Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Häuptling der Daryne Aiel.
Andere nickten. Aber das brachte ein größeres Problem in den Vordergrund, eines, von dem ihre Mutter oft gesprochen hatte. Was bedeutete es, Aiel zu sein, jetzt nachdem ihre Pflicht der Vergangenheit gegenüber erfüllt war und sie ihr Toh als Volk gereinigt hatten?
»Wie lange können wir warten, obwohl wir wissen, dass sie Aiel-Frauen mit ihren Kragen gefangen halten?«, wollte Alalved wissen. »Es sind Jahre vergangen, und sie lehnen noch immer sämtliche Angebote ab, mit uns zu verhandeln oder mit Lösegeld bezahlt zu werden! Sie erwidern unsere Höflichkeit mit Beleidigungen und Unverschämtheit.«
»Wir sind nicht dazu bestimmt zu bitten«, sagte der alte Bruan. »Bald werden die Aiel zu milchgefütterten Feuchtländern.«
Alle nickten bei seinen Worten. Der weise Bruan hatte die Letzte Schlacht überlebt.
»Wenn die seanchanische Kaiserin doch bloß …« Ronam schüttelte den Kopf, und Padra wusste, was er dachte. Die alte Kaiserin, die, die während der Tage der Letzten Schlacht geherrscht hatte, war von Ronams Vater als Frau von Ehre betrachtet worden. Angeblich war man mit ihr fast zu einer Übereinkunft gekommen. Aber seit ihrer Herrschaft waren viele Jahre vergangen.
»Trotzdem treffen die Speere aufeinander«, fuhr Ronam fort. »Unsere Leute kämpfen, wenn sie einander begegnen. Das ist unsere Natur. Wenn die Seanchaner keinen Vernunftgründen aufgeschlossen sind, welchen Grund haben wir dann, sie in Ruhe zu lassen?«
»Dieser Drachenfrieden wird sowieso nicht lange halten«, meinte Alalved. »Scharmützel zwischen den Nationen sind an der Tagesordnung, auch wenn keiner davon spricht. Der Car’a’carn verlangte Versprechen von den Monarchen, aber das wird nicht durchgesetzt. Man kann viele Feuchtländer nicht bei ihrem Wort nehmen, und ich sorge mich, dass die Seanchaner sie verschlingen, während sie sich miteinander balgen.«
Wieder nickten viele. Nur Darvin und Tavalad erschienen nicht überzeugt.
Padra hielt den Atem an. Sie hatten gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Die Scharmützel mit den Seanchanern, die Unruhe der Clans. Von diesem Tag hatte sie geträumt, ihn aber auch gefürchtet. Ihre Mutter hatte in der Schlacht großes Ji errungen. Sie selbst hatte so wenige Gelegenheiten gehabt, sich zu beweisen.
Ein Krieg mit den Seanchanern … die Aussicht belebte sie. Aber sie würde auch so viel Tod bringen.
»Was sagen die Kinder des Drachen?«, fragte Ronam und sah die vier Geschwister an.
Es erschien immer noch seltsam, dass diese Älteren zu ihr aufschauten. Sie berührte das tröstliche, in ihrem Hinterkopf ruhende Saidar und zog Kraft daraus. Was würde sie nur ohne es tun?
»Ich sage, wir müssen unsere Leute zurückholen, die die Seanchaner gefangen halten«, meldete sich Marinna zu Wort. Sie befand sich in der Ausbildung zur Weisen Frau.
Alarch schien unsicher und blickte zu Janduin. Alarch verließ sich oft auf seinen Bruder.
»Die Aiel müssen einen Lebensinhalt haben«, sagte Janduin nickend. »Im Augenblick sind wir nutzlos, und wir haben nicht versprochen, sie nicht anzugreifen. Es ist ein Zeugnis unserer Geduld und dem Respekt meinem Vater gegenüber, dass wir so lange gewartet haben.«
Blicke richteten sich auf Padra. »Sie sind unsere Feinde«, sagte sie.
Ein Mann nach dem anderen im Raum nickte. Es erschien so banal, die Jahre des Wartens auf diese Weise zu beenden.
»Geht zu euren Clans.« Ronam stand auf. »Bereitet sie vor.«
Padra blieb sitzen, während sich die anderen verabschiedeten, einige ernst, andere aufgeregt. Siebzehn Jahre ohne Schlacht waren einfach zu lange für die Aiel gewesen.
Bald war das Zelt bis auf Padra leer. Sie wartete und starrte den Teppich an. Krieg. Sie verspürte Aufregung, aber ein anderer Teil von ihr war ernst. Sie fühlte sich, als hätte sie die Clans auf einen Weg gebracht, der sie für alle Zeiten verändern würde.
»Padra?«, fragte da eine Stimme.
Sie schaute auf und sah Ronam im Zelteingang stehen. Errötend stand sie auf. Obwohl er zehn Jahre älter als sie war, war er doch recht ansehnlich. Natürlich würde sie niemals den Speer aufgeben, aber hätte sie es getan …
»Ihr erscheint besorgt«, sagte er.
»Ich habe nur nachgedacht.«
»Über die Seanchaner?«
»Über meinen Vater«, erwiderte sie.
»Ah.« Ronam nickte. »Ich erinnere mich, als er das erste Mal in die Kaltfelsenfestung kam. Ich war so jung.«
»Welchen Eindruck hattet Ihr von ihm?«
»Er war ein
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