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Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)

Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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die prächtigen Gänge zu begleiten. Im Palast herrschte Opulenz. Jeder Wandteppich, jede Vase und jeder goldene Bilderrahmen schien Oncala beleidigen zu wollen. Vierzig Jahre Krieg, und Andor war unberührt. Es war völlig sicher und sonnte sich im Schutz seiner Aielverteidiger.
    Nun, Andor würde sehen, was es davon hatte. Die Aiel waren durch ihren Kampf stärker geworden. Einst war ihre Tapferkeit legendär gewesen. Jetzt war sie noch größer! Wenn die Aiel die Seanchaner vernichtet hatten, würde die Welt erkennen, was die Aiel gelernt hatten. Die Feuchtländerherrscher würden sich wünschen, großzügiger gewesen zu sein.
    Die Türen zum Thronsaal standen offen; Oncala und Hehyal traten ein. Auch hier gab es das Drachenbanner, eine Erinnerung, dass das königliche Geschlecht von Andor ebenfalls die Blutlinie des Car’a’carn trug. Noch ein Grund mehr für Oncala, sie zu hassen. Der andoranische Adel hielt sich ihr für ebenbürtig.
    Königin Talana war eine Frau mittleren Alters mit glänzendem rotem Haar. Nicht besonders hübsch, aber sehr majestätisch. Sie unterhielt sich leise mit einem ihrer Berater, dann bedeutete sie den Aiel zu warten. Eine Beleidigung, ganz bewusst. Oncala schäumte innerlich.
    Schließlich rief man sie an den Löwenthron heran. Talanas Bruder, ihr Beschützer, stand in Hofkleidung – Weste und Mantel – hinter ihr, die Hand auf dem Schwertgriff. Oncala hätte ihn töten können, ohne dabei auch nur ins Schwitzen zu geraten.
    »Ah«, sagte Königin Talana. »Wieder die Tardaad Aiel. Ihr tragt noch immer den Speer, Oncala?«
    Oncala verschränkte die Arme, enthielt sich aber jeder Bemerkung. Sie wusste, dass sie nicht gut mit Leuten umgehen konnte. Wenn sie sprach, kam es viel zu häufig zu Beleidigungen. Es war besser, dem Clanhäuptling den Vortritt zu lassen.
    »Ich nehme an, Ihr seid hier, um wieder um Hilfe zu bitten«, sagte Talana.
    Hehyal errötete, und einen Augenblick lang wünschte sich Oncala, sie hätte ihren Speer nicht draußen gelassen.
    »Wir haben etwas für Euch«, sagte Hehyal, zog einen Lederbeutel hervor und gab ihn einem der Gardisten. Der Mann öffnete ihn und inspizierte die darin enthaltenen Papiere. Eine weitere Beleidigung. Musste man sie wie Attentäter behandeln? Oncala mochte die Königin nicht, das stimmte wohl, aber ihre Familie und Talanas waren wegen ihrer Großmütter, die Erstschwestern gewesen waren, einander zur Treue verschworen.
    Der Soldat übergab der Königin die Papiere. Talana las sie, und ihre Miene wurde immer besorgter und nachdenklicher.
    Wie die meisten Herrscher unter dem Drachenfrieden sorgte sich auch Talana wegen der Seanchaner. Die Techniken und das Geschick des Rabenkaiserreichs, die Eine Macht zu formen, wurden ständig besser. Die Aiel hatten sie für den Augenblick zu einem Unentschieden gezwungen. Was würde passieren, sollten die Seanchaner siegen? Würden sie an ihren Eiden festhalten?
    Wieweit konnte man den Seanchanern vertrauen? Hehyals Agenten hatten im Verlauf des letzten Jahrzehnts viel Zeit dafür aufgewandt, genau diese Frage an den einflussreichen Höfen der Welt in Umlauf zu bringen. Er war ein weiser Mann. Schon vor seinem Aufstieg zum Häuptling hatte er erkannt, dass dieser Krieg nicht allein von den Aiel gewonnen werden konnte. Sie brauchten diese weichen Feuchtländer.
    Was der letzte Grund dafür war, warum Oncala sie so sehr hasste.
    »Wo habt Ihr die her?«, fragte Talana.
    »Aus dem seanchanischen Palast«, sagte Hehyal. »Sie hätten Rhuidean nicht angreifen dürfen. Der Ehre zufolge erlaubt uns das eine Antwort – obwohl unser Angriff verstohlen war, um diese Papiere in die Hand zu bekommen. Ich ahnte schon längere Zeit, wo sie aufbewahrt wurden, und allein der Gedanke an meine Ehre hielt mich davon ab, nicht in den geheiligten Palast der Seanchaner einzudringen.«
    Talanas Miene versteinerte. »Ihr seid von ihrer Echtheit überzeugt?«
    »Zweifelt Ihr daran?«, fragte Hehyal.
    Königin Talana schüttelte den Kopf. Sie sah beunruhigt aus. Sie wusste, dass Aiel nicht logen.
    »Wir waren geduldig mit Euch«, sagte Hehyal. »Wir sind zu Euch gekommen und haben erklärt, was geschehen wird, wenn wir die Seanchaner nicht abwehren können.«
    »Der Drachenfriede …«
    »Was kümmert sie der Drache?«, wollte Hehyal wissen. »Sie sind Invasoren, die ihn zwangen, sich ihrer Kaiserin zu beugen. Man betrachtet sie als höherrangig. Sie werden keine Versprechen halten, die sie jemandem gegeben haben, der

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