Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
anwesende Aes Sedai; Narishma und Naeff ritten mit mürrischem Gesichtsausdruck am Ende der Gruppe. Rand hatte ihre Aes Sedai gezwungen zurückzubleiben. In letzter Zeit schien er besonders entschlossen, seine Unabhängigkeit von ihnen unter Beweis zu stellen.
Nynaeve saß auf einer weißen Stute namens Mondlicht, die aus Rands Stall in Tear stammte. Irgendwie erschien es immer noch seltsam, dass er einen eigenen Stall besaß, ganz zu schweigen von denen in jeder wichtigen Stadt der Welt.
»Der Tarwin-Pass«, sagte Rand und schüttelte den Kopf. »Nein. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass wir dort nicht kämpfen wollen. Lan tut mir einen Gefallen. Wenn ich einen Angriff zusammen mit seinem koordinieren kann, verschaffe ich mir einen großen Vorteil. Aber ich will meine Heere nicht vom Pass ablenken lassen. Das wäre eine Verschwendung von Ressourcen.«
Eine Verschwendung von Ressourcen? Lan ritt zum Pass, wie ein von einem Langbogen der Zwei Flüsse abgeschossener Pfeil. Ritt dorthin, um zu sterben! Und Rand behauptete, jede Hilfe sei eine Verschwendung? Wollköpfiger Narr!
Sie zwang sich zur Ruhe. Wenn er doch bloß debattieren würde, statt auf diese unbeteiligte Weise zu sprechen, die er sich seit Kurzem zu eigen gemacht hatte. Es schien so gefühllos zu sein, aber sie hatte erlebt, wie sich die Bestie befreite und sie anbrüllte. Geduckt lauerte sie in ihm, und wenn er seinen Gefühlen nicht bald freien Lauf ließ, würden sie ihn innerlich verschlingen.
Aber wie sollte man ihn dazu bringen, Vernunft anzunehmen? Während ihrer Zeit in Tear hatte sie ein Argument nach dem anderen vorbereitet – ein jedes davon klar entwickelt und in aller Ruhe dargelegt. Rand hatte sie alle ignoriert und die letzten beiden Tage damit verbracht, sich mit seinen Generälen zu treffen und die Strategie für die Letzte Schlacht zu planen.
Jeder Tag brachte Lan einen Schritt näher zu einem Kampf, den er nicht gewinnen konnte. Jeder Tag machte sie unruhiger; schon mehrere Male hätte sie Rand beinahe verlassen, um nach Norden zu reiten. Wenn Lan in einer unmöglich zu gewinnenden Schlacht kämpfen würde, dann sehnte sie sich danach, an seiner Seite zu sein. Aber sie war geblieben. Sollte das Licht Rand al’Thor holen, sie war geblieben. Was würde es bringen, Lan zu helfen, nur um die Welt wegen der sturen … Sturheit eines sturen Schafhirten dem Schatten zu überlassen?
Sie riss heftig an ihrem Zopf. Die mit Edelsteinen besetzten Armreifen und Ringe an ihren Händen funkelten im schwachen Sonnenlicht – natürlich war der Himmel bewölkt, so wie schon seit Wochen. Alle versuchten zu ignorieren, wie unnatürlich das war, aber Nynaeve fühlte noch immer, wie sich im Norden der Sturm bildete.
Es war nur noch so wenig Zeit übrig, bis Lan den Pass erreichte! Hoffentlich sorgte das Licht dafür, dass ihn die Malkieri aufhielten, die sich ihm bei seinem Ritt angeschlossen hatten. Hoffentlich sorgte das Licht dafür, dass er nicht allein war. Der Gedanke, wie er in die Fäule ritt und sich dem Heer aus Schattengezücht stellte, das seine Heimat verseuchte …
»Wir müssen dort angreifen«, sagte Nynaeve. »Ituralde sagt, dass es in der Fäule nur so vor Trollocs wimmelt. Der Dunkle König sammelt seine Streitkräfte. Jede Wette, dass der größte Haufen von ihnen am Pass sein wird, der am leichtesten zu passieren ist, um gegen Andor und Cairhien loszuschlagen!«
»Und genau das ist der Grund, warum wir den Pass nicht angreifen werden, Nynaeve«, sagte Rand mit kalter und unbewegter Stimme. »Wir können nicht zulassen, dass der Feind uns das Schlachtfeld vorschreibt. Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist, dort kämpfen zu müssen, wo sie uns haben wollen oder uns erwarten.« Er schaute nach Norden. »Ja, sollen sie sich versammeln. Sie suchen mich, und ich werde mich nicht vor sie hinstellen. Warum am Tarwin-Pass kämpfen? Es ist viel sinnvoller, den größten Teil unserer Heere direkt zum Shayol Ghul zu bringen.«
»Rand«, sagte sie und bemühte sich, vernünftig zu klingen. Bemerkte er denn nicht, dass sie vernünftig war? »Lan hat unmöglich genug Streitkräfte um sich scharen können, um einen massiven Angriff der Trollocs zurückschlagen zu können, vor allem nicht, weil die meisten Armeen der Grenzländer hier unten das Licht weiß was tun. Er wird niedergetrampelt werden, und die Trollocs werden kommen und über das Land herfallen!«
Bei der Erwähnung der
Weitere Kostenlose Bücher