Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
ritt an der Spitze eines Heeres, das sich zum ersten Mal wie eine Einheit anfühlte. Die Flagge von Mayene, die Flagge von Ghealdan, die Banner der Adelshäuser unter den Flüchtlingen. Sogar ein paar Banner, die die Jungs gemacht hatten und die verschiedenen Gegenden der Zwei Flüsse repräsentieren sollten. Über ihnen allen wehte der Wolfskopf.
Lord Perrin. Daran würde er sich nie gewöhnen, aber vielleicht war das ja ganz gut so.
Er lenkte Traber neben das offene Wegetor, während die Truppen vorbeimarschierten und salutierten. Im Augenblick spendeten ihnen Fackeln Licht. Hoffentlich würden die Machtlenker später das Schlachtfeld beleuchten können.
Ein Mann näherte sich Traber, und Perrin roch Tierfelle, krumige Erde und Hasenblut. Elyas war auf die Jagd gegangen, während er darauf gewartet hatte, dass sich das Heer sammelte. Man musste schon ein aufmerksamer Jäger sein, um nachts Hasen zu fangen. Elyas behauptete, dass es eine bessere Herausforderung darstellte.
»Du hast mir einmal etwas gesagt, Elyas«, sagte Perrin. »Du hast mir gesagt, dass, sollte ich die Axt jemals mögen, ich sie wegwerfen sollte.«
»Das habe ich.«
»Ich glaube, das gilt auch für die Führung. Anscheinend sollen die Männer, die keine Titel haben wollen, diejenigen sein, die sie bekommen. Solange ich das nicht vergesse, sollte ich das eigentlich ganz gut hinbekommen.«
Elyas kicherte. »Das Banner sieht dort oben ganz gut aus.«
»Es passt zu mir. Tat es immer. Bloß dass ich nicht immer dazu passte.«
»Das ist aber sehr tiefsinnig für einen Schmied.«
»Vielleicht.« Perrin zog das schmiedeeiserne Geduldsspiel aus der Tasche, das aus Malden. Es war ihm noch immer nicht gelungen, es in seine Einzelteile zu zerlegen. »Ist es dir je seltsam vorgekommen, dass Schmiede so einfache Leute zu sein scheinen, aber ausgerechnet sie diese verfluchten Rätselspiele herstellen, die so schwierig zu lösen sind?«
»So habe ich das noch nie betrachtet. Also bist du endlich einer von uns?«
»Nein.« Perrin steckte das Rätselspiel weg. »Ich bin, wer ich bin. Endlich.« Er war sich nicht sicher, was sich in ihm verändert hatte. Aber vielleicht hatte das Problem ja nur darin bestanden, sich viel zu viele Gedanken darüber zu machen.
Er wusste, dass er sein Gleichgewicht gefunden hatte. Er würde nie wie Noam werden, der Mann, der sich im Wolf verloren hatte. Und das reichte.
Perrin und Elyas sahen zu, wie das Heer vorbeizog. Diese größeren Wegetore machten das Reisen so viel einfacher; sie würden sämtliche Kämpfer, Männer und Frauen, in weniger als einer Stunde auf der anderen Seite haben. Männer hoben die Hände Perrin entgegen und rochen nach Stolz. Seine Verbindung zu den Wölfen machte ihnen keine Angst; tatsächlich erschienen sie jetzt, wo sie die Einzelheiten kannten, bedeutend weniger besorgt. Zuvor hatte es viele Spekulationen gegeben. Fragen. Jetzt konnten sie sich in Ruhe an die Wahrheit gewöhnen. Und stolz darauf sein. Ihr Herr war kein gewöhnlicher Mann. Er war etwas Besonderes.
»Ich muss gehen, Perrin«, sagte Elyas. »Heute Nacht, wenn das geht.«
»Ich weiß. Die Letzte Jagd hat begonnen. Geh mit ihnen, Elyas. Wir treffen uns im Norden wieder.«
Der alternde Behüter legte Perrin die Hand auf die Schulter. »Falls wir uns dort nicht sehen, dann treffen wir uns vielleicht im Traum, mein Freund.«
Perrin lächelte. »Das hier ist der Traum. Und wir werden uns wiedersehen. Ich finde dich, wenn du bei den Wölfen bist. Gute Jagd, Langzahn.«
»Gute Jagd, Junger Bulle.«
Elyas verschwand beinahe lautlos in der Dunkelheit.
Perrin griff nach dem warmen Hammer an seiner Seite. Er war immer davon ausgegangen, dass die Verantwortung nur eine weitere Last für ihn darstellen würde. Aber nachdem er sie nun akzeptiert hatte, war ihm viel leichter zumute.
Perrin Aybara war bloß ein Mann, aber Perrin Goldauge war ein Symbol, erschaffen von den Menschen, die ihm folgten. Daran konnte er nichts ändern; er konnte nur so gut führen, wie ihm das möglich war. Tat er das nicht, würde das Symbol nicht verschwinden. Die Leute würden nur einfach den Glauben daran verlieren. So wie der arme Aram.
Es tut mir leid, mein Freund, dachte er. Dich habe ich von allen am meisten enttäuscht. Aber es war sinnlos, den Blick auf diese Weise in die Vergangenheit zu richten. Er würde einfach nach vorn sehen müssen und es besser machen. »Ich bin Perrin Goldauge«, sagte er. »Der Mann, der mit den Wölfen sprechen kann.
Weitere Kostenlose Bücher