine ausgezeichnete Möglichkeit, mit einem mächtigen Schlag den Widerstand gegen das Immer Siegreiche Heer zu schwächen.
Aber das Omen hatte von einer schwierigen Entscheidung gesprochen. Sie gestikulierte Selucia. »Gibt es in diesem Raum jemanden, der gegen diesen Plan ist?«, fragte die Stimme. »Hat jemand einen Einwand gegen das, was General Yulan und seine Männer vorschlagen?«
Das anwesende Blut sah einander an. Beslan hätte vielleicht etwas zu sagen gehabt, aber er schwieg. Die Altaraner hatten keine großen Einwände gehabt, dass man ihre Marath’Damane an die Leine legte; anscheinend hatten sie kein großes Vertrauen zu jenen, die die Macht lenken konnten. Sie waren nicht so vernünftig wie in Amadicia gewesen, wo man diese Aes Sedai zu Gesetzlosen erklärt hatte, aber sie hießen sie auch nicht willkommen. Beslan würde keine Einwände gegen einen Schlag gegen die Weiße Burg haben.
Tuon lehnte sich zurück und wartete … Worauf eigentlich? Vielleicht war das ja doch nicht die Entscheidung, die das Omen gemeint hatte. Sie wollte gerade das Unternehmen genehmigen, als das plötzliche Öffnen der Türen sie innehalten ließ.
Die Totenwächter an der Tür traten einen Moment später zur Seite und ließen einen So’jhin ein, der im Korridor diente. Der muskulöse Mann hieß Ma’combe und warf sich zu Boden, der schwarze Zopf über seiner rechten Schulter fiel auf den Fliesenboden. »Wenn es der Tochter der Neun Monde gefällt, Generalleutnant Tylee Khirgan erbittet eine Audienz.«
Galgan sah überrascht aus.
»Was ist?«, fragte Tuon.
»Ich habe nicht gewusst, dass sie zurückgekehrt ist, Höchste Tochter. Ich schlage demütig vor, dass sie sprechen darf. Sie gehört zu meinen besten Offizieren.«
»Sie darf eintreten«, übermittelte Selucia als Stimme.
Ein männlicher Da’covale in einem weißen Gewand trat ein und führte eine Frau in Rüstung herein, die den Helm unter den Arm geklemmt hielt. Sie war groß und schlank, hatte dunkle Haut und kurzes schwarzes Haar, das sie als Locken trug. An den Schläfen war es weiß durchsetzt. Die sich überlappenden Platten der Rüstung waren mit roten, gelben und blauen Streifen versehen; sie quietschte bei jedem Schritt. Die Frau gehörte nur dem Niederen Blut an – und das auch erst seit Kurzem, aufgrund von General Galgans Befehl –, aber man hatte sie darüber mit einem Raken in Kenntnis gesetzt. Sie hatte das Haar an den Kopfseiten kaum einen Fingerbreit rasiert.
Tylees Augen waren vor Müdigkeit gerötet. Dem Geruch nach Schweiß und dem Gestank nach Pferd zu urteilen, war sie sofort nach ihrer Ankunft in der Stadt zu Tuon gekommen. Ihr folgten mehrere ebenfalls erschöpfte jüngere Soldaten, von denen einer einen großen braunen Sack trug. Als sie den Bittgesuchsplatz erreichten – ein rotes Stoffrechteck –, warfen sich alle auf die Knie. Die einfachen Soldaten legten dann die Stirn auf den Boden, und Tylee wollte es ihnen gleichtun, hielt sich dann aber davon ab. Sie war noch nicht daran gewöhnt, zum Blut zu gehören.
»Es ist offensichtlich, dass Ihr müde seid, Kriegerin«, übermittelte Selucia. »Wir gehen davon aus, dass Ihr wichtige Neuigkeiten bringt?«
Tylee erhob sich auf ein Knie, gab ein Zeichen. Einer ihrer Soldaten richtete sich auf und hob den braunen Sack. An der Unterseite war er mit einer dunklen, verkrusteten Flüssigkeit beschmutzt. Blut.
»Wenn es der Höchsten Tochter gefällt«, sagte Tylee, und ihre Stimme verriet ihre Erschöpfung. Sie nickte ihrem Mann zu, und er schüttelte den Inhalt des Sacks auf den Boden. Die Köpfe mehrerer Tiere. Ein Keiler, ein Wolf und … ein Falke? Tuon überfiel ein Frösteln. Der Falkenkopf hatte die Größe eines Menschenkopfes, war vielleicht sogar größer. Aber sie waren nicht … richtig. Die Köpfe waren schrecklich deformiert.
Sie hätte schwören können, dass der Falkenkopf, der so herumrollte, dass sie das Gesicht deutlich sehen konnte, Menschenaugen hatte. Und … die anderen Köpfe … wiesen ebenfalls menschliche Züge auf. Tuon unterdrückte ein Zusammenzucken. Was für ein fauliges Omen war das?
»Was hat das zu bedeuten?«, wollte Galgan
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