Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
gut.
»Ich muss zugeben, dass deine Sorge durchaus berechtigt ist«, sagte Egwene. »Seit meiner Gefangennahme durch Elaidas Handlanger außerhalb von Tar Valon frage ich mich, ob ich mich nicht zu sehr in Gefahr begebe, mich zu sehr in Einzelheiten verstricke.«
»Ganz genau«, sagte Nynaeve.
»Aber wir kommen nun einmal nicht um die einfache Tatsache herum, dass ich diejenige von uns bin, die am besten mit Tel’aran’rhiod umgehen kann«, fuhr Egwene fort. »Ihr beide seid gut darin, keine Frage, aber ich habe die größere Erfahrung. In diesem Fall bin ich nicht nur die Anführerin der Aes Sedai. Ich bin ein Werkzeug, das die Weiße Burg benutzen muss.« Sie zögerte. »Ich habe es geträumt, Nynaeve. Sollten wir Mesaana hier nicht besiegen können, könnte alles verloren sein. Wird alles verloren sein. Das ist nicht der Augenblick, um unsere Werkzeuge in Reserve zu halten, wie wertvoll sie auch sein mögen.«
Nynaeve griff nach ihrem Zopf, aber der reichte nur noch bis zu ihrer Schulter. Das ließ sie mit den Zähnen knirschen. »Da könntest du recht haben. Aber es gefällt mir nicht.«
»Die Traumgängerinnen der Aiel …«, sinnierte Siuan. »Mutter, Ihr sagtet, Ihr trefft Euch mit ihnen. Wären sie vielleicht bereit, uns zu helfen? Ich könnte mich viel eher mit der Vorstellung anfreunden, dass Ihr kämpft, wenn ich wüsste, dass sie in der Nähe sind.«
»Ja. Ein guter Vorschlag. Ich nehme vor unserem Treffen mit ihnen Kontakt auf und bitte sie darum, nur für alle Fälle.«
»Mutter«, sagte Nynaeve. »Vielleicht könnte Rand …«
»Diese Sache ist Angelegenheit der Burg«, fiel ihr Egwene ins Wort. »Wir kümmern uns selbst darum.«
»Also gut.«
»Und jetzt müssen wir uns etwas einfallen lassen«, sagte Egwene, »wie wir am besten die richtigen Gerüchte in Umlauf bringen, damit Mesaana nicht widerstehen kann, uns zu belauschen …«
Perrin drang rennend in den Albtraum ein. Die Luft um ihn herum dehnte sich, und die Häuser der Stadt – dieses Mal handelte es sich um die flache Sorte der Cairhiener – verschwanden. Die Straße unter seinen Füßen wurde ganz weich, wie Schlamm, dann verwandelte sie sich in Flüssigkeit.
Er landete aufplatschend im Meer. Schon wieder Wasser?, dachte er ärgerlich.
Dunkelrote Blitze zuckten über den Himmel und schleuderten tiefrotes Licht über die See. Jeder Ausbruch enthüllte schattenhafte Kreaturen, die unter den Wellen lauerten. Gewaltige Kreaturen, die im zuckenden roten Licht böse und sehnig erschienen.
Menschen klammerten sich an das, was von dem Schiff noch übrig geblieben war, schrien vor Angst und riefen nach ihren Angehörigen. Männer auf zerborstenen Planken, Frauen, die versuchten, ihre Säuglinge über Wasser zu halten, während gewaltige Wellen über ihnen zusammenschlugen. Leichen schaukelten wie Getreidesäcke auf und ab.
Die Kreaturen unter den Wellen schlugen zu, rissen Menschen von der Oberfläche weg und zerrten sie mit zuckenden Flossen und funkelnden, rasiermesserscharfen Zähnen in die Tiefe. Bald brodelte das Wasser mit einem Rot, das nicht von den Blitzen kam.
Wer auch immer diesen Albtraum träumte, hatte eine ganz besonders verdrehte Vorstellungskraft.
Perrin weigerte sich, sich davon vereinnahmen zu lassen. Er unterdrückte seine Furcht und schwamm nicht zu einer der Planken. Das ist nicht real. Das ist nicht real. Das ist nicht real.
Obwohl ihm das völlig klar war, wusste ein Teil von ihm dennoch, dass er in diesen Gewässern sterben würde. Diesen schrecklichen, blutigen Gewässern. Das Stöhnen der anderen überfiel ihn, und er sehnte sich danach, ihnen zu helfen. Er wusste, dass sie nicht real waren. Einfach nur Hirngespinste. Aber es fiel schwer.
Perrin erhob sich aus dem Wasser, die Wellen verwandelten sich wieder in festen Boden. Aber dann schrie er auf, als etwas sein Bein streifte. Blitze zerrissen den Himmel. Neben ihm versank eine Frau in der Tiefe, von unsichtbaren Rachen nach unten gerissen. Von Panik übermannt trieb Perrin einen Herzschlag später an einer völlig anderen Stelle wieder im Meer, einen Arm um ein Stück Treibgut geschlungen.
Das kam vor. Schwankte er auch nur einen Augenblick lang, ließ er es zu, den Albtraum als real zu betrachten, wurde er hineingezogen und in das schreckliche Mosaik gepresst. In der Nähe bewegte sich etwas im Wasser, und er paddelte erschrocken los. Eine der wogenden Wellen hob ihn in die Luft.
Das ist nicht real. Das ist nicht real. Das ist nicht real.
Das
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