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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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nicht auf diese Weise unterjochen lassen!
    Die Verlorene berührte den blutenden Schnitt auf ihrer Wange, dann schnalzte sie ärgerlich mit der Zunge. Sie trug ein einfaches braunes Kleid. Wie war sie ihrer Gefangenschaft entkommen? Und wo hatte sie diesen verfluchten Kragen her? Rand hatte ihn Cadsuane zur Aufbewahrung gegeben. Sie hatte geschworen , er würde sicher sein!
    »Es werden keine Wächter kommen, Lews Therin«, sagte Semirhage gedankenverloren und hielt die Hand mit dem Armreif hoch; der Armreif passte zu dem Kragen um Rands Hals. »Diesen Raum habe ich gegen Lauscher abgeschirmt. Du wirst bemerken, dass du dich nicht bewegen kannst, ohne dass ich es erlaube. Du hast es bereits versucht, und du musst erkennen, wie sinnlos das ist.«
    Verzweifelt griff Rand erneut nach Saidin , fand aber nichts. In seinem Kopf fing Lews Therin an zu knurren und zu schluchzen, und um ein Haar hätte sich Rand dem Mann angeschlossen. Min! Er musste sie erreichen. Er musste stark genug sein!
    Er zwang sich Semirhage und Elza entgegen, aber es war, als würde er versuchen, die Beine eines anderen zu bewegen. Er war in seinem eigenen Kopf gefangen, wie Lews Therin. Er öffnete den Mund, um einen Fluch auszustoßen, aber es kam nur ein Krächzen heraus.
    »Ja«, sagte Semirhage, »du kannst auch nicht ohne Erlaubnis sprechen. Und ich würde dir vorschlagen, nicht noch einmal nach Saidin zu greifen. Du wirst die Erfahrung unerfreulich finden. Bei früheren Tests mit dem Dominanzkragen habe ich herausgefunden, dass er ein viel eleganteres Werkzeug als diese seanchanischen A’dam ist. Ihr A’dam erlaubt einen gewissen Spielraum an Freiheit, verlässt sich auf Übelkeit, um für Gefügigkeit zu sorgen. Der Dominanzkragen verlangt viel mehr Gehorsam. Du wirst genau das tun, was ich will. Zum Beispiel …«
    Rand stand vom Bett auf, seine Beine bewegten sich gegen seinen Willen. Dann schoss seine Hand in die Höhe und fing an, seinen Hals ein Stück über dem Kragen zu würgen. Taumelnd keuchte er. Fieberhaft griff er nach Saidin .
    Und fand nur Schmerzen. Es war, als hätte er in ein brennendes Ölfass gegriffen und die flammende Flüssigkeit dann in seine Adern gesogen. Gequält schrie er auf und brach zusammen. Die Pein ließ ihn sich winden, um ihn herum wurde alles dunkel.
    »Siehst du.« Semirhages Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Ah, ich hatte ganz vergessen, wie befriedigend das doch ist.«
    Der Schmerz war wie eine Million Ameisen, die sich durch seine Haut bis auf seinen Knochen fraßen. Seine Muskeln verkrampften sich, er bäumte sich auf.
    Wir sind wieder in der Kiste!, schrie Lews Therin.
    Und plötzlich war Rand das tatsächlich. Er konnte sie sehen, den schwarzen engen Raum, der ihn zermalmte. Sein Körper war wund von den wiederholten Schlägen, sein Verstand bemühte sich verzweifelt, nicht im Wahnsinn zu versinken. Lews Therin war sein einziger Gefährte gewesen. Es war eines der ersten Male gewesen, dass sich Rand daran erinnern konnte, mit dem Wahnsinnigen zu kommunizieren; erst kurz vor diesem Tag hatte Lews Therin angefangen, auf ihn zu reagieren.
    Er hatte sich gesträubt, Lews Therin als Teil von sich zu akzeptieren. Als den verrückten Teil, der Teil, der die Folter ertrug, und das auch nur, weil er bereits so gequält war. Weiteres Leid und Schmerz waren bedeutungslos. Man konnte keinen Becher mehr füllen, der bereits überlief.
    Rand hörte auf zu schreien. Der Schmerz war noch immer da, er ließ seine Augen tränen, aber die Schreie wollten nicht kommen. Stille trat ein.
    Semirhage schaute stirnrunzelnd auf ihn herunter, von ihrem Kinn tropfte Blut. Eine weitere Schmerzwelle überflutete ihn. Wer auch immer er war.
    »Was tust du?«, fragte sie und zwang ihn zur Antwort. »Sprich.«
    »Mir kann man nichts mehr antun«, flüsterte er.
    Die nächste Schmerzwelle. Sie schüttelte ihn, und tief in seinem Inneren wimmerte etwas, aber nach außen hin zeigte er keine Reaktion. Nicht, weil er die Schreie zurückhielt, sondern weil er nichts fühlte. Die Kiste, die beiden Wunden in seiner Seite, die sein Blut vergifteten, Prügel, Demütigungen, Leid und sein Selbstmord. Wie er sich selbst tötete. Plötzlich erinnerte er sich wieder genau. Nach all diesen Dingen, was konnte ihm Semirhage da noch antun?
    »Große Herrin«, sagte Elza, deren Augen noch immer etwas benommen blickten. »Vielleicht sollten wir …«
    »Still, Wurm«, fauchte Semirhage sie an und wischte sich Blut vom Kinn. Sie

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