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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Qual, zusehen zu müssen, wie die Burg um Euch herum zerbricht? Könnte eine Prügelstrafe denn damit mithalten?«
    Silviana erwiderte nichts.
    Ich verstehe. Ich hatte nicht begriffen, was die Aiel begriffen haben. Ich bin immer von der Annahme ausgegangen, dass ich härter sein muss, und dass mich das lehren würde, über die Schmerzen zu lachen. Aber es geht gar nicht um Härte. Es ist nicht die Kraft, die mich lachen lässt. Es ist die Erkenntnis.
    Zuzulassen, dass die Burg vernichtet wurde, dass die Aes Sedai versagten – dieser Schmerz würde sie vernichten. Das musste sie verhindern, denn sie war der Amyrlin-Sitz.
    »Ich kann mich nicht weigern, Euch zu bestrafen«, sagte Silviana. »Das versteht Ihr doch.«
    »Natürlich«, antwortete Egwene. »Aber bitte helft mir auf die Sprünge. Was habt Ihr noch einmal über Shemerin gesagt? Warum konnte ihr Elaida ohne Widerstand die Stola nehmen?«
    »Weil Shemerin es akzeptierte«, erwiderte Silviana. »Sie hat sich so verhalten, als hätte sie wirklich die Stola verloren. Sie hat sich nicht gewehrt.«
    »Ich werde nicht den gleichen Fehler machen, Silviana. Elaida kann sagen, was sie will. Aber das ändert nicht das, was ich bin, oder was jede von uns ist. Selbst wenn sie versucht, die Drei Eide zu verändern, wird es welche geben, die Widerstand leisten, die an dem festhalten, was richtig ist. Und darum schlagt Ihr, wenn Ihr mich schlagt, den Amyrlin-Sitz. Und das sollte amüsant genug sein, um uns beide lachen zu lassen.«
    Die Bestrafung ging weiter, und Egwene umarmte den Schmerz, nahm ihn in sich auf und schätzte ihn als unbedeutend ein, wartete schon ungeduldig darauf, dass die Strafe ihr Ende fand.
    Auf sie wartete viel Arbeit.

KAPITEL 3

    Pfade der Ehre
    A viendha hockte mit ihren Speerschwestern und ein paar Spähern der Blutabkömmlinge auf dem niedrigen grasigen Hügel und betrachtete die Flüchtlinge weiter unten. Ein trauriger Haufen, diese Domani-Feuchtländer, mit schmutzigen Gesichtern, die seit Monaten kein Schweißzelt mehr gesehen hatten und deren abgemagerte Kinder zu hungrig waren, um weinen zu können. Bei den hundert sich abmühenden Menschen zog ein erbärmliches Maultier einen Karren; was sie nicht auf das Gefährt gehäuft hatten, trugen sie. Es gab von beidem nicht viel. Sie schleppten sich nach Nordosten auf einem Weg, den man nun wirklich nicht als Straße bezeichnen mochte. Vielleicht gab es ein Dorf in dieser Richtung. Vielleicht flohen sie auch einfach nur vor der Unsicherheit der Küstenregion.
    Abgesehen von ein paar vereinzelten Bäumen war die hügelige Landschaft weit offen. Die Flüchtlinge hatten Aviendha und ihre Gefährten nicht gesehen, und das trotz der Tatsache, dass sie keine hundert Schritte weit entfernt waren. Sie hatte nie begriffen, wie diese Feuchtländer so blind sein konnten. Sahen sie nicht hin und bemerkten die Unregelmäßigkeiten am Horizont? War ihnen denn nicht klar, dass der Weg so nah an einem Hügelkamm vorbei Späher praktisch dazu einlud, sie zu beobachten? Sie hätten den Hügel mit ihren eigenen Kundschaftern sichern sollen, bevor sie sich in seine Nähe wagten.
    War ihnen das alles egal? Aviendha fröstelte. Wie konnte es einem egal sein, ob Augen einen beobachteten, Augen, die möglicherweise einem Mann oder einer Tochter mit einem Speer gehörten? Konnten sie es nicht erwarten, aus dem Traum zu erwachen? Aviendha fürchtete den Tod nicht, aber es bestand ein großer Unterschied darin, ob man den Tod umarmte oder ihn sich ersehnte.
    Städte, dachte sie, das ist das Problem. Städte waren stinkende, schwärende Orte, wie Geschwüre, die nie heilten. Manche waren besser als andere – Elayne leistete bemerkenswerte Arbeit in Caemlyn –, aber die Besten von ihnen versammelten zu viele Menschen und brachten ihnen bei, wie bequem es doch war, an einem Ort zu bleiben. Wären diese Flüchtlinge ans Reisen gewöhnt und hätten gelernt, die eigenen Füße zu benutzen, statt sich auf Pferde zu verlassen, wie es die Feuchtländer so oft taten, dann wäre es ihnen nicht so schwergefallen, ihre Städte zu verlassen. Bei den Aiel brachte man den Handwerkern bei, sich zu verteidigen, die Kinder konnten tagelang vom Land leben, und selbst Schmiede konnten große Entfernungen schnell zurücklegen. Eine ganze Sept konnte innerhalb einer Stunde auf dem Weg sein und alles Nötige auf dem Rücken tragen.
    Feuchtländer waren seltsam, da bestand kein Zweifel. Trotzdem verspürte sie Mitleid für die Flüchtlinge.

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