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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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verzweifelter Kampf folgte, und als Rand endlich gewann, entdeckte er, dass er im Sattel zusammengesunken war.
    Und wieder vor sich hin murmelte.
    »Rand?«, fragte Nynaeve.
    Rand richtete sich auf. Er war Rand, nicht wahr? Manchmal konnte er sich nach so einer Schlacht nur mühsam erinnern, wer er war. Hatte er endlich Rand, den Eindringling, tief nach unten verdrängt und war zu Lews Therin geworden? Am Vortag war er mittags in einer Zimmerecke kauernd weinend und etwas über Ilyena flüsternd erwacht. Er konnte die Beschaffenheit ihres langen blonden Haares zwischen den Fingern spüren und sich daran erinnern, wie er sie im Arm gehalten hatte. Er erinnerte sich, wie sie tot zu seinen Füßen lag, getötet von der Einen Macht.
    Wer war er?
    Aber war das wirklich wichtig?
    »Alles in Ordnung?«, fragte Nynaeve.
    »Uns geht es gut.« Rand war sich gar nicht bewusst, dass er den Plural benutzte, bevor er die Worte ausgesprochen hatte. Seine Sehkraft erholte sich langsam, auch wenn sie noch nicht ganz wieder in Ordnung war. Alles war ein wenig verzerrt, wie es die ganze Zeit seit dem Kampf mit Semirhage gewesen war, bei dem sie ihm die Hand genommen hatte. Mittlerweile fiel ihm das kaum noch auf.
    Er richtete sich auf, dann zog er noch etwas Macht durch den Zugangsschlüssel und füllte sich mit Saidin . Eigentlich sehnte er sich danach, noch mehr zu nehmen, aber er hielt sich zurück. Er hielt bereits mehr von der Macht, als jeder andere Mann ohne Hilfsmittel geschafft hätte. Es würde reichen.
    Nynaeve warf einen Blick auf die Statuette an seiner Seite. Die erhobene Kugel glühte leicht. »Rand …«
    »Ich halte nur ein kleines bisschen mehr, als Vorsichtsmaßnahme.« Je mehr eine Person von der Einen Macht hielt, desto schwieriger wurde es, sie davon abzuschneiden. Sollten die Damane versuchen, ihn gefangen zu nehmen, würde sein Widerstand sie entsetzen. Möglicherweise konnte er sogar einem vollständigen Zirkel widerstehen.
    » Niemand wird mich je wieder gefangen nehmen«, flüsterte er. »Nie mehr. Sie werden mich nicht überraschen.«
    »Vielleicht sollten wir umkehren«, meinte Nynaeve. »Rand, wir müssen uns nicht mit ihnen zu ihren Bedingungen treffen. Es …«
    »Wir bleiben«, sagte Rand leise. »Wir erledigen das mit ihnen hier und jetzt.« Voraus konnte er eine Gestalt erkennen, die in dem Pavillon auf einem Podest an einem Tisch saß. Gegenüber der Person stand ein Stuhl. Auf gleicher Höhe. Das überraschte ihn; nach dem zu urteilen, was er von den Seanchanern gehört hatte, war er davon ausgegangen, sich die Stellung eines Angehörigen ihres Blutes erstreiten zu müssen.
    War das die Tochter der Neun Monde? Dieses Kind? Rand runzelte die Stirn, als sie näher kamen, aber dann erkannte er, dass sie gar kein Kind war, sondern nur eine ausgesprochen kleine Frau. In Schwarz gekleidet war sie von dunkler Hautfarbe, als würde sie zum Meervolk gehören. An den Wangen ihres runden, ruhigen Gesichts klebte graue Asche. Bei näherem Hinsehen schien sie in seinem Alter zu sein.
    Rand holte tief Luft und stieg vom Pferd. Es war Zeit, diesen Krieg zu beenden.
    Der Wiedergeborene Drache war ein junger Mann. Das hatte man Tuon gesagt, dennoch überraschte es sie.
    Aber warum sollte sie seine Jugend überraschen? Eroberer waren oft jung. Artur Falkenflügel, der große Stammvater des Kaiserreichs, war ein junger Mann gewesen, als er mit seinen Eroberungszügen angefangen hatte.
    Die, die eroberten, die die Welt dominierten, brannten schnell aus, wie Lampen mit ungeschnittenen Dochten. Er trug Gold und Rot auf Schwarz, und die Knöpfe seines Mantels funkelten, als er von seinem großen schwarzen Hengst abstieg und sich dem Pavillon näherte. Der schwarze Mantel wies an den Manschetten rote und goldene Stickereien auf – die fehlende Hand war ziemlich auffällig, wenn der Blick auf die Manschetten fiel –, aber davon abgesehen war seine Kleidung schmucklos. Als hätte er kein Bedürfnis, mit einer prächtigen Tracht von seinem Antlitz abzulenken.
    Sein Haar hatte die Farbe eines dunklen Sonnenuntergangs, war von einem dunklen Rot. Seine Haltung hatte etwas Majestätisches – ein fester Gang, jeder Schritt voller Zuversicht, die Augen nach vorn gerichtet. Man hatte Tuon ausgebildet, auf diese Weise zu gehen, bei keinem Schritt zu zögern. Sie fragte sich, wer ihn ausgebildet hatte. Vermutlich hatte er die besten Lehrer gehabt, die ihn in den Verhaltensweisen von Königen und Anführern unterwiesen hatten.

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