Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
dahintersteckt.«
»Vielleicht hat er ja recht«, sagte Canler. Die anderen sahen ihn scharf an, und er runzelte die Stirn. »Ich sage ja nicht, dass ich mich in Taims Lager schlage. Aber der Lord Drache? Was hat er denn für uns getan? Es hat doch den Anschein, als hätte er diesen Ort völlig vergessen. Vielleicht ist er ja tatsächlich wahnsinnig.«
»Das ist er nicht«, sagte Emarin und schüttelte den Kopf. »Ich bin ihm kurz vor meiner Ankunft hier begegnet.«
Die anderen sahen ihn überrascht an.
»Er hat mich beeindruckt«, sagte Emarin. »Jung, aber so willensstark. Ich vertraue ihm. Beim Licht! Ich habe kaum ein halbes Dutzend mal mit ihm gesprochen, aber ich vertraue ihm.«
Die anderen nickten langsam.
»Verflucht«, sagte Canler. »Ich schätze, das reicht mir. Aber ich wünschte mir, er würde zuhören! Ich habe Logain fluchen gehört, dass der Lord Drache seine Warnungen vor Taim einfach nicht hören wollte.«
»Und wenn wir ihm Beweise liefern?«, fragte Jonneth. »Was, wenn wir etwas finden, das beweist, dass Taim nichts Gutes im Schilde führt?«
»Etwas an Nensen ist seltsam«, wiederholte Nalaam. »Und dieser Kash. Wo kam der überhaupt her, und wieso konnte er so schnell so mächtig werden? Was wäre, wenn wir bei Logains Rückkehr Informationen für ihn hätten? Oder wenn wir sie dem Lord Drachen direkt überbringen könnten …«
Die Gruppe wandte sich an Androl. Warum sahen sie ihn an, den Schwächsten von ihnen? Er konnte doch bloß Wegetore erschaffen. Daher rührte auch Coterens Spitzname für ihn her. Page. Er war bloß dazu zu gebrauchen, Botschaften zu überbringen und Leute an andere Orte zu schaffen.
Aber die anderen schauten zu ihm auf. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schauten sie zu ihm auf.
»Also gut«, sagte Androl. »Sehen wir zu, was wir herausfinden. Holt Evin, Hardlin und Norley dazu, aber sagt es sonst niemandem, nicht einmal den anderen Jungs von den Zwei Flüssen. Provoziert weder Taim noch seine Männer … aber wenn ihr etwas findet, dann bringt es mir. Und ich sehe, ob ich eine Möglichkeit finde, mit Logain Kontakt aufzunehmen. Oder zumindest herausfinde, wo er ist.«
Jeder der Männer nickte ernst. Das Licht stehe uns bei, wenn wir uns irren, dachte Androl und schaute wieder zu Taims Günstlingen hinüber. Und das Licht stehe uns erst recht bei, wenn wir recht haben.
KAPITEL 47
Ein Unterrichtsraum
F aile saß ungeduldig auf Tageslicht und versuchte keine Miene zu verziehen, als das Wegetor einen Strich in die Luft schnitt. Auf der anderen Seite lag eine braune Wiese; Gaul und die Töchter schlüpften sofort hindurch, um die Gegend zu erkunden.
»Und Ihr wollt bestimmt nicht mitkommen?«, fragte Perrin Galad, der in der Nähe stand und die Prozession mit auf dem Rücken verschränkten Händen verfolgte.
»Nein«, sagte Galad. »Mein Essen mit Elayne war ausreichend, uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen.«
»Wie Ihr wollt«, sagte Perrin. Er wandte sich Faile zu und zeigte auf das Tor.
Sie trieb Tageslicht an. Endlich war die Zeit gekommen, der Königin von Andor gegenüberzutreten, und sie musste darum kämpfen, ihre Nervosität zu verbergen. Perrin ritt neben ihr durch das Tor; auf der anderen Seite wartete Caemlyn. Die Großstadt war voller spitzer Türme und rot-weißer Banner; in der Mitte ragte der Palast auf. Niedercaemlyn außerhalb der Stadtmauer war eine eigenständige sich ausbreitende Stadt.
Perrins Prozession folgte ihnen durch das Tor; sie sollte beeindruckend aussehen, was sorgfältig geplant war, aber keinesfalls feindselig. Alliandre mit hundert Gardesoldaten. Einhundert Bogenschützen von den Zwei Flüssen, die ihre entspannten Bogenstäbe wie Lanzen trugen. Einhundert Abgeordnete der Wolfsgarde, einschließlich einem großen Kontingent niederen cairhienischen Adels, deren farbige Schlitze an ihren Uniformen mit in Weißbrücke gekauftem Stoff gemacht waren. Und natürlich Gaul und die Töchter.
Grady kam als Letzter. Der Mann trug einen sauber gebügelten schwarzen Mantel, seine Anstecknadel des Geweihten funkelte auf Hochglanz poliert am hohen Kragen. Er schaute sofort nach Westen in Richtung der Schwarzen Burg. Früher am Tag hatte er versucht, dorthin ein Wegetor zu öffnen, da Perrin ihm die Erlaubnis gegeben hatte. Es hatte nicht funktioniert. Perrin fand das besorgniserregend. Er hatte vor, sich darum zu kümmern, heute Nacht oder spätestens morgen.
Gaul und die Töchter scharten sich um Perrin und Faile,
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