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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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konnte sie Menschen auf eine Weise Heilen, die noch immer wie ein Wunder erschien. Und mit der Autorität der Weißen Burg im Rücken war sie eines der mächtigsten Individuen auf der Welt, dem lediglich andere Schwestern und ein paar Monarchen gleichkamen.
    Und was die Monarchen anging, so war sie selbst mit einem König verheiratet. Lan mochte ja kein Königreich haben, aber er war ein König. Zumindest für sie. Das Leben in den Zwei Flüssen würde ihm nicht gefallen. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, würde es ihr auch nicht gefallen. Das einfache Leben, das einst alles gewesen war, das sie sich hatte vorstellen können, würde jetzt langweilig und unbefriedigend erscheinen.
    Trotzdem fiel es schwer, nicht wehmütig zu sein, vor allem, wenn man den nächtlichen Nebel betrachtete.
    »Da«, sagte Merise mit einem Hauch Anspannung in der Stimme. Zusammen mit Cadsuane und Corele schaute sie in die andere Richtung – nicht nach Südwesten über die Stadt zum Ozean, sondern nach Osten. Nynaeve hätte sich beinahe geweigert, die Gruppe zu begleiten, denn sie war eigentlich ziemlich davon überzeugt, dass Cadsuane nicht zuletzt sie für ihr Exil verantwortlich machte. Aber die Aussicht, die Geister zu sehen, war zu verführerisch gewesen.
    Nynaeve wandte sich von der Stadt ab und gesellte sich zu den anderen. Corele sah sie an, aber Merise und Cadsuane ignorierten sie. Das kam ihr durchaus entgegen. Auch wenn es sie noch immer ärgerte, dass Corele von der Gelben Ajah sie einfach nicht akzeptieren wollte. Corele war freundlich und mitfühlend, aber auch nicht bereit einzugestehen, dass Nynaeve ebenfalls zu den Gelben gehörte. Nun, die Frau würde ihre Meinung ändern müssen, sobald Egwene die Weiße Burg für sich gesichert hatte.
    Nynaeve spähte durch die Zinnen auf der Mauer und musterte die dunkle Landschaft außerhalb der Stadt. Nur mühsam konnte sie die Reste der Baracken ausmachen, die sich noch bis vor Kurzem gegen die Stadtmauern gedrängt hatten. Die Gefahren auf dem Land – manche davon durchaus real, andere auch einfach nur Übertreibungen – hatten dafür gesorgt, dass die Flüchtlinge in die Stadt drängten. Sich mit ihnen und den von ihnen mitgebrachten Krankheiten und Hunger auseinanderzusetzen, beanspruchte noch immer viel von Rands Zeit.
    Jenseits der niedergetrampelten Flüchtlingsstadt gab es nur Büsche, verkümmerte Bäume und schattenhafte Reste von zerbrochenem Holz, möglicherweise Wagenräder. Die Felder in der Nähe lagen karg da. Man hatte sie gepflügt und die Saat ausgebracht, trotzdem rührte sich dort nichts. Beim Licht! Warum wuchs Getreide nicht mehr? Wo würden sie diesen Winter nur Nahrung finden?
    Aber im Augenblick hielt sie nicht danach Ausschau. Was war es, das Merise gesehen hatte? Wo …
    Dann sah sie es. Wie ein paar Schwaden aus Ozeannebel fuhr eine winzige Stelle aus glühendem Licht über den Boden. Sie wuchs und wallte wie eine winzige Sturmwolke, schimmerte mit einem perligen Licht, das den Wolken am Himmel nicht unähnlich war. Sie zog sich zu den Umrissen eines gehenden Mannes zusammen. Dann lösten sich aus dem lumineszenten Nebel weitere Gestalten. Wenige Augenblicke später bewegte sich eine ganze glühende Prozession wie in einem Trauermarsch über den dunklen Boden.
    Nynaeve verspürte ein Frösteln, dann rief sie sich zur Ordnung. Möglicherweise waren es ja tatsächlich die Geister der Toten, aber auf diese Distanz bildeten sie keine Gefahr. Trotzdem konnte sie ihre Gänsehaut nicht ungeschehen machen.
    Die Prozession war zu weit weg, um viele Einzelheiten erkennen zu können. Sie setzte sich aus Männern und Frauen zusammen, die glühende Kleider trugen, die so flossen und wallten wie die Banner in der Stadt. Die Erscheinungen wiesen keine Farbe auf und waren einfach nur bleich, ganz im Gegensatz zu den meisten der Geister, die in letzter Zeit erschienen waren.
    Die hier bestanden nur aus dem seltsamen, jenseitigen Licht. Mehrere Gestalten in der Gruppe – die mittlerweile aus ungefähr zweihundert Personen bestand – trugen ein großes Objekt. Eine Art Sänfte? Oder … nein. Es war ein Sarg. Handelte es sich also um eine Begräbnisprozession aus der Vergangenheit? Was war mit diesen Menschen geschehen, und was hatte sie in die Welt der Lebenden zurückgeholt?
    Gerüchte in der Stadt besagten, dass die Prozession das erste Mal in der Nacht nach Rands Ankunft in Bandar Eban erschienen war. Das hatten die Mauerwächter, die es am besten wissen

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