Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Haut und schwarzen Haaren in der Mitte des Raumes aus dem Nichts zu erscheinen. Die Windsucherinnen schauten sich misstrauisch um. Siuan hatte während ihrer Zeit bei ihnen als Lehrerin erfahren, dass das Meervolk Legenden über Tel’aran’rhiod und seine Gefahren kannte. Das hatte die Windsucherinnen aber keineswegs davon abgehalten, in dem Moment, in dem sie entdeckt hatten, dass es die Welt der Träume tatsächlich gab, alles darüber in Erfahrung zu bringen, was möglich war.
Angeführt wurden die Windsucherinnen von einer großen schlanken Frau mit schmalen Augen und langem Hals, die zahllose Medaillons an der schmalen Kette zwischen Nase und linkem Ohr trug. Das würde Shielyn sein, von der Nynaeve erzählt hatte. Bei den anderen drei Windsucherinnen befand sich eine ehrwürdige Frau mit weißen Strähnen in ihrem schwarzen Haar. Nach den ausgetauschten Briefen und Nynaeves Informationen zu urteilen, würde das Renaile sein. Egwene hatte den Eindruck gewonnen, dass sie eine der Anführerinnen sein würde, aber sie schien sich den anderen gegenüber unterwürfig zu verhalten. Hatte sie ihre Stellung als Windsucherin der Herrin der Schiffe verloren?
»Willkommen«, begrüßte Egwene sie. »Bitte nehmt Platz.«
»Wir stehen«, sagte Shielyn. Ihre Stimme klang angespannt.
»Wer ist das, Egwene al’Vere?«, fragte Amys. »Kinder sollten Tel’aran’rhiod nicht besuchen. Das ist kein verlassener Sandmaulwurfsbau, den man erforschen kann.«
»Kinder?«, fragte Shielyn.
»Ihr seid hier Kinder, Feuchtländerin.«
»Amys, bitte«, mischte sich Egwene ein. »Ich habe ihnen Ter’angreale geliehen, damit sie herkommen können. Es war nötig.«
»Wir hätten uns außerhalb der Welt der Träume treffen können«, sagte Bair. »Mitten auf einem Schlachtfeld wäre es sicherer gewesen.«
Tatsächlich kannten sich die Windsucherinnen nur rudimentär mit Tel’aran’rhiod aus. Ihre helle Kleidung veränderte ständig die Farbe – tatsächlich verschwand Renailes Bluse gerade, als sie hinschaute. Unwillkürlich errötete Egwene, obwohl Elayne erwähnt hatte, dass die Männer und Frauen des Meervolkes auf den Wellen oberhalb der Taille keine Faser Stoff trugen. Einen Moment später war die Bluse wieder da. Auch ihr Schmuck schien in ständiger Bewegung zu sein.
»Es gibt Gründe, warum ich tat, was ich tat, Amys«, sagte Egwene und setzte sich. »Shielyn din Sabura Nachtwasser und ihre Schwestern sind über die Gefahren dieses Ortes unterrichtet worden und haben die Verantwortung für ihre Sicherheit akzeptiert.«
»Als würde man einem Kind eine Fackel und ein Fass Öl geben«, murmelte Melaine, »und dann behaupten, man hätte ihm die Verantwortung für seine eigene Sicherheit übertragen.«
»Müssen wir uns diesen Zank anhören, Mutter?«, fragte Yukiri.
Egwene nahm einen beruhigenden Atemzug. »Bitte, Ihr seid die Anführer Eurer Leute, Frauen mit dem Ruf großer Weisheit und Klugheit. Können wir nicht wenigstens höflich miteinander umgehen?« Egwene wandte sich dem Meervolk zu. »Windsucherin Shielyn, Ihr habt meine Einladung angenommen. Sicherlich wollt Ihr meine Gastfreundschaft doch nicht ablehnen, indem Ihr die ganze Zeit steht?«
Die Frau zögerte. Sie schien sehr stolz zu sein; die kürzliche Zusammenarbeit zwischen Aes Sedai und Meervolk hatte sie mutig gemacht. Egwene unterdrückte ihre aufkeimende Wut; die Einzelheiten der Abmachung wegen der Schale der Winde gefielen ihr nicht im Mindesten. Nynaeve und Elayne hätten es besser wissen sollen. Sie …
Nein. Elayne und Nynaeve hatten ihr Bestes getan und unter einer ungewöhnlichen Belastung gestanden. Davon abgesehen war jede Verhandlung mit dem Meervolk angeblich nur einen Schritt weniger gefährlich als ein Handel mit dem Dunklen König.
Schließlich nickte Shielyn knapp, auch wenn ihre Bluse während ihres Nachdenkens mehrmals die Farbe gewechselt hatte und schließlich blutrot blieb, während ihr Schmuck ständig erschien und sich wieder auflöste. »Also gut. Für das Geschenk dieses Ortes stehen wir in Eurer Schuld, und wir nehmen Eure Gastfreundschaft an.« Sie setzte sich auf einen Stuhl, der ein Stück von Egwene und den anderen Aes Sedai entfernt stand, und ihre Begleiterinnen folgten ihrem Beispiel.
Egwene stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus und erschuf mehrere kleine Tische mit Tassen mit warmem würzigen Tee. Die Windsucherinnen zuckten zusammen, aber die Weisen Frauen blieben ungerührt. Allerdings griff Amys nach
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