Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
über den Teich, oder?«
»Ich habe … dich rudern? Wie kommst du jetzt darauf?«
»Das ist mir gerade eingefallen. Hast du nicht zugehört?«
Gawyn schüttelte verwirrt den Kopf. »Also gut.« Hinter ihnen nahmen mehrere Gardistinnen ihre Posten ein. Sie waren immer in der Nähe, oft von der hochgewachsenen Frau angeführt, die sich für das Ebenbild der Birgitte aus den Sagen hielt. Und vielleicht sah sie ja tatsächlich wie Birgitte aus – auf jeden Fall nannte sie sich so und diente als Generalhauptmann.
Zu den Gardistinnen gesellte sich eine wachsende Gruppe von Dienern und Boten. Die Letzte Schlacht rückte immer näher, und Andor bereitete sich vor – und unglücklicherweise erforderten viele dieser Vorbereitungen Elaynes unmittelbare Aufmerksamkeit. Obwohl Gawyn da eine seltsame Geschichte zu Ohren gekommen war, dass man sie vor ungefähr einer Woche in einem Bett auf die Stadtmauer getragen hatte. Bis jetzt hatte er keine Gelegenheit gehabt, sie zu fragen, ob das stimmte oder nicht.
Er winkte Birgitte zu, die ihm ein Stirnrunzeln schenkte, als er Elayne zu dem kleinen Ruderboot des Teiches führte. »Ich verspreche, sie nicht hineinzuwerfen«, rief er. Um dann zu murmeln: »Obwohl ich vielleicht zu ›heftig‹ rudere und uns umkippe.«
»Ach, hör auf mit dem Unsinn«, sagte Elayne und stieg ein. »Teichwasser wäre nicht gut für die Babys.«
»Da wir gerade davon sprechen«, sagte Gawyn und stieß das Boot mit der Stiefelspitze ab, dann stieg er selbst ein. Das Gefährt wackelte bedrohlich, bis er sich gesetzt hatte. »Solltest du wegen deines ›Zustands‹ nicht viel laufen?«
»Ich werde Melfane sagen, dass ich die Gelegenheit brauchte, um meinen schurkischen Bruder auf den richtigen Weg zurückzuführen. Man kommt mit allem Möglichen durch, wenn man jemand ordentlich ausschimpft.«
»Und das erwartet mich jetzt? Ordentlich ausgeschimpft zu werden?«
»Nicht notwendigerweise.« Ihre Stimme klang ernst. Gawyn nahm die Ruder und schob sie ins Wasser. Der Teich war nicht riesig, gerade groß genug, um ein Boot zu rechtfertigen, aber zwischen den Schmetterlingen auf dem Wasser zu fahren hatte etwas Beruhigendes an sich.
»Gawyn, warum bist du nach Caemlyn gekommen?«
»Das ist mein Zuhause«, sagte er. »Warum sollte ich nicht hier sein?«
»Während der Belagerung machte ich mir große Sorgen um dich. Ich hätte dich während der Kämpfe brauchen können. Aber du bliebst fort.«
»Das habe ich doch erklärt, Elayne. Ich war in die Ränke der Weißen Burg verstrickt, ganz zu schweigen vom Winterschnee. Es ärgert mich, dass ich nicht helfen konnte, aber diese Frauen hatten mich in der Hand.«
»Ich bin selbst eine ›dieser Frauen‹, weißt du.« Sie hob die Hand. Der Große Schlangenring saß auf ihrem Finger.
»Du bist anders«, behauptete Gawyn. »Außerdem hast du ja recht. Ich hätte hier sein sollen. Aber ich weiß nicht, welche Entschuldigung du noch hören willst.«
»Ich erwarte keine Entschuldigungen«, sagte Elayne. »Ach, Gawyn, ich mache dir doch gar keine Vorwürfe. Obwohl ich dich sicher hätte brauchen können, haben wir es ja auch so geschafft. Ich hatte die Sorge, dass du zwischen die Fronten gerätst, entweder Egwene oder die Burg zu verteidigen. Anscheinend hat sich das ja alles geklärt. Also frage ich dich. Warum bist du jetzt hergekommen? Braucht Egwene dich nicht?«
»Anscheinend nicht«, sagte Gawyn und stoppte das Boot. Am Ufer wuchs eine gewaltige Trauerweide und hängte ihre Äste zopfgleich über die Teichoberfläche. Er hob die Ruder vor den Ästen in die Höhe, und das Boot hielt an.
»Nun«, sagte Elayne. »Ich maße mir nicht das Recht an, da in dich zu dringen – zumindest nicht im Augenblick. Du bist hier immer willkommen, Gawyn. Ich würde dich zum Generalhauptmann machen, wenn du mich darum bittest, aber ich glaube nicht, dass du das willst.«
»Wieso sagst du das?«
»Nun, den größten Teil deiner Zeit verbringst du damit, hier im Garten herumzuhängen und Trübsal zu blasen.«
»Ich habe keine Trübsal geblasen. Ich habe nachgedacht.«
»Ah, ja. Wie ich sehe, hast auch du gelernt, die Wahrheit auf kreative Weise auszudrücken.«
Er schnaubte leise.
»Gawyn, du hast nicht die geringste Zeit mit deinen Freunden oder Bekannten aus dem Palast verbracht. Du bist nicht in die Rolle eines Prinzen oder Generalhauptmanns getreten. Stattdessen hast du … nachgedacht.«
Gawyn schaute auf den Teich hinaus. »Ich verbringe keine Zeit mit den
Weitere Kostenlose Bücher