Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
schauten einige unbedeutendere Adlige mit großer Aufmerksamkeit zu.
Elayne beugte sich vor, als Perrin, Faile und die anderen eintraten. Natürlich machte Faile einen Knicks, und Perrin verneigte sich. Keine tiefe Verbeugung, aber immerhin eine Verbeugung. Wie abgesprochen machte Alliandre einen tieferen Knicks als Faile. Das würde Elayne sofort nachdenklich machen.
Offiziell ging es bei diesem Besuch um eine Wertschätzung der Krone, ein Dank an Perrin und Faile, weil sie Morgase zurückgebracht hatten. Natürlich war das nur eine Täuschung. Der wahre Grund für dieses Treffen war die Zukunft der Zwei Flüsse. Aber das war die Art von heiklem Thema, das keiner so ohne Weiteres ansprechen konnte, zumindest nicht sofort. Allein es schon zur Sprache zu bringen würde der anderen Seite zu viel verraten.
»Gebt allgemein bekannt«, sagte Elayne mit melodischer Stimme, »dass der Thron Euch, Lady Zarine ni Bashere t’Aybara, willkommen heißt. Königin Alliandre Maritha Kigarin. Perrin Aybara.« Er wurde nicht mit einem Titel angesprochen. »Man soll unsere persönliche Dankbarkeit verkünden, dass Ihr unsere Mutter zu uns zurückgebracht habt. Eure Bemühungen in dieser Angelegenheit bringt Euch die tiefste Anerkennung der Krone ein.«
»Vielen Dank, Euer Majestät«, sagte Perrin in seinem üblichen schroffen Tonfall. Faile hatte ein langes Gespräch mit ihm geführt, worin es darum gegangen war, nicht auf die formellen Anreden oder zeremoniellen Artigkeiten zu verzichten.
»Wir werden für die Rückkehr meiner Mutter einen Feiertag ausgerufen«, sagte Elayne. »Sowie für ihre Rückkehr in die ihr zustehende … Stellung.«
Nun, diese Pause bedeutete, dass Elayne gar nicht darüber erfreut gewesen war, dass man ihre Mutter wie eine Dienerin behandelt hatte. Sie musste begreifen, dass Perrin und Faile nicht gewusst hatten, was sie da taten, aber eine Königin konnte einen solchen Vorfall trotzdem mit Missfallen betrachten. Vielleicht war das ein Vorteil, den sie benutzen wollte.
Es war durchaus möglich, dass Faile zu viel in die Worte hineindeutete, aber das konnte sie nicht vermeiden. In mancherlei Hinsicht war eine Lady genau wie eine Kauffrau, und man hatte sie für beide Rollen gut ausgebildet.
»Und schließlich kommen wir zu dem Grund für unsere Begegnung«, sagte Elayne. »Lady Bashere, Meister Aybara. Gibt es eine Gunst, die Ihr gern für das Geschenk hättet, das Ihr Andor gemacht habt?«
Perrin legte die Hand auf seinen Hammer, dann sah er Faile fragend an. Offensichtlich erwartete Elayne, dass sie darum baten, ihn formell in den Rang eines Lords zu erheben. Oder vielleicht um Nachsicht dafür baten, dass er sich dafür ausgegeben hatte, zusammen mit einem formellen Pardon. Diese Unterhaltung konnte zu beiden Ergebnissen führen.
Faile war versucht, das Erstere zu verlangen. Es wäre eine einfache Antwort gewesen. Aber vielleicht zu einfach; Faile musste noch ein paar Dinge wissen, bevor sie fortfahren konnte. »Euer Majestät«, sagte sie sorgfältig, »könnten wir uns in einem intimeren Rahmen über diese Gunst unterhalten?«
Elayne dachte darüber nach – mindestens dreißig Sekunden lang, was wie eine Ewigkeit erschien. »Sicher. Mein Wohnzimmer steht bereit.«
Faile nickte, und ein Diener öffnete eine kleine Tür an der linken Seite des Thronsaals. Perrin ging darauf zu, dann hielt er an Gaul, Sulin und Arganda gerichtet die Hand hoch. »Wartet hier.« Er zögerte, sah Grady an. »Ihr auch.«
Das schien keinem von ihnen zu gefallen, aber sie gehorchten. Man hatte sie vorher gewarnt, dass das möglicherweise passieren würde.
Faile bezwang ihre Nervosität – es gefiel ihr gar nicht, den Asha’man zurückzulassen, ihre beste Fluchtmöglichkeit. Vor allem da Elayne zweifellos im Wohnzimmer Wächter und Spione versteckt hatte, die bei dem geringsten Anzeichen von Gefahr sofort herbeistürmen würden. Sie hätte gern über ähnlichen Schutz verfügt, aber einen Machtlenker zu einem Gespräch mit der Königin mitzunehmen … nun, dann sollte es eben so sein. Sie befanden sich in Elaynes Reich.
Faile holte tief Luft und gesellte sich in dem kleinen Raum zu Perrin und Alliandre. Man hatte Stühle aufgestellt; Elayne hatte diese Möglichkeit vorhergesehen. Sie warteten auf die Königin und setzten sich nicht. Faile konnte kein offensichtliches Versteck für Wächter entdecken.
Elayne trat ein und schwenkte die Hand. Der Große Schlangenring auf ihrem Finger funkelte im Lampenschein.
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