Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
ihrer Tasse und verwandelte den Rosenblütentee in eine wesentlich dunklere Sorte.
»Vielleicht verratet Ihr uns den Zweck dieser Zusammenkunft«, sagte Bair und trank ihren Tee. Das Meervolk rührte die Tassen nicht an, obwohl die Aes Sedai ebenfalls tranken.
»Den haben wir bereits erahnt«, sagte Shielyn. »Diese Konfrontation ist unausweichlich, auch wenn ich bei den Winden wünschte, dass es nicht so wäre.«
»Nun, dann sprecht«, sagte Yukiri. »Worum geht es?«
Shielyn richtete ihre Aufmerksamkeit auf Egwene. »Seit vielen Jahreszeiten und Gezeiten haben wir die Natur unserer Windsuche vor den Aes Sedai verborgen. Die Weiße Burg atmet ein, aber sie atmet nicht aus – das, was hereingebracht wird, darf nie wieder hinaus. Jetzt, da Ihr von uns wisst, wollt Ihr uns, denn Ihr ertragt den Gedanken einfach nicht, dass es Frauen gibt, die unabhängig von Euch die Macht lenken können.«
Die Aes Sedai runzelten die Stirn. Aber Melaine nickte zustimmend, was Egwene keineswegs entging. Diese Worte entsprachen durchaus der Wahrheit, wenn sie auch nur eine Seite des Problems ansprachen. Wäre ihnen doch nur klar gewesen, wie nützlich die Ausbildung in der Weißen Burg sein würde, und dass es für die Menschen da draußen so ungemein wichtig war, zu wissen, dass man sich um Machtlenker kümmerte und sie ausbildete …
Aber Egwene fand diese Einstellung hohl. Das Meervolk hatte seine eigenen Traditionen und wusste seine Machtlenkerinnen auch ohne jede Regulierung durch die Weiße Burg vernünftig einzusetzen. Sie hatte nicht so viel Zeit mit dem Meervolk verbracht wie Nynaeve oder Elayne, aber sie hatte die Berichte gelesen. Windsucherinnen kannten sich mit vielen Geweben nicht aus, aber ihre Fertigkeiten mit bestimmten Geweben – vor allem mit Geweben, bei denen es um Luft ging – waren weitaus weiterentwickelt als die der Aes Sedai.
Diese Frauen verdienten die Wahrheit. Denn war es schließlich nicht genau das, wofür die Weiße Burg und die Drei Eide standen? »Ihr habt recht, Shielyn din Sabura Nachtwasser«, sagte sie. »Und Euer Volk hat klug darin gehandelt, seine Fähigkeiten vor den Aes Sedai zu verbergen.«
Yukiri keuchte auf, eine für eine Aes Sedai sehr ungewöhnliche Reaktion. Shielyn erstarrte, und die Kette, die von ihrem Ohr zur Nase führte, klirrte leise, als die Medaillons aneinanderstießen. Ihre Bluse nahm blaue Farbe an. »Was?«
»Das war vermutlich sehr klug«, sagte Egwene. »Ich würde mir nicht anmaßen, meine Vorgängerinnen als Amyrlin anzuzweifeln, aber man könnte so argumentieren. Vielleicht waren wir in der Kontrolle der Frauen, die die Eine Macht lenken können, etwas übereifrig. Es ist offensichtlich, dass die Windsucherinnen sich sehr gut selbst ausgebildet haben. Ich bin der Ansicht, dass die Weiße Burg viel von Euch lernen könnte.«
Shielyn lehnte sich zurück und musterte Egwene. Egwene erwiderte ihren Blick und hielt ihre Miene ausdruckslos. Sieh, dass ich resolut bin, dachte sie. Sieh, dass ich meine, was ich sage. Das ist keine Schmeichelei. Ich bin Aes Sedai. Ich spreche die Wahrheit.
»Nun«, sagte Shielyn. »Vielleicht könnten wir einen Vertrag schließen, der uns erlauben würde, Eure Frauen auszubilden.«
Egwene lächelte. »Ich hatte gehofft, dass Ihr die Vorteile seht, die das bringen könnte.« Die anderen drei Aes Sedai sahen sie mit gelinder Feindseligkeit an. Nun, sie würden das noch begreifen. Wollte man die Oberhand gewinnen, dann war es immer noch die beste Methode, Erwartungen durchzuschütteln wie Wasserkäfer in einem Glas.
»Und doch gebt Ihr zu, dass die Weiße Burg Dinge weiß, die Euch unbekannt sind«, fuhr Egwene fort. »Sonst würdet Ihr Euch nicht um eine Abmachung bemühen, dass unsere Frauen Eure Windsucherinnen ausbilden.«
»Diese Abmachung werden wir nicht zurücknehmen«, sagte Shielyn schnell.
»Das erwarte ich auch nicht«, sagte Egwene. »Es ist gut, dass Ihr jetzt Aes Sedai-Lehrerinnen habt. Die, die mit Euch diesen Handel abschlossen, haben etwas Unerwartetes erreicht.«
Wahre Worte, jedes einzelne davon. Aber ihre Formulierung implizierte mehr – dass sie gewollt hatte, dass man Aes Sedai auf die Schiffe des Meervolks schickte. Shielyns Stirnrunzeln vertiefte sich, und sie lehnte sich wieder zurück. Egwene hoffte, dass sie nun darüber nachgrübelte, ob der großartige Sieg ihrer Leute bei der Schale der Winde nicht von Anfang an so geplant gewesen war.
»Ich bin sogar der Ansicht, dass die vorherige Übereinkunft
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