Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
anderen, weil sie alle wissen wollen, warum ich bei der Belagerung nicht hier war. Sie fragen ständig, wann ich meine Stellung hier einnehme und deine Heere anführe.«
»Das ist schon in Ordnung. Du musst kein Generalhauptmann sein, und wenn ich muss, kann ich auch ohne meinen Ersten Prinzen des Schwertes überleben. Obwohl ich zugeben muss, dass Birgitte ziemlich aufgebracht ist, weil du nicht Generalhauptmann wirst.«
»Ist das der Grund für die finsteren Blicke?«
»Ja. Aber sie wird es schon schaffen, sie ist ganz gut in dieser Aufgabe. Und wenn es jemanden gibt, von dem ich will, dass du ihn beschützt, dann ist es Egwene. Sie verdient dich.«
»Und wenn ich entschieden habe, dass ich sie nicht will?«
Elayne beugte sich vor und legte ihm die Hand auf den Arm. Ihr vom blonden Haar eingerahmtes Gesicht sah besorgt aus. »Oh, Gawyn. Was ist nur mit dir passiert?«
Er schüttelte den Kopf. »Bryne glaubt, dass ich mich zu sehr an den Erfolg gewöhnt habe und nicht weiß, was ich tun soll, wenn sich die Dinge nicht nach meinem Willen entwickeln.«
»Und was glaubst du?«
»Ich glaube, es tut mir gut, hier zu sein«, sagte Gawyn und holte tief Luft. Ein paar Frauen gingen den Pfad am Teich entlang, angeführt von einer Frau mit hellrotem Haar, das mit weißen Strähnen durchzogen war. Dimana war eine gescheiterte Schülerin der Weißen Burg oder etwas in der Art. Gawyn war sich nicht sicher, was es mit den Kusinen genau auf sich hatte und in welcher Beziehung sie zu Elayne standen.
»Hier zu sein hat mich an mein früheres Leben erinnert. Vor allem ist es sehr befreiend, die Aes Sedai los zu sein. Ich war eine Weile davon überzeugt , dass ich unbedingt bei Egwene sein musste. Als ich die Jünglinge verließ, um zu ihr zu reiten, fühlte sich das wie die beste Entscheidung meines Lebens an. Und doch scheint sie sich verändert zu haben und mich nicht länger zu brauchen. Sie ist so darum bemüht, stark zu sein, die Amyrlin zu sein, dass sie keinen Platz mehr für jemanden hat, der sich nicht jeder ihrer Launen beugt.«
»Ich bezweifle, dass es tatsächlich so schlimm ist, wie du es schilderst. Egwene … nun, sie muss Stärke demonstrieren. Wegen ihrer Jugend und wegen der Umstände, unter denen sie in diese Stellung erhoben wurde. Aber sie ist nicht arrogant. Jedenfalls nicht mehr, als unbedingt nötig ist.«
Elayne tauchte die Finger ins Wasser und verschreckte einen Goldfisch. »So wie sie habe ich mich auch gefühlt. Du sagst, sie will, dass man sich vor ihr verbeugt und kriecht, aber ich wette, in Wirklichkeit will sie jemanden – und braucht ihn auch –, dem sie völlig vertrauen kann. Jemand, dem sie eine Aufgabe übergeben kann, ohne sich darüber Sorgen machen zu müssen, wie sie erfüllt wird. Sie hat gewaltige Möglichkeiten. Reichtum, Truppen, Festungen, Diener. Aber von ihrer Sorte gibt es nur eine , und wenn alles ihre direkte Aufmerksamkeit erfordert, könnte sie genauso gut gar keine Möglichkeiten haben.«
»Ich …«
»Du sagst, du liebst sie. Du hast mir gesagt, du bist ihr ergeben, du würdest für sie sterben. Nun, von dieser Art von Leuten hat Elayne ganze Heere, genau wie ich auch. Wirklich einzigartig ist nur jemand, der das tut, was ich ihm sage. Besser noch, jemand, der das tut, von dem er weiß, dass ich es ihm befehlen würde, hätte ich die Gelegenheit.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieser Mann sein kann.«
»Warum nicht? Von allen Männern hätte ich gerade dich für jemanden gehalten, der bereit wäre, eine Frau mit Macht zu unterstützen.«
»Bei Egwene ist das anders. Ich kann nicht erklären, warum das so ist.«
»Nun, wenn du eine Amyrlin heiraten willst, dann musst du diese Entscheidung treffen.«
Sie hatte recht. Es störte ihn, aber sie hatte recht. »Genug davon«, sagte er. »Mir ist nicht entgangen, dass wir das Thema al’Thor aus den Augen verloren haben.«
»Weil es nicht mehr über ihn zu sagen gibt.«
»Du musst dich von ihm fernhalten. Er ist gefährlich.«
Elayne winkte ab. » Saidin ist gereinigt worden.«
»Natürlich behauptet er das.«
»Du hasst ihn«, sagte Elayne. »Ich höre es dir an. Da geht es doch wohl nicht um Mutter, oder?«
Er zögerte. Sie war so gut darin geworden, eine Unterhaltung umzudrehen. War das die Königin in ihr oder die Aes Sedai? Um ein Haar hätte er das Boot zurück zum Steg gerudert. Aber das hier war Elayne. Beim Licht, es fühlte sich so gut an, mit jemandem zu sprechen, der ihn wirklich
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