Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
Ihr da seid … wird der König vielleicht in seinem Versteck bleiben. Vielleicht besteht gar keine Notwendigkeit, weiter nach ihm zu suchen.«
Sie hält ihn ebenfalls für tot. Darum ist sie Risiken eingegangen.
»Es besteht sehr wohl die Notwendigkeit, Alsalam zu finden«, sagte Rand, »oder zumindest festzustellen, was mit ihm passiert ist. Wir müssen sein Schicksal kennen, damit ihr einen neuen König wählen könnt. So funktioniert das doch, richtig?«
»Ich bin davon überzeugt, dass man Eure Krönung schnell arrangieren kann, mein Lord Drache«, erwiderte sie glatt.
»Ich werde hier nicht den König spielen«, sagte Rand. »Bringt mir den Boten, Milisair, und vielleicht werdet Ihr noch erleben, wie man den neuen König krönt. Ihr seid entlassen.«
Sie zögerte, dann machte sie einen Knicks und ging. Rand erhaschte einen Blick auf Min, die draußen bei den Aiel stand und der Kauffrau nachsah. Er fing ihren Blick ein, und sie sah beunruhigt aus. Hatte sie bei Milisair irgendwelche Sichten erlebt? Er wollte sie zu sich rufen, aber sie verschwand mit schnellen Schritten. Die neben ihr stehende Alivia sah ihr neugierig nach. Die ehemalige Damane hatte in letzter Zeit zu allen Distanz gehalten, als wollte sie abwarten, bis der Zeitpunkt gekommen war, an dem sie ihr Schicksal erfüllen und Rand beim Sterben helfen konnte.
Rand war sich gar nicht bewusst gewesen, dass er aufgestanden war. Dieser Blick in Mins Augen. War sie böse auf ihn? Erinnerte sie sich an seine Hand um ihren Hals, wie er sie zu Boden drückte?
Er setzte sich wieder. Min konnte warten. »Also gut«, wandte er sich an die Aiel. »Bringt mir meine Schreiber und Quartiermeister, zusammen mit Rhuarc, Bael und allen Honoratioren, die nicht aus der Stadt geflohen sind oder bei den Unruhen ums Leben kamen. Wir müssen die Pläne für die Verteilung des Korns durchsprechen.«
Die Aiel schickten Läufer los, und Rand lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er würde dafür sorgen, dass die Leute zu essen bekamen und die Ordnung wiederhergestellt wurde, dann würde er den Kaufmannsrat zusammenholen. Er würde sich sogar darum kümmern, dass sie einen neuen König wählten.
Aber er würde auch herausfinden, wohin Alsalam verschwunden war. Denn dort würde er auch bestimmt Graendal finden, das verriet ihm sein Instinkt. Das war seine beste Spur.
Und wenn er sie fand, würde er dafür sorgen, dass sie genau wie Semirhage durch Baalsfeuer starb. Er würde tun, was getan werden musste.
KAPITEL 30
Ein alter Ratschlag
G awyn hatte nur noch wenig Erinnerungen an seinen Vater – der Mann war nie ein guter Vater gewesen, jedenfalls nicht für ihn –, aber ein Tag im Palastgarten von Caemlyn war in seinem Gedächtnis haften geblieben. Er hatte an einem kleinen Teich gestanden und Kiesel hineingeworfen. Taringail war den Rosenweg entlanggekommen, den jungen Galad an seiner Seite.
Die Erinnerung stand Gawyn noch immer lebhaft vor Augen. Der schwere Duft der voll erblühten Rosen. Die silbrigen Kreise, die sich auf dem Teich ausbreiteten, die kleinen Fische, die vor dem gerade von ihm geworfenen Stein auseinanderspritzten. Er konnte sich seinen Vater noch gut vorstellen. Hochgewachsen, ansehnlich, mit leicht gewelltem Haar. Galad war selbst damals schon steif und ernst gewesen. Wenige Monate später würde er Gawyn in genau diesem Teich vor dem Ertrinken retten.
Gawyn konnte seinen Vater Worte aussprechen hören, die er niemals vergessen sollte. Was man auch sonst von Taringail Damodred halten wollte, dieser Rat hatte vernünftig geklungen. »Es gibt zwei Arten von Menschen, denen du niemals vertrauen solltest«, hatte der Mann beim Vorbeigehen zu Galad gesagt. »Die ersten sind hübsche Frauen. Die zweiten sind Aes Sedai. Das Licht stehe dir bei, mein Sohn, solltest du es jemals mit einer zu tun haben, die beides ist.«
Das Licht stehe dir bei, mein Sohn.
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man in dieser Angelegenheit den ausdrücklichen Wunsch der Amyrlin missachtet«, sagte Lelaine geziert und rührte die Tinte in dem kleinen Fässchen auf ihrem Schreibtisch um. Kein Mann vertraute wunderschönen Frauen, ganz egal, wie sehr er auch von ihnen fasziniert sein mochte. Aber nur wenige begriffen, was Taringail gemeint hatte – dass ein hübsches Mädchen weitaus gefährlicher sein konnte, so wie ein brennendes Stück Holz, das gerade genug abgekühlt war, um nicht länger heiß auszusehen.
Lelaine war keine Schönheit, aber sie war
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