Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
nicht weitgehend genug war«, fuhr sie fort. Sie wandte sich den Weisen Frauen zu. »Amys, stimmt Ihr mir nicht zu, dass die Aes Sedai Gewebe kennen, die den Weisen Frauen unbekannt sind?«
»Es wäre dumm, nicht zuzugeben, dass die Aes Sedai auf diesem Gebiet weit fortgeschritten sind«, sagte Amys mit wohlüberlegten Worten. »Sie verbringen viel Zeit damit, ihre Gewebe zu üben. Aber es gibt Dinge, die wir wissen und sie nicht.«
»Ja.« Egwene nickte. »Während meines Unterrichts bei den Weisen Frauen habe ich mehr über Führung gelernt als während meiner ganzen Zeit in der Weißen Burg. Ihr wart auch sehr hilfreich, was Tel’aran’rhiod und das Träumen angeht.«
»Also gut«, sagte Bair. »Heraus damit. Bei dieser ganzen Unterhaltung jagen wir eine dreibeinige Echse und stochern mit einem Stock nach ihr, um zu sehen, ob sie noch weiterlaufen kann.«
»Wir müssen unser Wissen miteinander teilen«, sagte Egwene. »Unsere drei Gruppen – Frauen, die die Macht lenken können – müssen eine Allianz schließen.«
»Bei der die Weiße Burg das Sagen hat, nehme ich an«, sagte Shielyn.
»Ich sage nur, dass Weisheit darin liegt, mit anderen zu teilen und von ihnen zu lernen«, erwiderte Egwene. »Weise Frauen, ich würde Aufgenommene aus der Weißen Burg zu Euch schicken, damit sie bei Euch lernen. Es wäre vor allem ausgesprochen nützlich, wenn Ihr ihnen beibringt, Tel’aran’rhiod zu meistern.«
Es war unwahrscheinlich, dass man unter den Aes Sedai noch weitere Traumgängerinnen wie Egwene entdecken würde, aber sie konnte ja hoffen. Dieses Talent war ausgesprochen selten. Aber es wäre von Vorteil gewesen, hätten sich noch mehr Schwestern mit Tel’aran’rhiod ausgekannt, selbst wenn sie es nur mit Ter’angrealen betreten konnten.
»Windsucherinnen«, fuhr Egwene fort. »Ich würde auch Euch Frauen schicken, vor allem jene, die geschickt mit Luft umgehen können, damit sie lernen, so wie Ihr die Winde zu rufen.«
»Das Leben einer Windsucherin in der Ausbildung ist nicht leicht«, gab Shielyn zu bedenken. »Ich glaube, Eure Frauen würden es doch sehr anders als das verhätschelte Leben in der Weißen Burg finden.«
Egwenes Hinterteil erinnerte sich noch immer an die Schmerzen ihres »verhätschelten« Lebens in der Weißen Burg. »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass das eine Herausforderung sein wird, aber ich habe auch nicht den geringsten Zweifel, dass es aus genau diesem Grund sehr nützlich sein würde.«
»Nun, das ließe sich sicher arrangieren.« Shielyn beugte sich vor. Sie klang sehr interessiert. »Natürlich müsste es eine Bezahlung geben.«
»Eine angemessene«, sagte Egwene. »So wie Euch zu erlauben, einige Eurer Lehrlinge in die Weiße Burg zu schicken, um mit uns zu lernen.«
»Wir haben Euch bereits Frauen geschickt.«
Egwene schnaubte. »Ein paar auserwählte Opfer, damit wir wegen Euren Windsucherinnen nicht misstrauisch werden. Eure Frauen sondern sich oft ab oder kommen nur zögernd. Ich würde dafür sorgen, dass diese Praxis aufhört – es gibt keinen Grund, Eurem Volk potenzielle Windsucherinnen zu verweigern.«
»Nun, wo läge der Unterschied?«, wollte Shielyn wissen.
»Die von Euch geschickten Frauen dürfen nach ihrer Ausbildung zu Euch zurückkehren«, verkündete Egwene. »Weise Frauen, ich hätte auch gern, dass man uns Aiel-Lehrlinge schickt. Nicht widerstrebend und nicht, damit sie Aes Sedai werden, sondern um ausgebildet zu werden und unsere Sitten kennenzulernen. Auch sie dürften nach dem Ende ihrer Zeit zurückkehren, sollten sie es wünschen.«
»Das müsste schon mehr sein«, sagte Amys. »Ich mache mir Sorgen, was mit Frauen geschieht, die sich zu sehr an die verweichlichten Sitten der Feuchtländer gewöhnen.«
»Sicherlich wollt Ihr sie doch nicht zwingen …«, fing Egwene an.
Bair unterbrach sie. »Sie wären noch immer Lehrlinge der Weisen Frauen, Egwene al’Vere. Kinder, die ihre Ausbildung beenden müssen. Und das auch nur unter der Voraussetzung, dass wir diesem Plan zustimmen; etwas daran liegt mir schwer im Magen, wie zu viel Essen nach einem Fastentag.«
»Wenn wir zulassen, dass die Aes Sedai ihre Haken in unsere Lehrlinge schlagen«, sagte Melaine, »dann werden sie sich nicht so ohne Weiteres wieder lösen können.«
»Wollt Ihr das denn?«, fragte Egwene. »Seht Ihr denn nicht, was Ihr in mir habt, Melaine? Einen Amyrlin-Sitz, der seine Ausbildung bei den Aiel erhielt? Welches Opfer wäre es Eurem Volk wohl wert,
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