Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
hinzuverdienen. Er schuldet mir immer noch ein Paar neue Socken.«
»Und Ihr habt die Seele eines Sekretärs, mein Freund!« Emarin lachte. »Ihr vergesst niemals etwas, oder?«
Androl zuckte mit den Schultern.
»Woher wusstet Ihr, was ein Retashen Dazer ist? Ich halte mich in diesen Dingen für recht bewandert, aber ich hatte noch nie davon gehört.«
»Ich habe einmal einen getrunken«, erwiderte Androl. »Es war eine Wette.«
»Ja, aber wo?«
»In Retash, natürlich.«
»Aber das ist Meilen von der Küste entfernt, auf einer Inselgruppe, die nicht einmal das Meervolk oft besucht!«
Androl zuckte erneut mit den Schultern. Er warf einen Blick auf Taims Kumpane. Ein Dorfjunge hatte ihnen von Taim beauftragt einen Fresskorb gebracht, obwohl der M’Hael behauptete, keine Favoriten zu haben. Hätte Androl gefragt, hätte er herausgefunden, dass ein Junge auch den anderen etwas zu essen hätte bringen sollen. Aber dieser Junge hätte das dann vergessen oder einen anderen harmlosen Fehler gemacht. Taim hätte jemanden auspeitschen lassen, und nichts hätte sich geändert.
»Diese Spaltung ist beunruhigend, mein Freund«, sagte Emarin leise. »Wie sollen wir für den Lord Drachen kämpfen, wenn wir nicht einmal untereinander Frieden halten können?«
Androl schüttelte den Kopf.
Emarin fuhr fort. »Angeblich hat schon seit Wochen kein von Logain geförderter Mann die Drachennadel erhalten. Es gibt viele wie Nalaam hier, die schon vor langer Zeit die Schwertnadel hätten bekommen müssen, was der M’Hael aber wiederholt abgelehnt hat. Ein Haus, dessen Angehörige sich um die Autorität streiten, wird niemals eine Bedrohung für andere Häuser sein.«
»Weise Worte«, erwiderte Androl. »Aber was sollen wir tun? Was können wir tun? Taim ist der M’Hael, und Logain ist noch nicht wieder zurückgekehrt.«
»Vielleicht könnten wir ja jemanden zu ihm schicken«, schlug Emarin vor. »Oder vielleicht könntet Ihr die anderen beschwichtigen. Ich fürchte, dass einige von ihnen kurz davorstehen durchzudrehen, und sollte es zu einem Kampf kommen, habe ich nur wenig Zweifel, wer unter Taims Disziplinierungen zu leiden hat.«
Androl runzelte die Stirn. »Das ist wahr. Aber warum ich? Ihr könnt viel besser mit Worten umgehen als ich, Emarin.«
Emarin kicherte. »Ja, aber Logain vertraut Euch. Die anderen Männer schauen zu Euch auf.«
Das sollten sie besser nicht tun, dachte Androl. »Ich sehe mal, ob mir etwas einfällt.« Nalaam setzte zur nächsten Geschichte an, aber bevor er damit beginnen konnte, winkte Androl Jonneth heran und hielt den Armschutz hoch. »Ich habe gesehen, dass Euer alter gerissen ist. Versucht den hier.«
Jonneth strahlte, als er den Armschutz entgegennahm. »Ihr seid erstaunlich, Androl! Ich hätte nicht gedacht, dass es jemandem auffällt. Es ist albern, ich weiß, aber …« Sein Lächeln wurde breiter, und er eilte zu einem Baum in der Nähe, wo ein Teil der Sachen der Männer lag, darunter sein Langbogen. Diese Männer von den Zwei Flüssen wussten sie immer gern in der Nähe.
Jonneth kehrt zurück und spannte den Bogen. Er legte den Armschutz an. »Passt traumhaft!«, verkündete er, und Androl musste lächeln. Kleine Dinge. Sie konnten so viel bedeuten.
Jonneth zielte und schoss einen Pfeil ab, das Geschoss raste in den Himmel, und die Sehne schnappte gegen den Armschutz. Der Pfeil flog weit und schlug mehr als zweihundert Schritte entfernt in einen Baum auf einem Hügel.
Canler stieß einen Pfiff aus. »So etwas wie Eure Bögen habe ich noch nie zuvor gesehen, Jonneth. In meinem ganzen Leben nicht.« Beide kamen sie aus Andor, obwohl Canler aus einem Dorf stammte, das bedeutend näher bei Caemlyn lag.
Jonneth musterte seinen Schuss kritisch, dann spannte er den Bogen erneut – dieses Mal nahm er die Sehne bis zur Wange – und ließ los. Der Pfeil schlug in denselben Baum ein. Androl wäre jede Wette eingegangen, dass die beiden Schäfte keine zwei Handspannen voneinander entfernt waren.
Canler stieß erneut einen Pfiff aus.
»Mein Vater wurde an einem von ihnen ausgebildet«, bemerkte Nalaam. »Hat die Kunst von einem Mann aus den Zwei Flüssen gelernt, den er in Illian vor dem Ertrinken rettete. Hat die Bogensehne zur Erinnerung aufbewahrt.«
Canler hob eine Braue, schien die Geschichte aber dennoch gut zu finden. Androl schüttelte bloß kichernd den Kopf. »Etwas dagegen, wenn ich es einmal versuche, Jonneth? Mit einem tairenischen Bogen bin ich ein ganz guter Schütze,
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